Urban Gardening macht graue Städte nicht nur grüner | Weather.com
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Ökologisch und entspannend: Urban Gardening macht graue Städte nicht nur grüner

pulling beets out of the ground in urban communal garden
„Das Anbauen von Pflanzen kann dabei helfen, den Alltag zu entschleunigen“
(GettyImages)

Asphalt, Beton, Feinstaub und Abgase: Eigentlich sind moderne Städte das genaue Gegenteil von natürlichen Gärten mit ihrer Vielfalt an pflanzlichem Leben. Doch gerade im dumpfen Grau dicht besiedelter Ballungsräume sind grüne Oasen wichtig.

Und das nicht nur aus ökologischer Sicht – auch das menschliche Miteinander kann von der gemeinsamen Arbeit im Garten profitieren. Unter dem Begriff Urban Gardening erfreut sich das Gärtnern im städtischen Raum daher seit einigen Jahren wachsender Beliebtheit. Ein Überblick.

Ein altes Thema neu entdeckt

Gärten in urbanen Räumen sind keine neue Idee. Im Gegenteil: Schon seit Menschen in Städten sesshaft sind, pflanzen sie auf den dort verfügbaren Flächen Nutz- und Zierpflanzen an. „Was sich jedoch über die Jahrhunderte stark verändert hat, ist der Anspruch der Menschen an ihre Gärten“, sagt Andreas Becker, Leiter der Bayerischen Gartenakademie an der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim.

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So waren schon aus wirtschaftlicher Notwendigkeit Stadtbewohner früher häufiger darauf angewiesen, einen Teil ihrer Lebensmittelversorgung selbst zu decken, beispielsweise mithilfe von Schrebergärten. Heute dagegen stehen vielerorts soziale Aspekte im Vordergrund: „Das Anbauen von Pflanzen kann dabei helfen, den Alltag zu entschleunigen“, sagt Becker. „Es bringt Menschen zusammen und gibt ihnen die Möglichkeit, gemeinschaftlich etwas zu entwickeln und dabei persönliche Kontakte zu knüpfen.“ So führt das gemeinsame Gärtnern im besten Falle auch zu regelmäßigen gemeinsamen Essen.

Diese Erkenntnisse haben in den vergangenen Jahren eine wachsende Anzahl von Menschen dazu inspiriert, in Großstädten Gärten und Anbauflächen für den gemeinsamen Anbau von Pflanzen zu erschließen.

Aktive Mitgestaltung

Mithilfe des kollektiven Gärtnerns im urbanen Raum können Bürger sich außerdem aktiv an der Gestaltung ihrer Stadt und am öffentlichen Leben beteiligen. „So können Bürger von passiven Konsumenten zu aktiven Prosumenten werden, die einen Teil ihrer Lebensmittel selbst produzieren“, so Becker.

Ein Beispiel dafür ist das rheinland-pfälzische Andernach, das sich seit einigen Jahren als „essbare Stadt“ präsentiert. Dafür werden auf zahlreichen öffentlichen Grünflächen essbare und ästhetisch ansprechende Gehölze wie etwa Mandel, Pfirsich, Mispel oder Birne gepflanzt. Die Bewohner der Stadt dürfen sich aktiv an der Pflege der Kulturen beteiligen und die resultierenden Früchte auch ernten und verwerten.

Ökologische Aspekte

Auch aus ökologischer Sicht sind Gärten in der Stadt sinnvoll. Grüne Pflanzen filtern Kohlendioxid aus der Umgebung und verbessern so die Luftqualität und damit das Stadtklima insgesamt. Durch die Verdunstung leisten sie außerdem einen wichtigen Beitrag zur Kühlung der Stadt – gerade in heißen Sommern, die in den vergangenen Jahren immer häufiger aufgetreten sind, ist das ein wichtiger Aspekt.

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Auch in anderen Teilen der Welt hat man diese Vorteile erkannt. So gibt es in einigen asiatischen Metropolen, darunter beispielsweise Hongkong, Singapur und Bangkok, Initiativen zur vertikalen Begrünung. Dabei wachsen die Gärten mit den Hochhäusern in die Höhe, indem die Gebäudefassaden als Pflanzflächen genutzt werden.

Plants growing in a vertical wall arrangement at Hong Kong's Salisbury Garden, a small public park in Tsim Sha Tsui, Kowloon.
Vertikaler Garten in Hongkong
(GettyImages)

Die klimatischen Bedingungen der Tropen mit ihren regelmäßigen Niederschlägen und ihrer hohen Luftfeuchte kommen dem Ansatz entgegen. Doch auch europäische Städte könnten sich hier inspirieren lassen.

Garten sucht neue Kommunikationswege

Eine wichtige Rolle beim Thema Urban Gardening spielt zudem die Digitalisierung. Denn obwohl Andreas Becker von der Bayerischen Gartenakademie zufolge viele junge Menschen unter 30 großes Interesse am Thema Garten zeigen, fehlt es häufig sowohl am nötigen Wissen als auch an Menschen im persönlichen Umfeld, die dieses weitergeben könnten.

Diese Lücke schließen neue digitale Formen der Kommunikation, über die sich Interessierte zu Netzwerken zusammenschließen und Erfahrungen austauschen können. „So kann altes Wissen über neue Wege an die neue Generation weitergegeben werden“, sagt Becker.

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