An Polen grüner, am Äquator blauer: Meeresfarbe verändert sich mit drastischen Konsequenzen

Ozeane weltweit ändern ihre Farbe: An den Polen werden sie grüner, am Äquator blauer. Das könnte weitreichende Auswirkungen haben.

The sea is Sagami Bay, Pacific Ocean. The beach shows white or milky coral-color, and this was temporarily caused by Coccolithophore Phytoplankton massive outbreak on Sagami Bay and not by coral (The right and left blue color is normal).
Phytoplankton färbt aufgrund des Chlorophylls, das die Organismen produzieren, das Wasser grün. (Symbolbild)
(Getty Images)

Phytoplankton ist einer der wichtigsten Bestandteile der Nahrungskette: Die winzigen Organismen stellen die Nahrungsgrundlage für viele Zooplankten dar, die wiederum von vielen Fischen gefressen werden.

Wie eine neue Studie herausgefunden hat, könnte sich die Verteilung des Phytoplanktons im Meer immer weiter verändern und verschieben: Das Meer wird an den Polen grüner, während es am Äquator blauer wird.

Wie die Forschenden im Fachjournal "Science" erklären, betreibt Phytoplankton Photosynthese, um sich selbst mit Energie zu versorgen. Dadurch entsteht unter anderem Chlorophyll - ein Farbstoff, der die Blätter von Bäumen färbt. Durch ihn schimmern auch Ozeane grün.

Weniger Cholophyll am Äquator, mehr an Polen

Die Umfärbung der Weltmeere könnte mit der Anzahl der Organismen im Wasser zusammenhängen, schreiben die Wissenschaftler. Die Veränderung stellten sie fest, indem sie Satellitendaten von fast 20 Jahren auswerteten.

"Wir sehen, dass die Tropen und Subtropen Chlorophyll verlieren, während die höheren Breiten grüner werden", erklärt Haipeng Zhao, Erstautor der Studie und Forscher an der US-amerikanischen Duke University. Solche Verschiebungen könnten erhebliche Auswirkungen auf marine Ökosysteme und weltweite Fischbestände haben. Wo weniger Fressen vorhanden vorhanden ist, da gibt es auch weniger Tiere.

Majestic aerial view of a large tabular iceberg drifting in the dark Arctic waters near Ilulissat during the vibrant midnight sun, concept of global warming and climate change. The glowing sky in shades of orange, pink, and purple contrasts beautifully with the icy blue tones of the floating glacier. This striking image captures the stark beauty of the polar environment and highlights the impact of climate change on the fragile Arctic ecosystem. It powerfully represents the grandeur and vulnerability of nature in a warming world. Ilulissat, Greenland
Forschende konnten feststellen, dass das Wasser an den Polen immer grüner wird. (Symbolbild)
(Getty Images)
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Dementsprechend sind die Folgen auch wirtschaftlich relevant: In äquatornahen Regionen, wo ein Rückgang von Phytoplankton zu beobachten ist, sind viele Länder auf Fischerei als Nahrungs- und Einkommensquelle angewiesen. Ein Rückgang könnte dort die Lebensgrundlage vieler Menschen gefährden.

Solche Verschiebungen könnten dementsprechend erhebliche Auswirkungen auf marine Ökosysteme und große Teile der Menschheit haben. Und auch das Weltklima könnte sich dadurch verändern. Denn Phytoplankton entzieht der Atmosphäre beim Wachstum Kohlendioxid.

Wenn die Organismen absterben und in die Tiefe sinken, wird Kohlenstoff langfristig im Ozean gespeichert – vorausgesetzt, er gelangt tief genug, um nicht schnell wieder freigesetzt zu werden. Eine Verlagerung dieser Prozesse könnte also den globalen Kohlenstoffkreislauf und das Klima beeinflussen.

Zusammenhang mit Klimawandel nicht eindeutig

Die Forschenden stellten weiters fest, dass grüne Zonen grüner, und blaue blauer wurden – "wie Reiche, die reicher werden, und Arme, die ärmer werden", so Zhao. Eindeutig war auch eine Korrelation zwischen einer erhöhten Wassertemperatur und dem Rückgang von Chlorophyll.

Ob der beobachtete Trend direkt mit dem Klimawandel zusammenhängt, lasse sich derzeit noch nicht abschließend sagen, da natürliche Klimaschwankungen wie El Niño ebenfalls eine Rolle spielen könnten. Langfristige Beobachtungen seien daher entscheidend, betont das Team.

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