Haben Elektroautos Probleme bei Kälte? | The Weather Channel

Haben Elektroautos Probleme bei Kälte?

Ein Elektroauto lädt.
Auch bei kalten Temperaturen kommt man mit seinem Elektroauto sicher ans Ziel.
(dpa/Hendrik Schmidt)

Als umweltfreundliche Alternative zur klassischen Variante mit fossilen Brennstoffen ziehen immer mehr Verbraucher in Deutschland den Kauf eines Elektroautos in Betracht. Doch noch immer ist die Meinung weitverbreitet, dass Stromer gerade im Winter nicht mit Benzinern mithalten könnten. Diese Sorge ist allerdings längst überholt – das zeigt auch der Blick ins kalte Norwegen: Dort beträgt der Anteil an E-Autos bei Neuzulassungen inzwischen rund ein Drittel. Unser Überblick zeigt, weshalb man mit dem E-Auto auch bei kalten Temperaturen sicher ans Ziel kommt.

Winterliche Widrigkeiten

Ob Benzin oder Elektrizität – winterliche Verhältnisse wirken sich auf beide Antriebsformen aus. So verfügen kalte Verbrennungsmotoren aufgrund der schlechteren Verbrennung und der zäheren Schmierstoffe in den ersten Minuten nach dem Start über einen geringeren Wirkungsgrad als üblich. Bei Batterien verlangsamen sich bei Frost die chemischen Prozesse während sich gleichzeitig der Innenwiderstand erhöht. Wird die Batterie im kalten Zustand belastet, kann die Spannung daher schneller einbrechen.

Professor Dr. Werner Tillmetz, ehemals tätig am Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW) in Ulm, ist der Meinung, dass auch bei den Energiespeichern das Problem nur für kurze Zeit zu Beginn der Fahrt bestünde. „Durch den Stromfluss erwärmen Batterien sich innerhalb kurzer Zeit – Computernutzer kennen das Phänomen beispielsweise von ihrem Notebook“, so Tillmetz. Genau wie beim klassischen Benziner können Autobesitzer dem Effekt entgegenwirken, indem sie den Stromer über Nacht in der Garage oder der Tiefgarage unterstellen. Manche E-Autos verfügen darüber hinaus über beheizbare Batterien.

Doch auch ohne diese Vorsorgemaßnahmen sollte die Batterie spätestens nach einigen Minuten Fahrt wieder die volle Leistung erzeugen. Auch andere winterliche Probleme betreffen E-Autos wie Benziner gleichermaßen: So müssen Fahrzeuge im Winter generell mehr Energie für die höhere Walkarbeit aufbringen, mit der die Reifen wintertypische Straßenkonditionen wie Regen, Schnee oder Matsch überwinden.

An der Steckdose vorheizen

Größter Energieverbraucher neben dem eigentlichen Fahrbetrieb selbst ist in einem Elektroauto im Winter die Heizung. Im Unterschied zu benzinbetriebenen Fahrzeugen, bei denen die Abwärme des Verbrennungsmotors genutzt werden kann, kommt die Energie für den Betrieb der Innenraum-, Scheiben-, Sitz- und Lenkradheizungen beim E-Auto aus der Batterie. Um die fünf Kilowatt sind je nach Fahrzeuggröße laut ADAC dafür fällig.

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Würden alle Systeme eine Stunde lang im Dauerbetrieb laufen – was in der Realität eher selten der Fall sein dürfte – läge der Energieverbrauch bei fünf Kilowattstunden. Dieser geht zwar unmittelbar auf Kosten der Reichweite, doch die neuesten Batterien sind mit einer Kapazität zwischen 40 und 100 Kilowattstunden deutlich leistungsfähiger als noch vor einigen Jahren. „Bei dieser Akkukapazität bleibt noch beliebig viel Energie zum Fahren übrig“, sagt Tillmetz.

Ganz vermeiden lässt sich dieser Nachteil, indem man schon kurz vor Fahrtantritt die Heizung aktiviert – wenn das Auto noch an der Steckdose angeschlossen ist. Bei vielen E-Autos kann man diese Option in den Fahrzeugeinstellungen oder per App programmieren. Wer die Heizung insgesamt etwas herunterregelt oder sie schon kurz vor dem Erreichen seines Fahrtziels abschaltet und die Restwärme nutzt, der spart zusätzlich Energie. Solche Stromsparmaßnahmen dürfen allerdings keinesfalls auf Kosten der Sicherheit gehen, warnt der ADAC: Die eigene Sicht durch das Belüften beschlagener Scheiben sowie die Sichtbarkeit durch die Scheinwerfer sollten immer Vorrang haben.

Reichweitenreserven einplanen

Die Zeiten, in denen die Besitzer von E-Autos zwischen Komfort und Reichweite abwägen müssen, dürften bald der Vergangenheit angehören. „Die Industrie optimiert Batterien und Energiemanagement immer weiter“, sagt Tillmetz. „Die meisten Kälteprobleme können dadurch inzwischen ausreichend kompensiert werden.“ Mit einer Aufladung ermöglichen die Energiespeicher inzwischen Reichweiten von 300 bis 400 Kilometern – zu Benzin-Motoren ist das kein allzu großer Unterschied mehr.

Bei durchschnittlichen Strecken von bis zu 40 Kilometern, die E-Autofahrer statistisch gesehen am Tag zurücklegen, sollten demnach auch an den kältesten Tagen stets genügend Leistungsreserven in den Energiespeichern verbleiben. Für den Fall der Fälle rät der ADAC Fahrern von E-Autos auf ihrer Stammstrecke trotzdem zum Einplanen großzügiger Reichweitenreserven. Den Experten zufolge sollten diese bei etwa einem Drittel liegen.

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