Studie enthüllt: Auch schmelzende Gletscher setzen Methan frei | Weather.com
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Studie enthüllt: Auch schmelzende Gletscher setzen Methan frei

Hiker looking at the snowcapped Lyskamm and Monte Rosa peaks standing above Gorner Glacier, Zermatt, Valais canton, Switzerland
Blick auf den Gornergletscher in der Schweiz: Bisher nahm man an, dass in Berggletscher kein Methan gebildet wird.
(GettyImages)

Bisher gingen Forscher und Forscherinnen davon aus, dass in Gletscher kein Methan produziert wird. Doch nun konnte eine Studie das Gegenteil beweisen: Bei einer Untersuchung von Schmelzwasser wurden große Konzentrationen des extrem potenten Treibhausgases entdeckt. Das stellt das Verständnis von Methan-Produktion unter extremen Bedingungen auf den Kopf.

S​chmelzen von Eisschilden setzt Methan frei

Seit Jahren wird vor einem desaströsen Kipppunkt im Klimawandel gewarnt: In den großen Eisschilden der Welt – allen voran im grönländischen – sind Millionen Tonnen von Methan gespeichert. Wenn das Eis schmilzt, wird das Treibhausgas freigesetzt, wodurch der Klimawandel weiter verstärkt wird.

Die menschengemachte Erwärmung der Atmosphäre könnte dadurch vollends außer Kontrolle geraten. Bis vor kurzem nahm man an, dass in Gletschern kein Methan produziert wird. „Wir erwarteten niedrige Werte im Schmelzwasser, da man davon ausgeht, dass glaziale Methanemissionen größere Eismassen wie riesige Eisschilde erfordern“, erklärt die PhD-Studentin Sarah Elise Sapper in einer Pressemitteilung der University of Copenhagen.

S​ind Gletscher doch groß genug?

Denn das Methan in den großen Eisschilden der Welt entstehen, wenn Überreste von Lebewesen in einer sauerstoffarmen Umgebung abgebaut werden. Bei Gletschern sinkt jedoch das Schmelzwasser in die Tiefe ab, das durch den Kontakt mit der Luft sauerstoffreich ist. In Eisschilden ist das Volumen groß genug, um den Sauerstoff abzubauen. Bisher gingen Forscher davon aus, dass die Abreicherung von Sauerstoff in Gletschern aufgrund der geringen Masse von Eis nicht stattfinden kann.

K​onzentration bis zu 250-fach erhöht

Doch das scheint ein Trugschluss gewesen zu sein. Sapper untersuchte zusammen mit ihrem Team drei verschiedene Gletscher in Kanada. Die errechneten Methanwerte waren erstaunlich. „Wir haben Konzentrationen gemessen, die bis zu 250-mal höher sind als in unserer Atmosphäre“, erzählt Sapper. Ob dies auf alle Gletscher der Erde zutrifft, ist ungewiss. Die Ergebnissen deuten jedoch daraufhin: An allen untersuchten Orten in Kanada waren die erhöhten Werte zu finden.

S​auerstoff kann abgebaut werden

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„Sarahs Erkenntnisse verändern unser Grundverständnis [des Kohlenstoffkreislaufs]“, sagt Co-Autor Jesper Ris Christianes über die Forschungsergebnisse, die in „Arctic, Antarctic, and Alpine Research“ veröffentlicht wurden. Scheinbar sei es doch möglich, dass Sauerstoff in Gletschern abgebaut wird. Dadurch ist es mikrobische Lebewesen letztendlich möglich, Methan zu produzieren – genau so, wie sie es in Eisschilden tun.

W​ahrscheinlich wenig Einfluss auf Klimawandel

Laut dem Stand der Wissenschaft gebe es allerdings keinen Grund zur Sorge. Die in Gletschern gespeicherte Menge von Methan hätte wahrscheinlich nur verschwindend geringe Auswirkungen auf den Klimawandel. „Allerdings kann diese Schlussfolgerung vorübergehender Natur sein“, betont die Pressemitteilung.

Stattdessen steht das Verständnis der Produktion von Methan, das diese Studie grundlegend verändern könnte, im Vordergrund: Durch mehr Wissen kann man besser gegen den Klimawandel agieren.

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