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Todeszonen in den Ozeanen – wenn dem Meer die Luft ausgeht  | The Weather Channel
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Umwelt

Todeszonen in den Ozeanen – wenn dem Meer die Luft ausgeht 

Global Seawater Oxygen-18 Database - Nasa - 2006
Karte des Sauerstoffgehalts in den Ozeanen 2006: Todeszonen sind Areale im Meer, in denen der Sauerstoffgehalt im Wasser so stark absinkt, dass für Lebewesen Gefahr besteht.
(Global Seawater Oxygen-18 Database/Nasa)

 

Weltweit geht es den Ozeanen zunehmend schlechter. Schuld daran sind vor allem menschengemachte Ursachen wie die Polschmelze, die globale Erwärmung, die Versauerung der Ozeane sowie der Anstieg der Müllmengen. Ein zusätzliches Problem ist die Ausbreitung sogenannter Todeszonen.

In diesen zum Teil riesigen Gebieten, von denen weltweit mehrere Hundert existieren, enthält das Wasser so wenig Sauerstoff, dass Organismen, die davon abhängen, dort keinerlei Überlebenschancen haben. Wie diese Zonen entstehen und wo sich die größten befinden, erklärt unser Überblick.

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Ursache Nährstoffeintrag

Zonen im Meer, in denen der Sauerstoffgehalt im Wasser so stark absinkt, dass für höheres Leben Gefahr besteht, können aus verschiedenen Gründen entstehen. Häufig steckt dahinter die sogenannte Eutrophierung, ein Prozess, bei dem sich verschiedene Nährstoffe stark im Meerwasser anreichern. Dies führt zunächst zu einem verstärkten Wachstum von Algen, die nach der Blüte absinken und von Bakterien unter hohem Sauerstoffverbrauch zersetzt werden. Eutrophierung kann durch natürliche Ursachen entstehen.

„Gerade in Küstennähe wird das Problem allerdings häufig durch den Menschen verschärft, weil Düngemittel aus der intensiven Landwirtschaft über die Flüsse ins Meer eingetragen werden“, sagt der Meereswissenschaftler Professor Dr. Hans-Otto Pörtner vom Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven. „Die Anzahl der küstennahen Sauerstoffmangelgebiete hat in den vergangenen Jahren zugenommen.“ 

Ursache Schichtung

Besonders in wärmeren Breiten kann auch die Erwärmung der Wasseroberfläche und die damit einhergehende Schichtung der Wasserebenen die Bildung von Todeszonen bedingen. Kälteres Wasser sinkt in die Tiefe, getrennt von wärmerem Wasser an der Oberfläche.

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Die Durchmischung der Wasserebenen ist gestört, immer weniger frischer Sauerstoff kann der Tiefe über die Wasseroberfläche zugeführt werden. Je stärker die Schichtung, desto größer das Problem. Und auch hier verschärft der Mensch die Situation: Durch den Klimawandel steigt auch die Oberflächentemperatur der Ozeane; die stabile Schichtung breitet sich nach Norden und Süden aus.

Ursache Auftrieb

In einigen Regionen der Welt bringen ablandige Winde, Strömung und geographische Verhältnisse nährstoffreiches Tiefenwasser an die Oberfläche. Die Folge ist eine steigende Produktion von Algen, die nach der Blüte von Bakterien unter hohem Sauerstoffverbrauch abgebaut werden. Vor der Westküste Nord- und Südamerikas tritt das Phänomen seit langem auf.

„Allerdings hat es sich in den vergangenen Jahren weiter in Richtung der nordamerikanischen Küsten verlagert“, sagt Meereswissenschaftler Pörtner. Seit einigen Jahren führt es auf diese Weise zum Auftreten von Todeszonen, beispielsweise in den Küstengewässern von Kalifornien oder Oregon.

Arabisches Meer

Die größte bekannte Todeszone der Welt befindet sich britischen Wissenschaftlern zufolge im Arabischen Meer. Mit ferngesteuerten Tauchrobotern untersuchten Forscher der Universität East Anglia über mehrere Monate die See im Golf von Oman. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie im Frühjahr 2018 in dem Fachjournal Geophysical Research Letters – demnach herrscht dort auf einem Gebiet von der Größe Schottlands akuter Sauerstoffmangel. 

Ostsee

Als fast vollständig eingeschlossenes Binnenmeer verfügt die Ostsee nur über eine Verbindung zu den Weltmeeren – lediglich über eine Meerenge ist sie mit der Nordsee und somit auch mit dem Atlantik verbunden. Aus zahlreichen Flüssen strömt Süßwasser in die Ostsee – weil es leichter ist als Salzwasser, bleibt es an der Oberfläche. Die daraus resultierende Schichtung verhindert den Transport von Sauerstoff in tiefere Schichten. „Dadurch sind weite Bereiche der Bodenzonen sehr sauerstoffarm“, erklärt AWI-Forscher Pörtner.

Ein massenhafter Wasseraustausch mit der Nordsee, der sauerstoffreiches Salzwasser in die Ostsee bringt und die Todeszonen verkleinert, kann nur bei ganz bestimmten Wind- und Wetterverhältnissen stattfinden. 2014 berichtete ein dänisch-schwedisches Forscherteam von der Universität Aarhus, dass die Areale in der Ostsee mit extremem Sauerstoffmangel zwischen 1898 und 2012 von 5.000 auf 60.000 Quadratkilometer und damit um das Zwölffache angewachsen seien. 

Ostpazifik

2009 fanden deutsche Meeresforscher von der Universität Kiel eine Todeszone im östlichen Pazifik vor der Küste von Peru und Ecuador. Bereits ab einer Wassertiefe von fünf Metern war dort kein freier Sauerstoffgehalt mehr im Wasser vorhanden. Im Gegenteil – die Forscher stellten toxischen Schwefelwasserstoff fest. Tatsächlich hat der Sauerstoffgehalt in den vergangenen Jahren fast überall in den äquatornahen Teilen der Meere deutlich abgenommen. Auch, weil das wärmere Wasser dort weniger gelöste Gase enthält und zusammen mit der verstärkten Schichtung und erhöhtem biologischen Sauerstoffbedarf die Sauerstoffzehrung in größeren Tiefen verstärkt.  

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