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Umwelt

Emissionslücke: Wo wir in Sachen Klimaziele tatsächlich stehen

Für die Einhaltung des 2-Grad-Ziels wäre immer noch eine Verdreifachen der Anstrengungen erforderlich.
(dpa)

Alle Jahre wieder legt die UN-Umweltorganisation UNEP Zahlen zu Umwelt und Klima vor. Oft fallen sie schlecht aus, oder sogar verheerend. So auch diesmal, als die UNEP-Experten den „Emissions Gap Report 2019“ („Emissionslücken-Report“) präsentierten.

Wo wir stehen müssten und wo wir tatsächlich stehen

Darin vergleichen sie Anspruch und Realität der Klimapolitik. Im Klartext: Sie eruieren, wie stark die globalen Emissionen von Treibhausgasen sinken müssten, um die im Klimaabkommen von Paris von 2015 vereinbarten Klimaziele einzuhalten – und wie diese sich stattdessen entwickelt haben.

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„Diesen Unterschied von ,wo werden wir wahrscheinlich stehen, und wo müssten wir eigentlich stehen´ wurde als Emissionslücke bekannt“, verlautbart die UNEP.

Die Bilanz ist düster

Tatsächlich ist die Bilanz düster. In Paris verpflichteten sich die Vertragsstaaten, Maßnahmen gegen die Erderwärmung zu ergreifen, sodass diese zwei Grad Celsius nicht übersteigt und möglichst sogar unter 1,5 Grad bleibt.

Um das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten, müssen die Länder ihre Anstrengungen um das Fünffache steigern und ihre Emissionen ab 2020 um knapp acht Prozent senken – und zwar in jedem Jahr bis 2030.

"Sie zu erreichen könnte unmöglich erscheinen"

Für die Einhaltung des 2-Grad-Ziels wäre immer noch eine Verdreifachen der Anstrengungen erforderlich. „Die Größe der jährlichen Einsparungen an Treibhausgasen mögen schockierend erscheinen, besonders beim 1,5-Grad-Ziel“; schreiben die Autoren. „Sie zu erreichen könnte unmöglich erscheinen, besonders im kommenden Jahr. Wir müssen es aber versuchen.“

Eine Herkulesaufgabe

Es wäre in der Tat eine Herkulesaufgabe. Denn der globale Ausstoß von Treibhausgasen stieg im letzten Jahrzehnt um 1,5 Prozent pro Jahr – wobei er von 2014 bis 2016 kurz stagnierte – und dürfte auch weiterhin zunehmen. Im Jahr 2018 hatte er neue Höhen erreicht.

Insgesamt gelangten 55,3 Milliarden Tonnen Kohlendioxid-Äquivalent in die Atmosphäre. Das ist die Summe aller Treibhausgase, deren Erwärmungpotenzial aber auf das des wichtigsten Treibhausgases Kohlendioxids (CO2) umgerechnet wird.

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Die Zahl enthält auch die Emissionen, die aus der Umnutzung von Landflächen resultieren, etwa wenn Regenwald in Viehweiden oder Plantagen umgewandelt wird.

"Die Länder haben kollektiv versagt"

Die Zahl beinhaltet auch die Emissionen aus der Verbrennung fossiler Energieträger und aus der Industrie. Sie stiegen gegenüber dem Vorjahr um zwei Prozent auf 37,5 Milliarden Tonnen CO2. Beide Zahlen sind Rekordwerte.

„Die Länder haben kollektiv versagt, den Anstieg des globalen Ausstosses von Treibhausgasen zu stoppen", heißt es dazu im Report. „Dies bedeutet, dass jetzt tiefere und schnellere Einschnitte erfolgen müssen."

Die Ziele werden krachend verfehlt

Durch den ungebremsten Anstieg der Emissionen wird die Lücke – englisch gap – jedoch noch größer. Dabei müssten sie im Jahr 2030 um 25 Prozent oder 14 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalent geringer sein, um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen. Für das 1,5-Grad-Limit sollte der Ausstoß sogar um 55 Prozent oder 30,4 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalent sinken.

Mit den gegenwärtig von der Staatengemeinschaft betriebenen Minderungsmaßnahmen werden diese Ziele nicht nur krachend verfehlt – die Emissionen steigen im Gegenteil weiter an. Laut dem Report dürften sie im Zieljahr 2030 bei rund 60 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalent liegen.

Erfüllen die Vertragsstaaten dagegen ihre in Paris eingegangenen Verpflichtungen zum Einhalten wenigstens des Zwei-Grad-Ziels, wird der Ausstoß noch 41 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalent betragen.

Eile ist geboten

Angesichts dieser trüben Aussichten drängt Unep-Exekutivdirektorin Inger Andersen zur Eile. „Die Länder können nicht einfach bis Ende 2020 warten, wenn die neuen Klimaverpflichtungen in Kraft treten und sie die Anstrengungen steigern müssen“, sagt sie. „Wir brauchen bereits im Lauf des nächsten Jahres substanzielle Fortschritte, um die Emissionen so stark wie möglich zu reduzieren.“

Um die vertrödelten Jahre aufzuholen, müssten alle Beteiligten sofort handeln, sonst bliebe das 1,5-Grad-Ziel noch vor 2030 außer Reichweite. Dann werde die Erdtemperatur um mehr als drei Grad steigen, mit verheerenden Folgen für Mensch und Natur.

Wenigstens ein bisschen Hoffnung

Andererseits macht der Report auch Hoffnung. Die Erderwärmung lasse sich noch auf 1.5 Grad begrenzen, verlautbaren die Autoren, denn viele Regierungen, Städte, Unternehmen und Investoren hätten Maßnahmen zur Emissionsminderung ergriffen oder seien zumindest dazu bereit. So würden Investitionen zunehmend in kohlenstoffarme Technologien umgelenkt. Es gebe Lösungen, und der Druck sie anzuwenden steige.

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