Weichwanzen bedrohen Gemüse- und Obstplantagen | Weather.com

Heimische Weichwanzen bedrohen Obst- und Gemüseanbau

Weichwanzen gefährden zunehmend Gemüse- und Obstkulturen durch starke Ausbreitung

Nahaufnahme einer gepunkteten Nesselwanze (heimische Weichwanze) auf einem Gurkenblatt, aufgenommen in Karlsruhe, Baden-Württemberg. Die Wanze zeigt ein charakteristisches Muster aus schwarzen Punkten auf ihrem grünlich-gelben Körper. Die Makroaufnahme hebt deutlich die feinen Beine und die gegliederten Fühler des Insekts hervor, das auf der strukturierten Blattoberfläche sitzt. Das Bild steht im Kontext der zunehmenden Ausbreitung von Weichwanzen in Gewächshäusern, Gemüsefeldern und Obstplantagen in Deutschland.
Eine heimische Weichwanze, die gepunktete Nesselwanze, sitzt auf einem Gurkenblatt (Archivbild)
(Klaus Schrameyer/Landwirtschaftliches Technologiezentrum/dpa )

Auf der Mauer, auf der Lauer sitzt 'ne kleine Wanze – und saugt Obst und Gemüse an: Heimische Weichwanzen, etwa die Gepunktete Nesselwanze oder die Grüne Futterwanze, breiten sich aus – und sorgen für Ärger in Gewächshäusern und auf Feldern. „Wir beobachten einen erhöhten Schadensdruck“, sagt Insektenkundlerin Christine Dieckhoff vom Landwirtschaftlichen Zentrum Augustenberg.

Was sind Weichwanzen und warum werden sie zum Problem?

Weichwanzen bedrohen Gemüse- und Obstplantagen zunehmend. Einst lebten sie vor allem auf Wiesen und krautigen Pflanzen, doch nun suchen sie verstärkt bewässerte Kulturflächen auf – von Tomaten- und Paprikafeldern bis zu Erdbeerplantagen.

„Drei Meter hohe Obstbäume? Kein Problem für das Tier“, so Dieckhoff. Neben dem Klimawandel mit trockeneren, längeren Sommern spiele auch der Mangel an Pflanzenschutzmitteln eine Rolle. Immer weniger Wirkstoffe seien zugelassen, um gegen die Schädlinge vorzugehen.

Was verursachen die Schädlinge?

Advertisement

Die Weichwanzen saugen an Trieben, Früchten und Gemüse. Dadurch sterben Pflanzenteile ab, es kommt zu Verformungen oder Verfärbungen. Besonders betroffen seien Gurken, Auberginen und Paprika. Und auch Erdbeeren stehen mittlerweile auf dem Speiseplan: „Es sind wahrlich keine Kostverächter“, erklärt Dieckhoff.

Warum können sie kaum bekämpft werden?

Ein geeignetes Pflanzenschutzmittel gegen die Weichwanzen fehlt derzeit noch. Die Tiere sind extrem mobil und verbreiten sich schnell – auch in geschlossenen Systemen wie Gewächshäusern. Das einzige was laut Landwirtschaftsministerium hilft: Lüftungsschlitze mit Netzen versehen, um ein Eindringen zu verhindern.

Welche Kritik gibt es an der aktuellen Pflanzenschutzpolitik?

Laut dem Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband (BWGV) werde die Situation durch den Wegfall zahlreicher Pflanzenschutzmittel verschärft. „Seit Jahren verlieren immer mehr Mittel ihre Zulassung“, sagt BWGV-Präsident Ulrich Theileis.

Notfallzulassungen – zeitlich begrenzte Genehmigungen für nicht regulär zugelassene Mittel – seien keine dauerhafte Lösung. Auch Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) kritisiert: „Dieses Vorgehen schafft unnötige Bürokratie und für die Anwender gerade in Zeiten des Klimawandels mehr Unsicherheit als verlässliche Planbarkeit.“ Stattdessen brauche es eine ausreichende Zahl an Wirkstoffgruppen – das stehe „nicht im Widerspruch zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln“.

Advertisement