Sterneninseln in Deutschland: Hier gibt es was zu sehen | Weather.com

Pellworm und Spiekeroog: Auf Deutschlands Sterneninseln gibt es was zu sehen

Milky Way Galaxy and Venus, as the sun sets over the rugged  Mornington Peninsula coastline in Victoria, Australia.
Je weniger Lichtverschmutzung vorherrscht, desto klarer zeigt sich der Nachthimmel
(GettyImages)

Je dunkler es ist, desto besser ist die Sicht. Eine Sicht, die in Deutschland immer seltener wird: auf einen prächtigen Sternenhimmel. Schuld an dem immer trüberen Himmel ist – abgesehen von Wolken – die sogenannte Lichtverschmutzung: „Es wird immer mehr künstliches Licht eingesetzt – selbst dann, wenn es gar nicht notwendig ist. Auch in den Himmel wird sehr viel geleuchtet. Das Licht wird dann an den Molekülen und Aerosolen in der Luft gestreut und man kann am Himmel bestenfalls noch die starken Sterne sehen. Die schwächeren werden komplett verschleiert“, sagt Astronom Andreas Hänel.

Das Thema Lichtverschmutzung ist für Hänel eine Herzensangelegenheit. Trotz Ruhestand hält er viele Vorträge zu dem Thema, ist unter anderem Sprecher der Fachgruppe Dark Sky der Vereinigung der Sternenfreunde und betont: „Zu dem Problem beigetragen hat auch die sogenannte LED-Revolution: Das LED-Licht wird – weil es ja weniger Energie braucht – viel zu oft und viel zu hell eingesetzt. Das ist sogar einer der Gründe für das Insektensterben und auch den Menschen tut so viel Licht nicht gut.“

Weltweit gibt es über 200 „Dark Sky Places“

Um das Bewusstsein für Lichtverschmutzung zu stärken und gleichzeitig Regionen zum Umdenken zu bewegen, hilft Hänel mit, eine Idee aus dem Ausland zu verbreiten: Das Ausrufen von Dark-Sky-Places – also Orte, an denen der Himmel dank wenig Licht besonders dunkel ist und entsprechend viele Sterne zu sehen sind. Gekürt werden sie von der International Dark-Sky Association (DSI), die ihren Sitz in den USA hat und seit 2001 „Dark Sky Places“ zertifiziert, darunter Parks und Reservate. Weltweit sind es bereits über 200 in 22 Ländern.

In Deutschland hat die DSI mittlerweile mehrere Gebiete zertifiziert. So gelten etwa der Naturpark Westhavelland und das Biosphärenreservat Rhön als Sternenreservate. Zu Sternenparks wurde neben dem Eifel Nationalpark auch die Winklmoosalm in den Chiemgauer Alpen ausgezeichnet. Und seit knapp drei Jahren gibt es in Deutschland sogenannte Sterneninseln: Seit August 2021 dürfen sowohl Spiekeroog als auch Pellworm diesen Titel tragen.

Für die Auszeichnung braucht es drei Voraussetzungen

„Um von der DSI ausgezeichnet zu werden, müssen drei Voraussetzungen erfüllt sein“, sagt Hänel. „Zum einen muss das Gebiet natürlich relativ dunkel sein, zweitens muss es möglichst öffentlich zugänglich sein und drittens muss eine Art Lichtmasterplan für das Gebiet erstellt werden, in dem sich dazu verpflichtet wird, innerhalb bestimmter Fristen, die Lichtverschmutzung zu verringern.“

Weniger Lichtverschmutzung bedeute laut Hänel zum Beispiel weniger Blautöne zu verwenden. Das ändere die Lichtfarben. Außerdem sollte das Licht nur dorthin gelenkt werden, wo es unbedingt nötig ist und überprüft werden, ob etwa bestimmte Beleuchtungen überhaupt notwendig sind oder auch mal abgeschaltet werden können. „Die Möglichkeit, das Licht einfach nach Bedarf zu reduzieren, muss berücksichtigt werden“, sagt der Astronom. „Häufig werden ganze Ortschaften beleuchtet, obwohl nachts kaum jemand unterwegs ist. Autos haben ihr Licht ja dabei und heutzutage hat doch jeder ein Handy, das als Taschenlampe genutzt werden kann.“

Große Nachfrage an Führungen

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Die Auszeichnung als Sterneninsel hilft zum einen der Natur. Zum anderen profitieren die Kommunen: Sie können die Auszeichnung im Tourismusmarketing bewerben. So lockt etwa Pellworm: „Weil die Insel mitten im Nationalpark Wattenmeer so dünn besiedelt ist und auf vernünftig ausgerichtete Beleuchtung geachtet wird, kann die sogenannte Lichtverschmutzung ganz gering gehalten werden. Und diese Mühe wird mit einem gigantischen Sternenhimmel und dem seltenen Blick auf die Milchstraße belohnt.“ Hänel kennt die Effekte der Auszeichnung gut: „Die allermeisten Führungen zu dem Thema sind ratzfatz ausgebucht.“

Viele Anfragen zur Zertifizierung

Seine Fachgruppe innerhalb der Vereinigung der Sternenfreunde, die bei der Vermittlung der Zertifizierung hilft, bekommt viele Anfragen von Gebieten, die gerne als Sternenplätze ausgezeichnet werden wollen. „Es reicht aber eben nicht, nur ein dunkler Ort zu sein“, sagt er. „Für die Selbstverpflichtung, nachhaltig etwas gegen die Lichtverschmutzung zu tun, muss auch Geld in die Hand genommen werden“, sagt er. Die Investition lohne sich seiner Meinung nach jedoch schnell, denn mit einem Lichtmanagementplan können Energiekosten und Folgekosten von Umweltschäden eingespart werden – und eben Sternentouristen angelockt werden.

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