Whiskey und Bier in Gefahr: So bedroht der Klimawandel die beliebten Getränke

Klimawandel bringt Whiskey und Bier in Gefahr

whiskey and natural ice on old wooden table
Die Whiskey-Produktion leidet unter dem Klimawandel
(Getty Images)

Scotch-Liebhaber stehen vor harten Zeiten. Denn die edle Spirituose aus schottischen Landen droht künftig knapp und damit teuer zu werden – als eine von vielen Folgen der globalen Erwärmung.

Darauf weisen gleich mehrere Brennereien hin, die im vergangenen Jahr aufgrund der in Europa vorherrschenden Dürre an hohen Produktionseinbußen litten.

Flüsse und Quellen trocknen aus

Wegen der fehlenden Niederschläge verkamen viele Flüsse zu bloßen Rinnsalen, und auch zahlreiche Quellen trockneten aus. Der Pegel des Flusses Spey, an dem zahlreiche Brennereien liegen, etwa sank zeitweise um 97 Prozent. Dabei genügten die Niederschläge des vergangenen Winters nicht, um den Wasserverlust auszugleichen.

Familienbetriebe leiden

Darunter hatte beispielsweise die am River Spey gelegene Destillerie Glenfarclas zu leiden. Der Familienbetrieb besitzt eine eigene Quelle. „Glenfarclas, von schottisch-gälisch ,Tal des grünen Graslandes´, liegt am Fuß des Ben Rinnes“, schreibt er auf seiner Internetseite.

Bleiben Sie immer über aktuelle Wetterwarnungen informiert und laden Sie sich hier die TWC-App herunter.

„Hoch oben auf dessen mit Heidekraut bewachsenen Hängen, gespeist vom schmelzenden Schnee des Winters, sprudelt kristallklares Wasser aus dem darunter liegenden Granit.“

Whiskeybrennereien mussten Produktion einstellen

Im Sommer 2018 aber versiegte das Nass, und die Firma musste die Produktion einstellen. „Wir verloren den ganzen September“, sagte Produktionsleiter Callum Fraser dem „Guardian“. Der Ausstoß sank um 300.000 Liter. Laut „Guardian“ meldeten andere Brennereien ähnliche Probleme.

„Wir waren nicht die einzigen, aber verkündeten es am lautesten“, bestätigt Fraser. „Die Wasserstände haben sich noch nicht normalisiert, deshalb werden wir die vollen Auswirkungen erst in diesem Jahr spüren.“

Weiter südlich, nahe dem Ort Pitlochry, brennt die schottische Destillerie Edradour ihren Whisky. Sie musste die Produktion 2018 wegen Wassermangel zwar nur für ein paar Tage einstellen, befürchtet aber, dass sich das Problem künftig verschärft.

„Der Fluss in unserer Nachbarschaft führt jedes Jahr sichtlich weniger Wasser“, klagt ihr Inhaber Andrew Symington. Jetzt will er teure Kühltürme installieren, um wiederkehrende Ausfälle zu kompensieren.

Whiskey-Produktion durch Erderwärmung in Gefahr

Fehlendes Wasser ist nur ein Teil der Probleme, die auf die Schnapsbrenner zukommen, denn verringerte Erntemengen an Gerste ist ein weiteres. Das Getreide liefert den Grundstoff für schottischen Whisky: das Malz. Doch sein Anbau dürfte künftig unter dem Klimawandel leiden.

Das Internetportal „scotchwhisky.com" beschreibt die möglichen Folgen: Die Whisky-Produktion sei auf eine günstige Umwelt angewiesen, die von den richtigen Temperaturen für den Anbau der Gerste bis hin zu gutem Wetter reicht, das eine störungsfreie Auslieferung ermöglicht.

Durch die Erderwärmung sind solche Bedingungen vielfach nicht mehr gegeben, deshalb sei die Branche in echter Gefahr.

Extremwetterereignisse könnten Ernten vernichten

Erhöhen sich die Temperaturen weiter, leidet das Getreide – neben der Gerste auch der Weizen, der in verschnittenen („blended“) Whiskies verwendet wird. Zudem können Extremwetterereignisse wie die Dürre von 2018, die laut Klimaprognosen in der Treibhauswelt zunehmen, ganze Ernten vernichten.

Einige Studien zufolge könnten solche Hitzewellen bis 2050 in jedem zweiten Jahr auftreten. Es gelte deshalb, hitzeresistente Sorten zu züchten. Auf der anderen Seite begünstigen die zunehmenden Niederschläge den Pilzbefall beim Getreide.

Gerstensaft wird knapp

Neben dem Whisky ist Gerste auch ein Grundbestandteil von Bier, und auch hier droht Ungemach: In einer Studie, die im Oktober 2018 im Fachjournal „Nature Plants“ erschien, prognostiziert eine internationale Forschergruppe um den Biologen Wei Xie von der Universität Peking, dass der Gerstensaft künftig weltweit knapp zu werden und sich dadurch drastisch zu verteuern droht.

