Wo in Deutschland die Hotspots für Senklöcher sind | Weather.com
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Umwelt

Wenn die Erde sich auftut: Wo in Deutschland die Hotspots für Senklöcher sind

A sinkhole claims a piece of paved road in the Cascade Mountains.
Ein Hotspots für Senklöcher in Deutschland sind die Schwäbische und Fränkische Alb sowie Teile von Thüringen
(GettyImages)

Auf einen Blick

  • Immer wieder kommt es auf der ganzen Welt zu plötzlichen Absenkungen der Erdoberfläche
  • Auch in Deutschland finden sich Hotspots, wo immer sich immer wieder der Abgrund auftut

Der Boden unter unseren Füßen ist nur scheinbar ein stabiler Untergrund. Denn immer wieder kommt es auf der ganzen Welt zu plötzlichen und unvermittelten Absenkungen der Erdoberfläche.

Die dadurch entstehenden Senken, Krater oder Löcher werden, je nachdem, ob als Ursache natürliche Prozesse oder menschliche Aktivitäten verantwortlich sind, Erdfälle oder Tagesbrüche genannt. Besonders häufig tritt das Phänomen entlang der sogenannten Sinkhole Alley im US-Bundesstaat Florida auf. Doch auch in vielen anderen Teilen der Welt kommt es vor. Ein Überblick.

Natürliche Ursachen

Voraussetzung für ein plötzliches Absacken der Erdoberfläche ist die Bildung von Hohlräumen im Untergrund. In Regionen, in denen das oberflächennahe Gestein aus verhältnismäßig leicht löslichen Materialien wie Kalkstein, Gips oder Salzgestein besteht, können diese durch sogenannte Subrosion entstehen.

Die Gesteine werden dabei von Sicker- oder Grundwasser ausgelaugt und weggespült. Zurück bleiben unterirdische Karsthöhlen, die, wenn sie nahe an der Oberfläche liegen, die über ihnen verbliebenen Gesteinsschichten zum Einsturz bringen können. Geologen bezeichnen die daraus resultierenden Krater als Erdfälle, umgangssprachlich werden sie manchmal auch Senklöcher genannt.

Hotspots finden sich auch in Deutschland

Eine Kombination aus Kalkstein und Grundwasser unter der Oberfläche macht die sogenannte Sinkhole Alley im Zentrum des US-Bundestaats Florida zu einer besonders betroffenen Region. Wie die New York Times berichtet, hat sich Mitte 2017 dort ein Erdfall über etwa 80 Meter Durchmesser ausgebreitet und sieben Häuser verschluckt.

In Deutschland treten diese Absenkungen ebenfalls immer wieder auf. Aufgrund ihrer Geologie gelten unter anderem die Schwäbische Alb, die Fränkische Alb sowie Teile von Thüringen als potenziell anfällig für das Phänomen.

Schwierige Prognose

2010 öffnete sich beispielsweise ein rund 20 Meter tiefer Erdfall im thüringischen Schmalkalden. „Subrosionsvorgänge sind in diesen Regionen deshalb gefährlich, weil wir nicht wissen, wann und wo genau sie stattfinden“, sagt Dr. Dirk Kuhn von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover.

Zwar ist in der Geologie relativ genau kartiert, welche Gesteinsarten an welchen Orten unterirdisch vorkommen. Trotzdem ist es schwierig, genau vorherzusagen, wo und wann sich ein Erdfall bilden könnte.

Der Mensch als Auslöser

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Neben Erdfällen mit natürlicher Ursache treten auf der ganzen Welt auch Absenkungen der Erdoberfläche durch menschliche Aktivitäten auf. So können unentdeckt bleibende Brüche in Wasser- oder Abwasserleitungen den Untergrund so stark auswaschen, dass es an der Oberfläche zu Absenkungen kommt.

Ein wesentlich häufigerer Auslöser ist allerdings der Bergbau – immer wieder stürzen alte, nicht ausreichend abgestützte oder verfüllte Stollen und Schächte ein. „Diese sogenannten Tagesbrüche können sich potenziell überall dort ereignen, wo Bergbauaktivitäten stattfinden oder in der Vergangenheit stattgefunden haben“, sagt Dr. Dirk Balzer, BGR-Arbeitsbereichsleiter im Fachbereich Gefährdungsanalysen, Fernerkundung. Auch in Deutschland: Ende des 19. Jahrhunderts kam es beispielsweise in der sachsen-anhaltischen Stadt Staßfurt, die als Geburtsort des Kalibergbaus gilt, zu einem Tagesbruch über einer unterirdischen Schachtanlage.

Die Bergleute waren bei den Abbauarbeiten der Erdoberfläche zu nahe gekommen – geologisch bedingt findet sich dort das qualitativ beste Kali. Aus der Not machte man in der Folge eine Tugend: 1929 eröffnete mit dem Strandsolbad Staßfurt das nach wie vor einzige Binnensolbad in Mitteleuropa – das Schwimmen dort gilt aufgrund des hohen Chloridgehalts als besonders gesund.

Teure Reparaturmaßnahmen

Nicht überall jedoch bietet sich die praktische Nutzung eines Erdfalls oder eines Tagesbruchs zu einem Schwimmbad nach Staßfurter Vorbild an. In den meisten Fällen werden die entstandenen Krater verfüllt – meist mit Beton oder mit Mischungen aus Kies und anderen Gesteinsarten.

Je nachdem, wie viel Erdreich abgesackt ist, sind dafür allerdings riesige Mengen an Füllmaterial nötig. „Ob und wie ein Krater aufgefüllt werden kann ist deshalb immer auch eine Sache der Kosten-Nutzen-Abwägung“, sagt BGR-Experte Kuhn.

Beste Füllung: Mischung aus Kies, Gestein und Beton

Dabei spielt auch der Ort des Senklochs eine Rolle. In der offenen Landschaft sind Gegenmaßnahmen häufig nicht so drängend wie in dicht besiedelten Gebieten. So wurde ein rund 90 Meter tiefes und 20 Meter großes Loch, das sich 2010 mitten in der Millionenmetropole Guatemala-Stadt auftat, von den Behörden vollständig mit Zement verfüllt.

Nach Meinung einiger Experten ist allerdings eine schichtweise in den Krater eingebrachte Mischung aus Kies, anderem Gestein und Beton zwar die teurere, dafür aber auch die besser geeignete Füllung. Sie erlaubt weiterhin die Zirkulation von Grundwasser. Ein undurchlässiger Zementpfropf dagegen zwingt die unterirdischen Wasserströme dazu, sich neue Wege zu suchen – was an anderer Stelle zu neuen Problemen führen könnte.

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