So überwintern Insekten | Weather.com
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Frostschutzmittel im Blut: So überwintern Insekten

Einige haben Frostschutzmittel im Blut, andere verwandeln sich, bei manchen überleben nur die Königinnen und wieder andere ziehen in wärme Gegenden: Insekten haben vielfältige Strategien, um zu überwintern.

close up of honey bees flying
Bienen überwintern auf unterschiedliche Art (Symbolbild)
(Getty Images)

Während es im Sommer brummt und summt und auch im Herbst noch ordentlich was los ist im Garten, so wird es im Winter zunehmend stiller: Die Insekten haben sich zum Überwintern zurückgezogen oder sind in wärmere Gefilde geflogen. Um die kalte Jahreszeit zu überstehen und ihre Population zu sichern, nutzen die Sechsbeiner verschiedene Strategien.

Auch wenn viele einzelne Insekten im Herbst sterben – die Insektenarten überwintern alle. „Sonst gäbe es ja im nachfolgenden Jahr keine mehr“, sagt Silvia Teich, Sprecherin beim Naturschutzbund Nabu. „Viele Arten überwintern nicht als erwachsenes Tier, sondern zum Beispiel als Ei, Puppe oder Larve.“

Schmetterlinge überwintern vielfältig

Wenn es um das Überwintern geht, ist die Liste von Strategien zum Überleben der frostigen Temperaturen lang. „Bei vielen Arten sterben die erwachsenen Tiere mit den ersten Frösten. Vorher haben sie aber noch Eier gelegt, so ist die nächste Generation gesichert“, sagt Teich.

Besonders vielfältig ist die Art der Überwinterung bei Schmetterlingen: „Einige Schmetterlingsarten überwintern als Puppe, ‚angeklebt‘ an Stängel von Pflanzen, beispielsweise der Schwalbenschwanz und der Aurorafalter.“ Andere Falter überwintern als Ei. So klebt laut Teich etwa der Zipfelfalter seine Eier an die Futterpflanzen für seine Raupen. „Wenn sie im Frühling schlüpfen, haben sie gleich Futter“, so Teich.

Frostschutzmittel im Blut

Die meisten Falter überwintern als Raupe – entweder im Boden oder unter Baumrinden. Daher ist es laut Nabu auch so wichtig, im Herbst Blätter im Garten liegen und so den Boden bedeckt zu lassen. Es gibt aber auch Arten, die als Falter überwintern.

Kältespezialisten sind Zitronenfalter. „Sie können beinahe ungeschützt bei bis zu minus 20 Grad überleben“, sagt Teich. „Das ist möglich, weil diese Tiere eine Art Frostschutzmittel im Blut haben. Die Falter hängen sich an Efeublätter, Brombeere oder Stechpalme oder überwintern im hohen Gras.“

Überwinternde Falter, denen das Frostschutzmittel fehlt, brauchen ein frostsicheres Versteck für den Winter – etwa einen Dachstuhl, einen Keller oder einen Geräteschuppen. Dazu gehören beispielsweise Großer Fuchs, Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge „Wer in diesen Räumen einen Falter findet, der sollte ihn am besten in Ruhe lassen – die Tiere wachen im Frühjahr von alleine wieder auf“, sagt Teich.

Auch Marienkäfer halten Winterruhe

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Den Winter in einer Art Winterruhe verbringen auch Marienkäfer. „Sie suchen sich Hohlräume wie Mauerritzen oder graben sich tief in Laubhaufen ein“, erklärt die Nabu-Sprecherin. Andere Käferarten, etwa der Laufkäfer, überwintern hingegen entweder als Larve oder als Käfer im Boden.

Frostspanner, Wintermücken oder Schneeflöhe haben den Frostschutz in ihrem Körper in einer derart hohen Konzentration, dass sie auch bei niedrigen Temperaturen aktiv sein können. Für den Frostspanner ist im Winter Paarungszeit, sodass die nächste Generation als frostsichere Eier überwintert. Die jungen Raupen schlüpfen dann im Frühjahr.

Gemeinsam als Volk überleben

Wie Bienen überwintern, kommt darauf an, ob es sich um Solitärbienenarten – also Wildbienen ohne Staat – oder um staatenbildende Bienen handelt. „Viele Solitärbienenarten legen ihre Eier zusammen mit Pollen und Nektar in den Boden. Die Larven entwickeln sich in ihren Erdzellen. Von dort schlüpfen im Frühjahr die Jungbienen“, sagt Teich. Honigbienen wiederum überleben den Winter als vollständige Völker: Das Volk zieht sich zu einer Kugelform zusammen und schützt in ihrer Mitte die Königin vor Kälte.

Auch Ameisen überleben gemeinsam als Volk, indem sie sich in tief unter der Erde liegende Winternester zurückziehen und in eine Kältestarre verfallen. „Bei anderen staatenbildenden Insektenarten, wie bei staatenbildenden Wespen, Hornissen oder Hummeln, überwintert meist nur die verpaarte Königin. Sie sucht im Frühjahr eine neue Niststelle, legt dort Eier ab und baut so ein neues Volk auf“, erklärt Teich.

Gen Süden ziehen

Manche Insekten zieht es im Winter in wärmere Gefilde: „Es gibt Wanderfalter wie den Admiral und Distelfalter, die in den Süden ziehen und Alpen und Mittelmeer überfliegen“, sagt Teich. Im Frühjahr fliegen diese Falter von Nordafrika zunächst nach Südeuropa, wo sie sich fortpflanzen. Diese neue Generation wandert dann bis Ende Mai wieder zurück nach Deutschland.

Der Klimawandel hat laut Teich erstmal nichts mit dem Überwintern der Insekten zu tun. Beim Admiral lasse sich aber in den letzten Jahren beobachten, dass er nicht immer als Wanderfalter unterwegs sei, sondern durch die milden Winter auch hier in Deutschland als erwachsenes Tier überwintere.

Wer den Tieren im Winter helfen will, der kann laut Nabu unter anderem ein Insektenhotel aufstellen, Altholz, Pflanzenstängel und andere oberirdische Hohlräume im Garten belassen, Stauden und Gehölze erst im Mai zurückschneiden und Wiesen erst so spät wie möglich mähen. Damit die Tiere direkt im Frühling Nahrung finden, heißt es: Frühblüher stecken.

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