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Wasser leuchtet plötzlich: Was hinter dem Phänomen steckt | Weather.com
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Umwelt

Lichtblitze im Wasser: Meeresleuchten tritt besonders häufig im Sommer auf

Das Meeresleuchten wird häufig durch eine Planktonalgenart ausgelöst
Das Meeresleuchten wird häufig durch eine Planktonalgenart ausgelöst
(GettyImages)

Auf einen Blick

  • Kam das Meeresleuchten früher fast nur im Sommer vor, so kann das Spektakel mittlerweile auch schon im April und bis weit in den Herbst hinein beobachtet werden
  • Ein Biologe erklärt, was das Wasser zum Glitzern bringt und warum es auch eine Art Warnleuchten ist.

Kam es früher fast nur im Sommer vor, so kann das Spektakel mittlerweile auch schon im April und bis weit in den Herbst hinein beobachtet werden: das sogenannte Meeresleuchten. Ein Biologe erklärt, was das Wasser zum Glitzern bringt und warum es auch eine Art Warnleuchten ist.

Es ist in Naturschauspiel, das fast schon magisch aussieht: Das grünblaue Meeresleuchten, das bei Dunkelheit verstärkt in Küstennähe aber auch mal mitten auf dem Meer auftreten kann. Dabei glitzern oft ganze Abschnitte im Wasser und blitzende Lichter tanzen in den Wellen. Verantwortlich dafür sind meistens Einzeller, die in großen Schwärmen Lichtblitze aussenden. „Aber auch Rippenquallen wie die Seestachelbeere und die Vielfraßqualle haben Leuchtorgane“, sagt der Biologe Rainer Borcherding, der bei der Schutzstation Wattenmeer arbeitet. „In der Mehrheit der Fälle beruht das Meeresleuchten aber auf den Einzellern.“

Leuchten ist eine biochemische Reaktion und Hilferuf

Bei den Einzellern, so erklärt es der Biologe, handelt es sich um eine Planktonalgenart, die auch Noctiluca genannt wird. „Das besondere ist, dass diese Alge kein Chlorophyll besitzt und daher keine Photosynthese betreiben kann“, sagt Borcherding. „Stattdessen müssen sie sich anders ernähren und fressen Plankton-Kieselalgen.“ Der einzellige Organismus teilt sich wie alle Einzeller bei Sonnenschein recht schnell und kann sich bei Sommerwetter auch exponentiell vermehren.

Das Leuchten ist Borcherding zufolge eine biochemische Reaktion. „Vereinfacht gesagt, liegt der Leuchtstoff in den Zellen und entlädt sich bei einer Schreckreaktion als Lichtblitz“, so der Biologe. „Das Entladen passiert unter anderem bei Wellenschlag oder wenn die Algen gefressen werden.“ Nach vielen Spekulationen über den Sinn des Leuchtens glauben die Wissenschaftler laut Borcherding mittlerweile, dass es eine Art Hilferuf ist. „Wenn nachts etwas im Meer leuchtet, dann heißt das, ein Leuchttier wird gefressen – beispielsweise von einem Wasserfloh oder einem Planktonkrebs.“ Das Blinken locke größere Räuber an, die nun den Floh oder Planktonkrebs leicht erbeuten können. „Die betroffene Leuchtalge wird zwar dadurch nicht mehr gerettet, aber ihre Artgenossinnen profitieren davon, wenn der Flohkrebs aufgrund ihres Leuchtens erbeutet wurde.“

Über 100.000 Zellen pro Liter Seewasser

Jede Zelle blitzt bei Störungen nur einmal auf aber da sich über 100.000 Zellen in einem Liter Seewasser befinden können, entsteht bei leichtem Wellengang ein wunderbares Funkeln.

Besonders häufig tritt das Meeresleuchten in Küstennähe und im Sommer auf. Das hat mehrere Gründe: Bei viel Sonne und ruhigem Meer werden die Tiere nicht schon durch rauen Wellengang ständig entleuchtet. „Stattdessen treiben sie bei glatter See oft entspannt und voll geladen über das Meer und glitzern dann besonders intensiv, durch den Wellenschlag in Strandnähe“, sagt Borcherding.

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Hinzu kommt, dass die Küstengewässer durch Nährstoffeinträge – etwa durch die Landwirtschaft – stark überdüngt sind und dort daher besonders viele Algen wachsen. „Das ist auch der Grund, warum das Meeresleuchten mittlerweile schon ab April bis weit in den Herbst hinein zu sehen ist“, sagt der Biologe.

Tagesüber bilden die Zellen neuen Leuchtstoff

Während in der Nordsee praktisch in der gesamten deutschen Bucht das Spektakel beobachtet werden kann, gibt es die Algen in der Ostsee eher in der dänischen Ostsee. „Die Rippenquallen kommen aber in der gesamten Ostsee vor“, sagt Borcherding. „Und auch auf dem offenen Meer kann man das Meeresleuchten sehen, dann aber eher von Booten aus.“ Tagsüber gibt es das Blitzen nicht, dann bilden die Zellen den Leuchtstoff neu. Als eine Art Teppich sind sie teilweise trotzdem zu sehen, da sie in hoher Konzentration während der Blüte das Wasser rot färben.

Das Schwimmen in einem leuchtenden Scharm ist laut Borcherding vollkommen ungefährlich. „Sowohl die Algen als auch die Quallen können berührt werden und auch den Zellen und Quallen macht der Kontakt mit den Menschen nichts aus“, sagt er und betont aber: „Das Meeresleuchten ist leider eine zweifelhafte Schönheit. Denn durch den übermäßigen Nährstoffeintrag ins Meer ist es viel häufiger geworden und daher auch eine Warnlampe, dass die Landwirtschaft immer noch viel zu viel Stickstoff in die Gewässer und das Meer leitet.“

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