Elefanten-Alarm in Simbabwe: Dorf setzt auf GPS | Weather.com
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Elefanten-Alarm in Simbabwe: Dorf setzt auf GPS

Die Tiere zerstören regelmäßig Felder und bedrohen die Versorgung. Ein neues Tracking-System hilft, Herden rechtzeitig zu orten und gefährliche Begegnungen zu vermeiden.

Ein Elefant spaziert an einer Wasserstelle im Hwange-Nationalpark in Simbabwe (AP Photo/Aaron Ufumeli)
Ein Elefant spaziert an einer Wasserstelle im Hwange-Nationalpark in Simbabwe
(AP Photo/Aaron Ufumeli)

Wenn das Warnsignal aufblinkt, tritt Capon Sibanda in die Pedale. Mit seinem Fahrrad fährt er von Haus zu Haus, zu all jenen in seinem Dorf nahe dem Hwange-Nationalpark in Simbabwe, die kein Telefon oder Internetzugang haben. Alle anderen hat er vorher schon über WhatsApp alarmiert: Die Elefanten rücken an.

Dass Sibanda so früh Bescheid weiß und so schnell reagieren kann, verdankt die Region einem neuen Tracking-System für die Elefanten. Einige Tiere sind mit GPS-Halsbändern ausgestattet, die Bewegungen der Herden über Satellit verfolgen. Die Daten werden dann weitergesandt, um die Nachbarschaft des Nationalparks rechtzeitig zu warnen, wenn sich Elefanten auf ein Dorf zubewegen.

Elefanten kommen immer häufiger

Mit dem System, das die Nationalparkbehörde des südafrikanischen Landes zusammen mit der Tierschutzorganisation IFAW im vergangenen Jahr einführte, sollen gefährliche Begegnungen zwischen Mensch und Tier vermieden werden. "Als wir anfingen, war es eher eine Herausforderung, aber jetzt ist es phänomenal", sagt Sibanda. Der 29-Jährige gehört zu einer Reihe von Freiwilligen aus den Dörfern, die sich für die Überwachung und Alarmierung haben ausbilden lassen.

Seit Generationen versuchen die Dorfbewohner mit allen möglichen Mitteln, Elefanten von ihren Ortschaften fern zu halten. Sie klopfen auf Töpfe oder verbrennen Dung, um die Tiere mit Lärm oder Rauch zu vertreiben. Doch bislang waren die Elefanten immer schon ganz nah, bevor die Menschen reagieren konnten. Zudem hat der Klimawandel mit schlimmen Dürren und schwindenden Ressourcen dazu geführt, dass die Elefanten zuletzt immer häufiger auf der Suche nach Nahrung Kurs auf die Dörfer nehmen.

"Jetzt werden wir rechtzeitig gewarnt"

Dank des neuen Tracking-Systems ist die Einwohnerschaft jetzt schneller gewappnet. Die Menschen greifen zwar immer noch zu den Töpfen und Pfannen, aber sie stehen schon bereit, wenn die Tiere noch gar nicht bedrohlich nahe sind. "Jetzt werden wir rechtzeitig gewarnt, und die Ranger reagieren schneller", sagt die Landwirtin Senzeni Sibanda.

Ganz zufrieden ist sie aber nicht. Ein Teil der Tiere sollte erlegt und vermarktet werden, so dass die Dörfer davon profitieren könnten, findet sie. "Wir haben sowieso zu viele Elefanten."

Landwirtin fordert höhere Jagdquote

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Die Elefantenpopulation in Simbabwe wird auf etwa 100.000 Tiere geschätzt, fast doppelt so viele, wie das Land ohne Probleme aufnehmen kann. Seit fast vier Jahrzehnten wurden in Simbabwe aber nahezu keine Elefanten mehr gekeult. Grund dafür seien der Druck von Tierschützern und hohe Kosten, sagt Parksprecher Tinashe Farawo.

Senzeni Sibanda fordert eine Aufstockung der Jagdquote für Elefanten. Die liegt derzeit bei 500 Tieren pro Jahr. Und die Landwirtin findet, dass ihre Gemeinde mehr von den Erlösen abbekommen sollte. Aktuell erhält die Ortschaft nur einen kleinen Teil der Einnahmen, etwa so viel wie ein Elefant wert ist – zwischen 10.000 und 80.000 Dollar (9.000 bis rund 70.000 Euro). Der Ort finanziert daraus unter anderem die Reparatur von Wasserleitungen oder baut Zäune, um die Tiere abzuhalten.

Leitkühe erhalten GPS-Bänder

Das neue Erfassungssystem protokolliert auch Vorfälle wie Ernteschäden oder Angriffe auf Menschen und Vieh seitens Raubtieren wie Löwen oder Hyänen. Weiter werden Angriffe von Menschen auf Wildtiere festgehalten. Die Plattform schaffe so auch die Grundlage, dass Naturschutzentscheidungen auf soliden Daten beruhten, sagt der Direktor der Parkbehörde, Edson Gandiwa.

Bei den Elefanten ist der Anfang gemacht. Sechzehn Tiere, zumeist Leitkühe von Herden, erhielten GPS-Halsbänder. Es gibt aber noch viel zu tun. Im Hwange-Park leben etwa 45.000 Elefanten. Platz bietet er eigentlich nur für rund 15.000.

Zu viele Elefanten

Die Debatte um die vielen Elefanten in Teilen des südlichen Afrikas sorgt immer wieder für Schlagzeilen, auch über den Kontinent hinaus. Im September vergangenen Jahres kam es zu Protesten, nachdem Simbabwe und Namibia das Keulen von Elefanten inmitten der drückenden Dürre vorgeschlagen hatten, um die Ernährung der Dörfer zu sichern.

Es seien einfach zu viele Elefanten, betonen die betroffenen Länder. Man könne Europa gerne welche abgeben, schlug der damalige botswanische Präsident Mokgweetsi Masisi im vergangenen Jahr vor. Deutschland wurden 20.000 Tiere angeboten, dem Londoner Hyde Park 10.000. Umweltminister Dumezweni Mthimkhulu erklärte: Dann könnten die Europäer einmal selbst sehen, wie es sei, Seite an Seite mit Elefanten zu leben.

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