Zypern hat ein Katzen-Problem | Weather.com

Zypern hat ein Katzen-Problem

Die Zyprer sind traditionell große Katzen-Liebhaber. Auch Streuner werden oft gefüttert und umsorgt. Dadurch haben sich diese so stark vermehrt, dass auf der Insel nun mindestens so viele Katzen wie Menschen leben.

Viele Bewohner der Mittelmeerinsel lieben die Katzen.
(AP Photo/Petros Karadjias)

Wild lebende Katzen sind auf den Straßen Zyperns ein gewohnter Anblick. Viele Bewohner der Insel lieben die Tiere. Auch bei Touristen sind sie beliebt. Doch die Sache ist ein wenig außer Kontrolle geraten – die Streuner werden allmählich zu einem Problem. Die Behörden versuchen, die Population zu verringern. Das Budget für Sterilisationen wurde gerade verdreifacht. Aus Sicht von Experten sind jedoch weiter reichende Strategien erforderlich.

Ende September wurde ein zuständiger parlamentarischer Ausschuss darüber informiert, dass ein bestehendes Programm, mit dem wild lebende Katzen unfruchtbar gemacht werden sollen, nicht die erhoffte Wirkung zeigt. "Es ist ein gutes Programm, aber es muss ausgeweitet werden", sagt die zyprische Umweltkommissarin Antonia Theodosiou. Mit dem bisherigen Budget von 100.000 Euro seien pro Jahr nur etwa 2.000 Sterilisationen möglich.

Etwa ein Streuner pro Einwohner

Laut Angaben der Behörden gibt es auf der Mittelmeerinsel gut eine Million wild lebende Katzen. Das wäre etwa ein Streuner pro Einwohner. Nach Einschätzung von Aktivisten ist die tatsächliche Zahl der Katzen aber noch sehr viel höher. Auch wenn es keine offiziellen Vergleichsdaten gebe, habe sich Zypern inzwischen den Ruf erworben, eine Katzenpopulation zu haben, die im Verhältnis zu den menschlichen Bewohnern außergewöhnlich groß sei, sagt Theodosiou.

Das Problem ist erkannt. Umweltministerin Maria Panayiotou kündigte am 4. Oktober an, dass die Regierung das jährliche Budget für Sterilisationen auf 300.000 Euro erhöhen werde. Geld allein werde allerdings nicht ausreichen, warnt Charalambos Theopemptou, der den Umweltausschuss im Parlament leitet. "Es muss einen Plan geben", sagt er. "Wir können nicht einfach mit Sterilisationen weitermachen, ohne einen Plan zu haben."

Von den vielen Katzen, die ja Raubtiere sind, geht zunehmend eine Gefahr für die Ökosysteme der Insel aus. Aber auch für die Streuner selbst, die auf der Suche nach Nahrung oft entlang stark befahrener Straßen herumlaufen, werden die Lebensbedingungen immer schwieriger. Eine Strategie zur Eindämmung der Population scheint daher unerlässlich.

Die Verbindung der Zyprer zu Katzen reicht weit in die Geschichte zurück. Vor zwei Jahrzehnten fanden Archäologen in den Überresten eines neolithischen Dorfes Knochen einer Katze in direkter Nähe zu menschlichen Knochen. Dies gilt als Hinweis darauf, dass die Menschen auf Zypern schon vor etwa 9.500 Jahren Katzen als Haustiere gehalten haben. Einer Legende zufolge brachte im 4. Jahrhundert die Heilige Helena weitere Katzen auf die Insel, um eine Schlangenplage zu bekämpfen. Und bis heute gibt es das "Kloster des Heiligen Nikolaus der Katzen", das als Zufluchtsort für Streuner gilt.

Für viele Urlauber sind die Katzen eine besondere Attraktion

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Die Wirtschaft des EU-Staates ist heute stark vom Tourismus geprägt.

Millionen Urlauber kommen jedes Jahr auf die Insel. Für viele der internationalen Gäste sind die wild lebenden Katzen Zyperns eine besondere Attraktion. Umgekehrt sind die vielen Restaurants in den Badeorten bei den Katzen beliebt, weil es dort für sie fast immer genügend Speisereste zu ergattern gibt.

Die zyprische Regierung zahlt ihre Gelder an Kommunen aus, die private Veterinäre mit den Sterilisationen beauftragen. Oft sind es Mitglieder von Tierschutzorganisationen, die die Katzen einfangen und zu den Tierärzten bringen. Der staatliche Veterinärdienst betont selbst, dass die Kapazitäten den Bedarf nicht decken könnten. Um die verfügbaren Mittel besser zu nutzen, müssten Orte mit besonders hoher Konzentration von streunenden Katzen erfasst werden, heißt es.

Auch die Verdreifachung des Budgets werde nicht die erhoffte Wirkung haben, sofern nicht Tierschützer mit entsprechendem Knowhow eingebunden würden, um die Streuner einzufangen, sagt Elias Demetriou, der das private Tierheim Friends of Larnaca Cats betreibt. Die Organisation Cat Alert hat im Zentrum der Hauptstadt Nikosia bereits 397 wild lebende Katzen eingefangen und sterilisieren lassen. Aber auch das sei nur ein Tropfen auf den heißen Stein, sagt Eleni Loizidou, die Leiterin der Organisation.

Demetris Epaminondas, der Präsident des örtlichen Veterinärverbandes, hält es für möglich, das Problem mit den Katzen innerhalb von vier Jahren in den Griff zu bekommen. Dafür müssten die Behörden allerdings einen einheitlichen Plan aufstellen, sagt er. Dabei müssten private Veterinäre in die Lage versetzt werden, kostenlose Sterilisationen anzubieten – ohne die ganze Bürokratie, die den Prozess bisher so kompliziert mache.

"Die Menschen werden motivierter sein, Katzen kastrieren zu lassen, wenn wir es ihnen leichter machen, dies zu tun", betont Epaminondas. Sein Verband hat vorgeschlagen, wichtige "Hotspots" zu identifizieren und vor allem dort Katzen einzufangen und zu ausgewiesenen Tierärzten zu bringen. Die Initiative sieht außerdem die Entwicklung einer Smartphone-App vor, mit der Nutzer die Behörden auf größere Ansammlungen von Streunern hinweisen könnten.

Um die Maßnahmen zu finanzieren, wäre es laut Epaminondas sinnvoll, zusätzlich zu den öffentlichen Mitteln auch um Spenden von Unternehmen und Privatpersonen zu werben. Die Umweltkommissarin Theodosiou sagt, ihre Mitarbeiter würden an einer langfristigen Strategie unter Einbindung aller maßgeblichen Akteure arbeiten, um ein weit reichendes Sterilisationsprogramm auf den Weg zu bringen. "Es gibt Lösungen", sagt auch die Aktivistin Loizidou.

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