Umweltforschung unter Druck | Weather.com
Advertisement
Advertisement

Wie globale Krisen die Umwelt- und Meeresforschung weltweit bedrohen

Klimakrise, Meeresverschmutzung und Artenverlust erfordern globale Forschung – doch geopolitische Konflikte bremsen internationale Zusammenarbeit aus. Die Umweltwissenschaft steht unter wachsendem Druck, ihre Erkenntnisse zu schützen und neue Wege der Kooperation zu finden.

Global warming, conceptual image
Der international so wichtige Wissensaustausch unter Forschern für den Schutz von Umwelt, Ozeanen und des Klimas wird in Zeiten von immer mehr Kriegen zunehmend heikler
(GettyImages)

In Zeiten geopolitischer Spannungen und wachsender Krisen bleibt der Schutz der Umwelt, der Meere und des Klimas eine globale Aufgabe – und Wissenschaft das zentrale Werkzeug. Doch laut dem Direktor des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), Oliver Zielinski, steht die internationale Forschung zunehmend unter Druck. Die Freiheit der Wissenschaft sei weltweit bedroht, warnt der Meeresphysiker, der auch dem Wissenschaftsrat von Bund und Ländern angehört.

Meeresforschung als globale Verantwortung

Gerade bei zentralen Umweltfragen wie dem Meeresschutz, der Bekämpfung der Plastikflut, dem Biodiversitätsverlust und dem Klimawandel sei internationale Zusammenarbeit unverzichtbar – auch mit Staaten, deren politische Systeme herausfordernd seien. „Diese Herausforderungen machen an Landesgrenzen nicht halt“, betont Zielinski. Deshalb müsse man kritisch, aber auch konstruktiv mit Ländern wie China oder Iran zusammenarbeiten.

Informieren Sie sich übers aktuelle Wetter und laden sich hier die TWC-App herunter!

Advertisement

Ein Beispiel: Deutsche Forscher*innen sind derzeit in ein gemeinsames Projekt mit China eingebunden, das die Verschmutzung chinesischer Küstenmeere durch Megastädte untersucht – ein sensibles, aber dringend notwendiges Thema. „Dass China uns dort forschen lässt, ist bemerkenswert und zeigt, wie wichtig gezielte Kooperation sein kann“, so Zielinski.

Schutz durch selektiven Wissensaustausch

Zugleich plädiert der Institutsleiter für einen überdachten Umgang mit sensiblen Daten. Anders als beim offenen Prinzip der Wissenschaft gelte es künftig stärker abzuwägen, mit wem welche Umwelt- und Klimadaten geteilt werden können. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine habe beispielsweise dazu geführt, dass sämtliche Kooperationen mit russischen Einrichtungen in der Meeres- und Polarforschung eingestellt wurden. Bei Russland sei kein „De-Risking“, sondern ein klarer „De-Coupling“-Prozess nötig. Für die Ostseeforschung seien die Auswirkungen bislang überschaubar – doch das Grundprinzip habe sich verändert.

Wissenschaftsdiplomatie mit Augenmaß

Trotz aller Konflikte bleibt Zielinski überzeugt von der Idee der Wissenschaft als diplomatischer Brückenbauer – wenn auch mit neuen Regeln. „Früher waren die Brücken offen – heute stehen dort Kontrollposten“, so der Forscher. Umweltforschung müsse weiter grenzüberschreitend möglich sein, aber mit Augenmaß.

Nationale Plattform für Wissenssicherheit geplant

Um Forschung und Wissensweitergabe künftig besser abzusichern, empfiehlt der Wissenschaftsrat die rasche Einrichtung einer nationalen Plattform für Wissenssicherheit. Sie soll als Anlaufstelle dienen und Wissenschaftler*innen beim Umgang mit Wissensrisiken unterstützen – besonders im Bereich sensibler Umwelt- und Klimadaten.

Advertisement