Zentrales Lager für Atomabfälle kommt nach Nordrhein-Westfalen – Proteste erwartet | The Weather Channel
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Zentrales Lager für Atomabfälle kommt nach Nordrhein-Westfalen – Proteste erwartet

06.03.2020, Nordrhein-Westfalen, Beverungen-Würgassen: Außenaufnahme vom ehemaligen Atomkraftwerk Würgassen. Die Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) plant auf dem Gelände des ehemaligen Atomkraftwerk Würgassen ein Logistikzentrum für schwach- und mittelradioaktive Abfälle für das Endlager Konrad in Niedersachsen. Foto: Swen Pförtner/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Hier in Würgassen soll ein neues zentrales Lager für Atommüll entstehen.
( Swen Pförtner/dpa)

Auf dem Gelände des früheren AKW Würgassen im äußersten Osten von Nordrhein-Westfalen soll Planungen zufolge ein zentrales Lager für radioaktive Abfälle aus ganz Deutschland entstehen.

Behälter mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen aus dezentralen Zwischenlagern sollen in eine noch zu bauende oberirdische Stahlbetonhalle gebracht werden, wie die Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) am Freitag in Würgassen berichtete. Der Ort liegt im Länderdreieck von NRW, Niedersachsen und Hessen. Die Planung ist mit dem Bundeswirtschaftsministerium abgesprochen.

Schacht Konrad ab 2027 einsatzbereit

In dem angestrebten „Logistikzentrum“ würden die schwach- und mittelradioaktiven Abfälle gesammelt, sortiert und so zusammengestellt, dass man sie schnellstmöglich ins Endlager Konrad nach Salzgitter bringen könne, erläuterte die BGZ.

Der Schacht Konrad ist Deutschlands erstes atomrechtlich genehmigtes Endlager, das derzeit unter besonderen Bedingungen entsteht. Dort soll ab 2027 schwach- und mittelradioaktiver Atommüll endgelagert werden.

Protest gegen Schacht Konrad

Seit Jahren wird gegen Atomtransporte demonstriert, auch das Vorhaben in Salzgitter ist von Protesten begleitet. Zu erwarten ist, dass auch das neue zentrale Lager Widerstand hervorrufen wird. Die Anti-Atom-Organisation „ausgestrahlt“ kritisierte das Vorhaben bereits massiv.

325 Meter langes Stahlbeton-Lager geplant

Ein BGZ-Sprecher sagte, man informiere nun erstmals öffentlich über das Vorhaben. Bisher sei noch kein Genehmigungsverfahren bei der zuständigen Bezirksregierung in Detmold beantragt. Auch für eine Baugenehmigung seien die erforderlichen Schritte noch nicht unternommen worden.

Geplant sei ein 325 Meter langes, 125 Meter breites und 16 Meter hohes Gebäude aus Stahlbeton. Die Errichtung solle mit Inbetriebnahme des Endlagers Konrad im Jahr 2027 abgeschlossen sein. Es würden 450 Millionen Euro investiert und 100 dauerhafte Arbeitsplätze geschaffen.

Keine hochradioaktiven Abfälle

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Die radioaktiven Abfälle stammen nach BGZ-Angaben aus Betrieb, Stilllegung und Rückbau von Atomkraftwerken sowie aus den Bereichen Medizin, Forschung und Gewerbe. „Hochradioaktive Abfälle, wie etwa abgebrannte Brennelemente, werden dort nicht gelagert“, betont die Gesellschaft.

Bereits zwei Zwischenlager in Würgassen

„Wir haben uns nach sorgfältiger Prüfung und Abwägung potenzieller Standorte und in Abstimmung mit dem Bundesumweltministerium für Würgassen als Standort für unser Logistikzentrum entschieden“, sagte Ewold Seeba, Vorsitzender der BGZ-Geschäftsführung laut Mitteilung. Ausschlaggebend sei auch gewesen, dass am ehemaligen Atomkraftwerksstandort Würgassen bereits zwei Zwischenlager in Betrieb seien. Die für ein solches Logistikzentrum nötige Infrastruktur sei damit vorhanden.

Zügige Lieferung in Schacht Konrad

Ziel sei es, ab 2027 eine „passgenaue Belieferung des Endlagers Konrad“ sicherzustellen. Man müsse Abfallbehälter in Würgassen konzentrieren, um von dort aus den Atommüll geordnet und zügig zur Endlagerung zu bringen. Der Einlagerungsprozess in Salzgitter solle insgesamt beschleunigt werden. Das sei „ein Gewinn an Sicherheit für alle“.

Ein Lager auf Zeit

In der künftigen Stahlbetonhalle soll der Atommüll sortiert und mit Kränen rangiert werden - es werde Gleis-Anschlüsse zum An- und Abtransport geben. Für Würgassen gelte: „Das Logistikzentrum wird nach dem Ende des Einlagerungsbetriebs im Endlager geschlossen“

Von Öko-Institut Darmstadt überprüft und bestätigt

Die BGZ wurde laut eigenen Angaben von der Bundesregierung beauftragt, ein Bereitstellungslager für das Endlager Konrad zu planen und zu errichten. Das sei auch im Koalitionsvertrag von 2018 ausdrücklich bekräftigt worden. „Die besondere Eignung des Standortes Würgassen für die Anlage wurde auch vom Öko-Institut Darmstadt im Auftrag des Bundesumweltministeriums in einem Gutachten überprüft und bestätigt“ betonte die BGZ.

Organisation: So wird neues Genehmigungsverfahren umgangen

Die Organisation „ausgestrahlt“ kritisierte scharf, dass künftig von allen Himmelsrichtungen in Deutschland aus strahlende Behälter zuerst nach Würgassen transportiert würden und man die Atommüll-Züge dann nach Salzgitter fahren.

Das neue Lager werde nur deshalb nicht direkt am Schacht Konrad gebaut, weil das Genehmigungsverfahren für das Endlager dann neu aufgerollt werden müsse. „Da Schacht Konrad nicht mehr dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik entspricht und deshalb heute nicht mehr genehmigungsfähig wäre, soll ein neues Verfahren mit aller Macht verhindert werden“, hieß es in einer Mitteilung. Deshalb weiche man auf das 90 Kilometer entfernte Würgassen aus.

Auch für Ahaus und Gorleben zuständig

Die Gesellschaft BGZ ist auch für den Betrieb der Zwischenlager Ahaus und Gorleben zuständig. Vor gut einem Jahr wurden ihr auch die zentralen Zwischenlager an den Standorten der deutschen AKW übertragen. „Ab 2020 führen wir ebenfalls die zwölf Lager mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen der deutschen Kernkraftwerken“, heißt es auf der BGZ-Seite.

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