Private Bienenhaltung in der Kritik | Weather.com

Private Bienenhaltung kann Wildbienen gefährden

Immer mehr Menschen halten Honigbienen. Naturschützer warnen vor Problemen für Wildbienen und fordern mehr Verantwortung.

close up of honey bees flying
Die zunehmende private Haltung von Honigbienen ist nach Ansicht des Naturschutzbundes Nabu nicht unproblematisch
(GettyImages)

Es summt wieder in vielen Gärten Deutschlands. Von der privaten Bienenhaltung raten Naturschützer eher ab. Imker halten dagegen.

Warum steht die private Bienenhaltung in der Kritik?

Die zunehmende Haltung von Honigbienen durch Privatleute kann nach Ansicht von Naturschützern negative Folgen für Wildbienen haben. „Viele Menschen verwechseln die Haltung von Honigbienen mit Naturschutz“, sagt Laura Breitkreuz vom Naturschutzbund Nabu. Zwar tragen Honigbienen zur Bestäubung bei, doch sie können auch zur Konkurrenz für wildlebende Arten werden.

Was sollten angehende Imkerinnen und Imker beachten?

Breitkreuz rät dazu, sich vor der Anschaffung eines Bienenvolks gut zu informieren. „Privatpersonen sollten sich fragen: Wollen wir Honig produzieren oder etwas für die Umwelt tun?“ Wer sich ein Bienenvolk zulegt, müsse auch für ausreichend Blüten in der Umgebung sorgen. Fehlen diese, verschärft sich die Nahrungskonkurrenz mit Wildbienen und anderen Insekten.

Wie können Wildbienen geschützt werden?

Heimische Pflanzen, Blühflächen und Nistmöglichkeiten wie Totholz oder offene Bodenstellen können Wildbienen helfen. Wer wirklich zum Naturschutz beitragen wolle, müsse diese Maßnahmen aktiv mitdenken.

Was sagt der Deutsche Imkerbund?

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Anders sieht das August-Wilhelm Schinkel vom Deutschen Imkerbund. Er betont, dass es kaum zu direkter Nahrungskonkurrenz komme. „Wir haben 600 Bienenarten, die sich zu unterschiedlichen Tageszeiten von unterschiedlichen Pflanzen ernähren.“

Laut Schinkel gibt es in Deutschland derzeit rund eine Million Honigbienenvölker in privater Hand – 1951 waren es noch zwei Millionen. Problematisch sei nicht die Imkerei an sich, sondern Lebensraumverlust durch Monokulturen, Pestizide und Versiegelung.

Ist Imkerei gleich Naturschutz?

„Die Imkerei hat mit Naturschutz erstmal nichts zu tun“, stellt Schinkel klar. Sie sei ein Handwerk mit langer Tradition. Viele Imker legten dennoch Wert auf naturnahe Praktiken, z. B. durch die Anpflanzung ganzjährig blühender Pflanzen. Eine pauschale Bewertung sei aber schwierig, da die Bedingungen regional stark variieren.

Wie sieht verantwortungsvolle Bienenhaltung aus?

Hobbyimker Detlef Käpnick aus Brandenburg verbindet Honigproduktion mit Naturschutz. Bevor er mit der Bienenhaltung begann, prüfte er das Blütenangebot und pflanzte gezielt nach. Zusätzlich bietet er Wildbienen Rückzugsräume – mit Blühstreifen, Insektenhotels und Wasserstellen. „In Städten kann es zu Konkurrenz kommen, wenn Lebensräume begrenzt sind“, warnt Käpnick. Er schlägt daher Untersuchungen und eventuell regionale Quotenregelungen für Bienen vor. Im ländlichen Raum sei das meist kein Problem.

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