Damaskus: Jahrtausende Jahre alte Quelle versiegt | Weather.com
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Jahrtausende alte Wasserquelle versiegt: Damaskus in Wassernot

Seit Tausenden Jahren hat eine Quelle die syrische Hauptstadt mit Trinkwasser versorgt. Aber nun ist sie nur noch ein Rinnsal - dank viel zu geringer Niederschläge. Die Folgen sind bereits zu spüren.

Visitors watch the dry main reservoir of the spring in Ein el-Fijeh, Barada Valley, Syria, Thursday, May 8, 2025. The Ein el-Fijeh spring, the main source of water for Damascus, is almost dry and many people in the capital and its suburbs are now relying on buying water from tanker trucks that fill from wells. (AP Photo/Omar Sanadiki)
Besucher blicken am Donnerstag auf das ausgetrocknete Hauptbecken der Quelle in Ein al-Fidscheh im Barada-Tal, Syrien. Die Ein-al-Fidscheh-Quelle, Hauptwasserquelle für Damaskus, ist nahezu versiegt – viele Menschen in der Hauptstadt und ihren Vororten sind inzwischen auf Wasserlieferungen aus Tankwagen angewiesen, die aus Brunnen befüllt werden.
(AP Photo/Omar Sanadiki)

Hassan Baschi wandert durch Tunnel in einem Berg, der über der syrischen Hauptstadt Damaskus aufragt. Sie waren einst mit dem Wasser von einer Quelle gefüllt, die berühmt für ihre Reinheit ist, in den Ruinen eines römischen Tempels im Barada-Tal entspringt und in Richtung Damaskus fließt - das sie über Tausende Jahre mit Trinkwasser versorgt hat. Während der Hochwassersaison im Winter sind normalerweise alle Tunnel voll, und das Wasser überflutet einen großen Teil des Tempels. Aber jetzt sieht man hier nur ein Rinnsal nach dem trockensten Winter seit Jahrzehnten.

Hauptquelle für Wasserversorgung von 5 Millionen Menschen

Baschi ist ein Wächter, der aber auch in der Lage ist, die Pump- und Wasserfiltermaschinen zu betreiben, wenn der zuständige Ingenieur abwesend ist. "Ich arbeite seit 33 Jahren an der Ein al-Fidscheh-Quelle, und dies ist das erste Jahr, dass es derart trocken ist", sagt der Syrer und spielt ein altes Video auf seinem Handy ab, das hohes Wasser innerhalb der Ruinen zeigt - so, wie es früher war.

Ein al-Fidscheh ist die Hauptquelle für die Wasserversorgung von fünf Millionen Menschen, deckt 70 Prozent des Bedarfs in der Hauptstadt und ihren Vororten ab. Jetzt ist der Mangel so groß, dass viele Einwohner Wasser aus privaten Tankwagen kaufen, die aus Brunnen gefüllt werden. Und Behörden warnen, dass die Situation im Sommer noch schlimmer werden könnte und rufen die Bevölkerung auf, sparsam mit dem Nass umzugehen, wenn sie duschen, ihre Wohnungen reinigen oder Geschirr spülen.

Geringsten Regenfälle seit 1956

"Die Ein-al-Fidscheh-Quelle arbeitet jetzt auf ihrem niedrigsten Stand", sagt Ahmad Darwisch, der die Wasserversorgungsbehörde der Stadt Damaskus leitet. Nach seinen Angaben hat es im laufenden Jahr bislang die geringsten Regenfälle seit 1956 gegeben. Das Wasser der Quelle stammt hauptsächlich von Regen und geschmolzenem Schnee aus den Bergen entlang der syrischen Grenze zum Libanon, aber wegen der diesjährigen unterdurchschnittlichen Niederschläge "hat sie uns viel geringere Mengen gegeben als normal", sagt Darwisch.

1,1 Millionen Häuser beziehen nach seinen Angaben Wasser aus der Quelle, und um durch dieses Jahr zu kommen, werden die Menschen ihren Verbrauch einschränken müssen, warnt er. Ein al-Fidscheh speist auch den Fluss Barada, der durch die Hauptstadt fließt - und dieses Jahr zumeist trocken ist.

Zum Wassermangel kommen noch Stromausfällle

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Assam Dschbara im östlichen Stadtteil Abbasids bekommt den Wassermangel bereits stark zu spüren. Es fließt jetzt nur etwa 90 Minuten am Tag aus den Wasserhähnen daheim, während es in früheren Jahren ständig verfügbar war. Und häufige Stromausfälle verschlimmern das Problem noch, wie er sagt: Manchmal gebe es fließendes Wasser, aber keine Elektrizität, um es in die Tankbehälter auf dem Dach des Gebäudes zu pumpen. 

Es ist schon einmal vorgekommen, dass Dschbara von einem Tankwagen an die 600 Liter nicht trinkbaren Wassers kaufen musste, was ihn und seine Nachbarn umgerechnet 13,30 Euro kostete - eine Menge Geld in einem Land, in dem viele Menschen weniger als 90 Euro im Monat verdienen. "Wie es aussieht, gehen wir schwierigen Bedingungen in Sachen Wasser entgegen", sagt der Syrer, der fürchtet, dass die Versorgung im Sommer auf ein oder zwei Mal in der Woche fallen wird. Er spart bereits jetzt, wo er kann.

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Während des 14-jährigen Bürgerkrieges im Land war Ein al-Fidscheh wiederholt unter Beschuss und wechselnde Kontrolle seitens der Kampfparteien gekommen - den Soldaten des seinerzeitigen Präsidenten Baschar al-Assad und Rebellen. Im Frühjahr 2017 eroberten Regierungstruppen das Gebiet von Aufständischen zurück und hielten es bis zum vergangenen Dezember, als die Gruppe Hajat Tahrir al-Scham unter Ahmad al-Scharaa - dem derzeitigen Präsidenten - Assad im Zuge einer Blitzoffensive stürzte.

Tarak Abdul-Wahed kehrte kurz danach zu seinem Haus nahe der Quelle zurück, acht Jahre, nachdem er mit seiner Familie von dort vertrieben worden war. Jetzt ist er dabei, sein Restaurant wiederaufzubauen, das Assads Soldaten zerstört hatten und blickt sorgenvoll in die Zukunft. Da, wo sich einst Touristen und Syrer im Sommer tummelten, das kühle Wetter genossen, ist es jetzt trocken. 

"Sieht aus wie in der Wüste"

"Die Ein al-Fidscheh-Quelle ist die einzige Arterie nach Damaskus", sagt Abdul-Wahed, dessen Restaurant früher insgesamt 15 in der Nähe lebenden Familien und mehreren Beschäftigten, die aus anderen Teilen Syriens kamen, den Lebensunterhalt sicherte. Jetzt sehe es hier wie in einer Wüste aus. "Da ist niemand", klagt er. "Wir hoffen, dass die guten alten Tage mit Menschen, die hierher kommen, zurückkehren werden." 

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