Aktivisten warnen: Pestizidrückstände an EU-Obst deutlich gestiegen | The Weather Channel

Aktivisten warnen: Pestizidrückstände an EU-Obst deutlich gestiegen

Ein Obststand an einer Straße in Berlin
Ein Obststand an einer Straße in Berlin
(AP)

Die Menge der Rückstände von Pestiziden auf Obst aus der EU hat in den vergangenen zehn Jahren deutlich zugenommen. Die Bürgerinnen und Bürger in der EU seien einem dramatischen Anstieg der Belastung ausgesetzt, was die Häufigkeit und die Intensität der Rückstände angehe, hieß es in einer Studie des Pestizid Aktions-Netzwerks, die am Dienstag veröffentlicht wurde.

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Im Gegensatz zu den Daten der EU-Kommission, die für 2019 einen Rückgang der gefährlicheren Pestizide um 12 Prozent im Vergleich zum Zeitraum von 2015 bis 2017 ausweisen, hieß es in dem Bericht "Verbotene Früchte", ihr Einsatz sei um 8,8 Prozent gestiegen. "Der Einsatz der gefährlichsten Pestizide in Europa nimmt tatsächlich zu und nicht ab", schrieben die Autorinnen und Autoren des Berichts. "Die Gesetze werden ignoriert, und die Verbraucher sind einer zunehmenden chemischen Belastung ausgesetzt."

Hälfte aller Kirschen war 2019 verunreinigt

Ein Mitarbeiter der EU-Kommission stellte die Schlussfolgerungen des Berichts in Frage. Da sich die Analysemethoden verbessert hätten, seien viele der Substanzen, die nun als häufig vorkommend gemeldet wurden, 2011 nicht aufzuspüren gewesen. Dadurch könne es zu einer offenkundigen Steigerung der Treffer kommen. Das spiegele aber keine Steigerung der tatsächlichen Menge der Pestizidrückstände oder eine Steigerung des Pestizideinsatzes ingesamt, hieß es weiter.

Das Netzwerk bezog 97.170 Obstproben aus dem Zeitraum zwischen 2011 und 2019 in die Analyse ein. Lag die Kontaminationsrate 2011 noch bei 18 Prozent, stieg sie 2019 auf 29 Prozent. Während Kiwis vor zehn Jahren fast frei von diesen Rückständen waren, waren zuletzt etwa ein Drittel kontaminiert. Auch die Hälfte aller Kirschen war 2019 verunreinigt, gegenüber 22 Prozent im Jahr 2011.

Krebsrisiko und Herzprobleme drohen

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Die EU hat strenge Vorschriften für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln erlassen und angekündigt, sie wolle ihre Verwendung bis 2030 halbieren. Die gefährlichsten Chemikalien gehören zur Gruppe der so genannten Substitutionskandidaten, die die EU-Kommission als problematisch einstufte und die durch weniger giftige Stoffe ersetzt werden sollen. Einige von ihnen werden mit einem erhöhten Krebsrisiko, Herzproblemen und anderen schweren Krankheiten in Verbindung gebracht.

"Oft weisen die Lebensmittel mehrere Rückstände von zwei oder mehr dieser giftigen Substanzen gleichzeitig auf", sagte Salomé Roynel von PAN. Das verdeutliche, dass die Substitutionsregeln von den Mitgliedsstaaten nie umgesetzt worden seien und dass sie in ihrer Verantwortung, die Verbraucher zu schützen, versagt hätten.

Netzwerk fordert Verbot von giftigen Pflanzenschutzmitteln

Den Untersuchungen zufolge war die Hälfte der in Europa erzeugten Birnen mit bis zu fünf dieser Stoffe kontaminiert, bei den in Belgien angebauten Birnen waren es sogar 87 Prozent.

Das Netzwerk forderte die EU-Mitgliedsländer auf, die zwölf giftigsten Substitutionskandidaten unverzüglich zu verbieten. Die Europäische Kommission müsse dafür sorgen, dass die Substitutionsrichtlinien bis Ende des Jahres unabhängig überprüft würden.

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