Feinstaub per Fahrrad messen: Karlsruhe startet Bürgerprojekt

In Karlsruhe messen Radfahrer künftig die Luftqualität mit Sensoren. Auch andere Städte testen mobile Messungen auf zwei Rädern.

HANDOUT - 19.06.2025, Karlsruhe: An einem Fahrradlenker ist ein mobiles Feinstaubmessgerät befestigt. Hundert Freiwillige radeln damit künftig durch Karlsruhe, um so quer durch die Stadt Daten zur Feinstaubbelastung zu erfassen. (zu dpa: «Messen beim Radfahren - Mobiles Messgerät für Feinstaub wird erprobt») Foto: Michel Weber/CycleSense/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++
An einem Fahrradlenker ist ein mobiles Feinstaubmessgerät befestigt. Hundert Freiwillige radeln damit durch Karlsruhe, um so quer durch die Stadt Daten zur Feinstaubbelastung zu erfassen.
(Michel Weber/CycleSense/dpa)

Sieht aus wie eine futuristische Klingel, ist aber ganz was anderes. Fahrradfahrer können mit einem kleinen Kasten am Lenker künftig Daten zu einem wichtigen Thema sammeln.

Wie misst Karlsruhe Feinstaub jetzt mit Fahrrädern?

Karlsruhe setzt auf mobile Feinstaubmessung mit Fahrrädern: Kleine Sensoren am Lenker sammeln während der Fahrt Daten zur Luftqualität. Im Rahmen des Projekts CycleSense wurden 100 Geräte kostenlos an Freiwillige ausgegeben. Entwickelt wurden sie von drei ehemaligen Schülern eines Karlsruher Gymnasiums, die 2023 damit den ersten Preis bei „Jugend forscht“ gewannen.

Die Geräte, die wie futuristische Klingeln aussehen, übertragen die Daten an einen zentralen Server. So entstehen engmaschige Karten zur Luftverschmutzung, die deutlich präziser sind als die bisherigen fünf stationären Messpunkte in Karlsruhe.

Was ist das Ziel des Projekts?

Ziel ist es, lokale Unterschiede der Luftqualität sichtbar zu machen – etwa zwischen Hauptverkehrsstraßen und Fahrradwegen. Die Stadt Karlsruhe, das Forschungszentrum Karlsruhe und die Stadtwerke unterstützen das Projekt finanziell. Eine zweite Messphase soll im Herbst starten.

„Die mobilen Sensoren helfen uns, ein wesentlich feineres Bild der Luftverschmutzung in der Stadt zu erhalten“, sagt eine Sprecherin des CyberForums. In Serie produziert werden die Geräte bislang noch nicht. Der Stückpreis liegt bei etwa 200 Euro.

Gibt es solche Feinstaub-Fahrradprojekte auch in anderen Städten?

Auch Berlin, Stuttgart und Freiburg haben mobile Messprojekte gestartet. In Berlin testete die TU Berlin bereits 2020 Feinstaubmessungen per Lastenrad. In Stuttgart, wo Feinstaub oft ein Problem ist, liefen 2022 Tests unter dem Projektnamen „Stadtluft“. In Freiburg wurde über das Projekt „OpenSenseMap“ die Nutzung selbstgebauter Sensoren an Fahrrädern gefördert.

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Doch Karlsruhe ist die erste Stadt mit einem so systematisch organisierten Bürgermessnetz, bei dem eigens entwickelte Geräte zur Verfügung gestellt werden.

Warum ist Feinstaubmessung auf dem Fahrrad sinnvoll?

Feinstaub ist eines der größten Gesundheitsrisiken in Städten, warnt das Umweltbundesamt. Die mobilen Sensoren messen dort, wo Menschen sich wirklich bewegen: auf Straßen, Wegen und an Kreuzungen. Die klassische Luftüberwachung mit fixen Messstationen kann solche Mikrodaten nicht erfassen.

„Wir wollen nicht nur messen, sondern auch Aufmerksamkeit für Luftqualität schaffen“, heißt es vom Projektteam. Je mehr Bürgerinnen und Bürger sich beteiligen, desto besser wird das Bild über Belastungsschwerpunkte.

Wie geht es weiter mit CycleSense?

Im Herbst startet die zweite Testphase in Karlsruhe. Die Stadt prüft bereits, ob das System langfristig ausgeweitet werden kann. Denkbar ist auch eine Übernahme durch andere Kommunen.

Die Erfinder hoffen, dass die Sensoren bald in Serie gehen. Denn das Interesse ist groß – aus der Region und darüber hinaus. Der Prototyp aus Schülerhand könnte damit zum Vorbild für moderne Umweltüberwachung in ganz Deutschland werden.

Fazit

Karlsruhe zeigt mit dem Projekt CycleSense, wie moderne Technik, Bürgerbeteiligung und Umweltforschung Hand in Hand gehen können. Die Feinstaub-Fahrräder liefern nicht nur neue Daten – sie machen auch sichtbar, was uns sonst verborgen bleibt: die Qualität der Luft, die wir jeden Tag einatmen.

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