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Nach rätselhaftem Fischsterben an der Oder wächst die Sorge um die Ostsee | The Weather Channel
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Umwelt

Nach rätselhaftem Fischsterben an der Oder wächst die Sorge um die Ostsee

12.08.2022, Polen, Slubice: Soldaten und Feuerwehrleute entfernen tote Fische aus der Oder. Erhöhte Quecksilberwerte sind nach Angaben der polnischen Regierung nicht die Ursache für das Fischsterben in der Oder. Foto: Lech Muszynski/PAP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Polnische Soldaten, Feuerwehrleute und Freiwillige fischen tonnenweise tote Fische aus der Oder - die Ursachen für das Massensterben sind noch nicht geklärt
(dpa)

An der Oder hat eine Umweltkatastrophe zu einem Massensterben geführt. Bilder zeigen, wie Soldaten und Feuerwehrleute tonnenweise tote Fische aus dem Fluss entfernen. Quecksilber und Schwermetalle als Ursache schließt die polnische Regierung aus. Nun wird weiter gerätselt. Es gibt aber einen Verdacht.

Polnische Behörden arbeiten derzeit auch Hochtour auf der Suche nach der Ursache der Umweltkatastrophe, die ein Massensterben in der Oder auslöst. Erhöhte Quecksilberwerte sind nach Angaben der polnischen Regierung nicht die Ursache für das Fischsterben. Dies hätten die ersten toxikologischen Untersuchungsergebnisse von Proben toter Fische ergeben, schrieb Polens Umweltministerin Anna Moskwa am Samstag auf Twitter. „Das staatliche Veterinärinstitut hat sieben Arten getestet. Es hat Quecksilber als Ursache für das Fischsterben ausgeschlossen.“ Man warte nun auf die Ergebnisse von Untersuchungen auf andere Schadstoffe.

Das Fischsterben in der Oder beunruhigt seit Tagen die Menschen, die in Polen und Deutschland an dem Fluss leben. Polnische Behörden hatten nach Regierungsangaben bereits Ende Juli erste Hinweise darauf bekommen, dass in dem Fluss massenweise verendete Fische treiben.

Verdacht auf Chemie-Abfälle – Polizei setzt Belohnung aus

Die Ursache des Fischsterbens ist noch ungeklärt. Nach Angaben von Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) weist die Oder „sehr stark erhöhte Salzfrachten“ auf. Der Begriff Salzfrachten bezeichnet im Wasser gelöste Salze. Polens Regierung vermutet, dass der Fluss mit Chemie-Abfällen vergiftet wurde. Die polnische Polizei hat eine Belohnung von umgerechnet 210.000 Euro für die Aufklärung ausgesetzt.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke hat bei der Aufklärung des Fischsterbens in der Oder anfängliche Probleme bei der Zusammenarbeit mit dem Nachbarland Polen zugegeben. Sie habe nun eine bessere Koordinierung vereinbart, sagte die Grünen-Politikerin am Samstagabend bei einem Besuch in Frankfurt (Oder) nahe der Grenze.

Einsatzkräfte und Freiwillige fischen tote Fische aus der Oder

Im Oder-Grenzgebiet begannen Hunderte Helfer damit, tote Tiere einzusammeln. In der Kleinstadt Lebus nahe Frankfurt breitete sich durch die Verwesung unangenehmer Geruch aus, wie ein dpa-Reporter feststellte. Zu sehen war auch, wie Vögel tote Fische wegbrachten. Einsatzkräfte trugen Gummistiefel und Handschuhe, um sich vor direktem Kontakt mit dem Wasser und den Fischen zu schützen. „Ich rechne mit mehreren Tonnen Fisch, die wir rausholen“, sagte Thomas Rubin für die Kreisverwaltung. Auf rund 80 Kilometern Länge seien etwa 300 Helfer vor allem am Ufer unterwegs.

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Lemke sprach mit Einsatzkräften von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk. Sie kritisierte, dass aus Polen Informationen gefehlt hätten. „Die Frage der deutsch-polnischen Zusammenarbeit hat an dieser Stelle ganz offensichtlich nicht funktioniert“, sagte die Ministerin. „Sonst hätten wir früher Informationen erhalten, zumindest das Land Brandenburg oder auch die Anrainerkommunen.“

Sorge um Ostsee wächst

Das Umweltministerium in Mecklenburg-Vorpommern befürchtet Auswirkungen des Fischsterbens in der Oder auf das Stettiner Haff. Es sei damit zu rechnen, dass die Belastungen die Odermündung nahe Stettin (Polen) abhängig von Wind- und Strömungsverhältnissen bereits am Abend erreichen, schrieb das Ministerium in einer Mitteilung am späten Freitagabend. Im Verlauf des Samstags könnte dann auch der vorpommersche Teil des Stettiner Haffs betroffen sein.

Das Ministerium von Till Backhaus (SPD) rief daher die Anlieger vorsorglich dazu auf, auf das Fischen in und die Wasserentnahme - unabhängig von der Nutzung - aus dem Gewässer zu verzichten. Die zuständigen Behörden in Mecklenburg-Vorpommern bereiten demnach aktuell Gewässer- und Fischproben vor.

Kritik an polnischen Behörden: Haben sie zu spät informiert?

Mit der polnischen Umweltministerin Anna Moskwa habe sie am Freitag in einem ersten Gespräch vereinbart, dass es eine gemeinsame Bewertung durch Experten sowie einen Austausch der Analyseergebnisse geben solle. Lemke dankte Helfern und Anglern, die schnell auf die toten Fische aufmerksam gemacht hätten.

Die polnische Regierung schließt derweil Schwermetalle als Ursache aus. Dies hätten weitere Analysen toter Fische durch das staatliche Veterinärinstitut ergeben, schrieb Umweltministerin Anna Moskwa am Samstagabend auf Twitter. Zuvor hatte die Regierung in Warschau bereits erhöhte Quersilberwerte als Grund für das Fischsterben ausgeschlossen.

Polnische Behörden hatten nach Regierungsangaben bereits Ende Juli Hinweise, dass in dem Fluss massenweise verendete Fische treiben. Nun stehen Regierung und Behörden in der Kritik, gezögert zu haben. Am Freitagabend entließ Regierungschef Mateusz Morawiecki deshalb die Leiter der Wasserbehörde und der Umweltbehörde. Er selbst habe erst am Mittwoch von dem massiven Fischsterben erfahren. „Ich wurde auf jeden Fall zu spät informiert.“

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