Mikroplastik hemmt Keimfähigkeit von Gräsern | Weather.com

Mikroplastik hemmt Keimfähigkeit von Gräsern

17.03.2021, Mecklenburg-Vorpommern, Rostock: Christina Cornelsen von der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakult‰t der Universit‰t Rostock zeigt Petrischalen mit keimendem Weidelgras: links ohne Mikroplastik, rechts mit PVC im Millimeterbereich. Bei Laborversuchen der Agrarwissenschaftlichen Fakult‰t wurde festgestellt, dass die Keimf‰higkeit des als Modellpflanze eingesetzten Weidelgrases durch Mikroplastik reduziert wird. Foto: Bernd W¸stneck/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Petrischalen mit keimendem Weidelgras: links ohne Mikroplastik, rechts mit PVC im Millimeterbereich.

Mikroplastik kann nach Einschätzung von Rostocker Agrarwissenschaftlern zu einem Problem auch in der Landwirtschaft werden. In Laborversuchen der Agrarwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock sei festgestellt worden, dass die Keimfähigkeit des als Modellpflanze eingesetzten Weidelgrases durch die Plastikanteile teilweise um bis zu 100 Prozent reduziert war, sagte Versuchsleiterin Nicole Wrage-Mönnig der Deutschen Presse-Agentur. Auch die Wurzellänge sei negativ beeinflusst worden.

Schlimmstmögliches Szenario im Labor

Für die Versuche wurden im Labor die Samen mit hohen Konzentrationen von verschiedenen Sorten Mikroplastik wie Polyvinylchlorid (PVC), Polyacryl, Polyamid, Polyester oder Polyethylen in Verbindung gebracht. Es sei aber auch Gießwasser eingesetzt worden, das zuvor längere Zeit mit Mikroplastik in Berührung gekommen war. Auch dies habe negative Effekte ausgelöst. Die Konzentrationen im Labor sollten ein schlimmstmögliches Szenario darstellen und seien nicht mit denen im Feld zu vergleichen.

Forschung zu Mikroplastik in der Landwirtschaft noch am Anfang

Die Forschung zu Mikroplastik in der Landwirtschaft stehe noch am Anfang, die Wissenschaft habe sich bisher meist um dessen Folgen in Ozeanen und dort speziell in der Tierwelt gekümmert, sagte Wrage-Mönnig. Sicher sei jedoch, dass auch die Böden belastet sind. "Das Problem ist, dass die Plastikteile im Boden nicht abgebaut werden und sich anreichern."

Kritik aus Braunschweig

Biologin Elke Brandes vom Thünen-Institut für Ländliche Räume in Braunschweig sieht zwar ebenfalls großen Forschungsbedarf rund um das Thema Mikroplastik in der Landwirtschaft. Aber alle bisherigen Untersuchungen fänden unter Bedingungen statt, die nicht denen von landwirtschaftlichen Böden entsprechen, kritisierte sie. Dort lägen die Konzentrationen in niedrigen Promillebereichen.

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Selbst bei einer weiteren Anreicherung im Boden sei nicht erwartbar, dass diese geringen Mengen Mikroplastik unmittelbare Auswirkungen auf Ernteerträge haben können. "Nach meiner Einschätzung ist die Anreicherung von Mikroplastik im Boden mit anderen Auswirkungen des Globalen Wandels wie Klimawandel oder Bodenverlust durch Erosion auf Ernteerträge nicht in Relation zu setzen", betonte Brandes.

ILLUSTRATION - 17.03.2021, Mecklenburg-Vorpommern, Rostock: Ein 1-Cent-St¸ck liegt zum Grˆflenvergleich zwischen Mikroplastik, mit der Versuche an der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakult‰t der Universit‰t Rostock durchgef¸hrt wurden. Bei den Laborversuchen wurde festgestellt, dass die Keimf‰higkeit des als Modellpflanze eingesetzten Weidelgrases durch Mikroplastik reduziert wird. Foto: Bernd W¸stneck/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Ein 1-Cent-Stück liegt zum Größenvergleich zwischen Mikroplastik, mit der Versuche an der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock durchgeführt wurden.
(Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa)

Abrieb von Autoreifen, Klärschlamm, Mulchfolien

Es sei kaum möglich, das Einbringen von Mikroplastik komplett zu verhindern, sagte Wrage-Mönnig. Dies geschehe allein durch den Abrieb von Autoreifen. Ein wichtiger Schritt zur Reduzierung sei aber, dass der Einsatz von Klärschlamm in der Landwirtschaft verboten wurde. Auch Mulchfolien seien eine große Belastung, auch wenn sie aus vermeintlich biologisch abbaubarem Plastik hergestellt sind. Der Zerfall brauche sehr viel Zeit und es entstehe Mikroplastik.

Problematische Verformung zur Kugel

Ein zusätzliches Problem sei, dass die Partikel durch Umwelteinflüsse eine Kugelform annehmen. Das bedeute eine große Oberfläche, wo sich wiederum andere Schadstoffen anlagern können.

Wie Wrage-Mönnig berichtete, wurden im Labor die Keimraten und die Wurzellänge der Keimlinge nach einer definierten Wachstumszeit gemessen. Eine Erkenntnis sei, dass je kleiner das Mikroplastik in der Keimumgebung des Grases ist, desto stärker waren die negativen Effekte auf die Keimung. Am stärksten seien in allen Versuchen die Auswirkungen von PVC gewesen, das für die Herstellung sehr vieler Produkte verwendet wird.

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