Schweres Jahr für den Amazonas-Regenwald | Weather.com
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Schweres Jahr für den Amazonas-Regenwald

Brasilien, Novo Progresso: Bäume und Sträucher stehen in einem Feld im Amazonas-Regenwald in Flammen.
(Foto: Andre Penner/AP/dpa)

Doppelt so groß wie Indien erstreckt sich das Amazonas-Gebiet über acht Länder quer durch Südamerika. Riesige Mengen Kohlendioxid fängt es auf, die sonst ungehemmt in die Erderwärmung fließen würden. Doch der Druck auf den Klimaretter hat auch in diesem Jahr nicht nachgelassen. Für den Amazonas-Regenwald war es ein düsteres 2024.

D​ie schlimmsten Brände seit 2005

Verzeichnet wurden die schlimmsten Brände seit 2005. Die Flammen hatten leichtes Spiel angesichts einer Dürre, an der wiederum der menschengemachte Klimawandel nicht unschuldig war. Die Feuer haben große Waldflächen niedergebrannt. Angefacht wurden sie den Behörden zufolge teils von Bränden, die zur Rodung für die Viehzucht gelegt wurden.

"Die Brände und die Dürre, die wir 2024 im Amazonas-Regenwald erlebten, könnten unheilvolle Anzeichen dafür sein, dass wir den lange befürchteten ökologischen Kipppunkt erreichen", sagt Andrew Miller, Direktor der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation Amazon Watch. "Das Zeitfenster für die Menschheit, den Trend umzukehren, schließt sich", mahnt er. Noch sei aber nicht alles verloren: Das Fenster stehe derzeit noch offen, treibt er zur Eile.

So gab es im zurückliegenden Jahr auch Lichtblicke: Sowohl in Brasilien als auch in Kolumbien ging die Abholzung des Amazonaswaldes zurück. Brasilien verzeichnete einen Rückgang um 30 Prozent zwischen August 2023 und Juli 2024 und damit den niedrigsten Stand der Zerstörung seit neun Jahren.

Der Erfolg wird der Politik des linksgerichteten Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva angerechnet, der den Kurs seines Vorgängers umkehrte. Unter dem rechtsextremen Jair Bolsonaro hatte die Vernichtung des Regenwalds stark zugenommen. Er hatte die Ausweitung der Agrarindustrie stets vor den Schutz des Waldes gestellt und die Umweltbehörden geschwächt.

Illegale Abholzung ist ein massives Problem

Auch Kolumbien meldete Mitte des Jahres einen historischen Tiefstand bei der Vernichtung des Waldes. Doch Umweltministerin Susana Muhamad warnte zugleich, dass der Erfolg womöglich nicht für das gesamte Jahr gelte. Schon im Juli sei wieder ein zunehmender Waldverlust zu verzeichnen gewesen.

Ein massives Problem bleibt die illegale Abholzung. "Man kann unmöglich die Bedrohung übersehen, die das organisierte Verbrechen und die von ihm kontrollierte Wirtschaft für den Schutz des Amazonas darstellen", sagt Bram Ebus von der internationalen Organisation Crisis Group.

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"Der illegale Goldabbau wächst rapide, angetrieben von in die Höhe steigenden Weltmarktpreisen", nennt er ein Beispiel. "Die Einnahmen aus den illegalen Geschäften übersteigen oft die staatlichen Budgets, die für ihre Bekämpfung bereitgestellt werden."

Aus Brasilien kamen ebenso weiter erschreckende Bilder. Weite Teile des Regenwaldes waren in Rauch gehüllt, als im August Brände wüteten. Das zweite Jahr in Folge sank der Pegel des Amazonas auf einen bedrohlichen Tiefstand, einige der Anliegerländer riefen den Notstand aus.

Der Stiftung Rainforest Foundation US zufolge waren es 2024 die schlimmsten Brände in der Amazonas-Region seit 2005. "Waldbrände sind zu einer Konstante geworden", sagt der Umweltanwalt Cesar Ipenza, der im Herzen des peruanischen Amazonas-Gebiets lebt. Das erfordere besondere Aufmerksamkeit der Behörden. Die wüssten aber oft nicht, wie sie reagieren sollten.

Auch Ipenza fürchtet, dass bald ein Punkt erreicht sein könnte, an dem der Regenwald nicht mehr zu retten ist. Andererseits glaube er aber auch, dass sich die Menschen zunehmend der Rolle des Amazonas für das Überleben der Gesellschaft insgesamt bewusst würden, sagt er.

M​ehr Mitspracherechte der indigenen Völker

Helfen können dabei die indigenen Gemeinschaften aus der Region, deren Blick seit jeher dem Schutz ihrer Umwelt galt. Umweltfachleute begrüßen daher, dass sich die Teilnehmerstaaten der UN-Biodiversitätskonferenz im November in Kolumbien auf mehr Mitspracherechte der indigenen Völker bei Entscheidungen zum Naturschutz verständigten.

"Wenn der Amazonas-Regenwald den Kipppunkt vermeiden soll, sind die indigenen Völker ein entscheidender Faktor", betont Andrew Miller von Amazon Watch.

Dringend nötig ist nach Ansicht des Crisis-Group-Experten Ebus aber auch eine engere Zusammenarbeit der Amazonas-Länder. Das gelte für die Strafverfolgung bei illegaler Abholzung ebenso wie für die gemeinsame Bekämpfung von Bränden oder die medizinische Versorgung in abgelegenen Gebieten. Dazu aber bräuchten die Anrainer die Hilfe der ganzen Welt, betont Ebus: "Das Wohlergehen des Amazonas-Gebiets ist eine gemeinsame globale Verantwortung."

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