Erzeugte Biermenge sinkt überproportional

Ursache ist wiederum der Klimawandel. „Bier ist das beliebteste alkoholische Getränk der Welt“, schreiben die Forscher. „Sein Hauptbestandteil, die Braugerste, reagiert aber besonders empfindlich auf Extremwetterereignisse.“

Advertisement

Anhand von Simulationsrechnungen ermittelten Lie und seine Kollegen, wie Hitzewellen und Dürre die Ernten beeinflussen, und damit die Bierproduktion. Das Ergebnis: Je nach deren Dauer und Heftigkeit verringern sich die Erträge in den wichtigen Bier-Nationen Deutschland, Belgien und Tschechei um 27 bis 38 Prozent. Im globalen Durchschnitt liegt der Rückgang bei drei bis 17 Prozent.

Die erzeugte Biermenge sinkt dabei aber überproportional. Denn bei Knappheit werde die Gerste bevorzugt als Tierfutter oder für die Produktion von Nahrungsmitteln genutzt statt für Luxusgüter wie Bier, argumentieren die Studienautoren.

Cropped image of man holding barley by beer glass in sack at brewery
Besonders Braugerste reagiert empfindlich auf Extremwetterereignisse
(GettyImages)

Weltweiter Rückgang des Bierkonsums um 16 Prozent

Entsprechend steigen im Zug der globalen Erwärmung die Bierpreise. Besonders betroffen wäre Irland. Dort könnte sich der Gerstensaft bis 2099 um 43 oder schlimmstenfalls sogar 338 Prozent verteuern. Der Handel mit Braugerste kann die Verluste global gesehen nicht ausgleichen.

All dies werde im ungünstigsten Fall einen drastischen Rückgang des Bierkonsums erzwingen, prognostizieren Lie und seine Kollegen – und zwar weltweit um 16 Prozent.

Das entspricht dem Verbrauch in den USA zu Beginn des Jahrzehnts. In China, wo vom Volumen her der meiste Gerstensaft fließt, verringert sich die verfügbare Menge um 8,9 Prozent, was oder 4,34 Milliarden Litern entspricht.

Wassermangel beeinflusst den Biergeschmack

Eine in Australien durchgeführte Untersuchung förderte ein weiteres Problem zutage. Setzt Wassermangel der Gerste zu, verändert sich die Stärke in den Getreidekörnern. Darin entstehen größere Stärkekörnchen sowie mehr Proteine.

„Jeder Brauer wird sagen, dass die Stärke und deren Qualität den Brauprozess und den Biergeschmack beeinflussen“, sagt Studienautor Peter Gous von der University of Queensland in Brisbane.

Möglicher Ernteverlust von Hopfen

Der Klimawandel betrifft auch den Hopfen als wichtigsten Geschmacksträger im Bier. Am besten gedeiht er in einem gemäßigten Klima. Entsprechend sind bei extremeren Wetterbedingungen rasch Ernteverluste und Qualitätseinbußen zu erwarten.

Hinzu kommt, dass sich der Hopfenanbau hauptsächlich auf eine Region konzentriert: Etwa 30 Prozent der globalen Produktion stammt aus der nördlich von München gelegenen Hallertau.

Verteuerung des Hopfens

Einer Studie zufolge, die Experten der Berliner Denkfabrik adelphi 2017 präsentierten, sanken dort in den vergangenen 15 Jahren aufgrund der häufigeren Hitze- und Dürreperioden zunehmend die Erträge. Im Jahr 2014 etwa fuhren die Bauern 26 Prozent weniger Hopfen ein als im Vorjahr.

Die künftig noch häufigeren Extreme werden laut adelphi auch andere Anbaugebiete betreffen. Verknappung sowie Qualitätseinbußen, die den Hopfen – und damit das Bier – letztlich verteuern, seien die Folge.

Zwar entwickeln die Hopfenbauern dürreresistentere Sorten, und in der Hallertau werden mittlerweile 20 Prozent der Felder bewässert. Doch auch diese Maßnahmen dürften sich in den Preisen niederschlagen.

Mögliche Beeinträchtigung der Lebensqualität

Natürlich sind dies geringe Probleme im Vergleich mit anderen drohenden Auswirkungen der Erderwärmung. Darauf verweisen die Forscher um den Pekinger Biologen Xie in ihrer Arbeit. Dennoch sei die interkulturelle Wertschätzung von Bier etwas Fundamentales.

Seit Jahrtausenden habe es bei Versammlungen und Feiern eine wichtige Rolle gespielt. Man könne zwar argumentieren, dass sich ein Verbrauchsrückgang günstig auf die Gesundheit auswirke.

Doch zweifellos würden weltweit Millionen von Menschen die negativen Folgen des Klimawandels für den Gerstensaft als Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität empfinden.

Lesen Sie auch: Taucher holten Flaschen hoch! Brauer verarbeitet Hefe aus altem Schiffswrack zu neuem Bier

Advertisement