Amazonas: Umwelt vergiftet | Weather.com

Umwelt wird vergiftet! Ein Hilferuf aus der Amazonasregion

Steigende Goldpreise treiben den illegalen Abbau an, auch in Peru. Dabei eingesetztes Quecksilber vergiftet Menschen und Umwelt. Ein Bischof schlägt Alarm.

26. September 2025: Wolken spiegeln sich im Tahuayo-Fluss, einem Nebenfluss des Amazonas, in der Nähe der Stadt Iquitos in Peru. (AP Photo/Junior Raborg)
26. September 2025: Wolken spiegeln sich im Tahuayo-Fluss, einem Nebenfluss des Amazonas, in der Nähe der Stadt Iquitos in Peru.
(AP Photo/Junior Raborg)

Die gefährlichen Quecksilberwerte im Wasser rund um ihn herum sind für Miguel Ángel Cadenas ein deutliches Warnsignal. Im peruanischen Amazonasgebiet seien Flüsse zunehmend vergiftet, warnt der Augustinerpater. Der Grund: die Suche nach Gold und damit ein wachsender illegaler Bergbau, bei dem Quecksilber zum Einsatz kommt.

Seit der Corona-Pandemie habe der illegale Abbau stark zugenommen, sagt der aus Spanien stammende Ordensmann, der seit drei Jahrzehnten in der Region lebt und als katholischer Bischof das Apostolische Vikariat Iquitos leitet. Er zählt die Flüsse Tigre, Nanay, Napo und Putumayo als Beispiele für eine Gefährdung der Anwohner auf.

"Wir sind in einer schwierigen Lage"

In Fischen aus Gewässern des Amazonasgebiets wurde ein Quecksilbergehalt nachgewiesen, der über den Grenzwerten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) liegt. "Wir sind in einer schwierigen Lage", sagt Cadenas. Weil die Menschen der Region sich viel von Fisch ernährten, führe die hohe Quecksilberbelastung praktisch dazu, dass nicht genügend Essen vorhanden sei.

1. Oktober 2025: Bischof Miguel Ángel Cadenas spricht während seiner Teilnahme am Amazonas-Wassergipfel in Iquitos, Peru. (AP Photo/Junior Raborg)
1. Oktober 2025: Bischof Miguel Ángel Cadenas spricht während seiner Teilnahme am Amazonas-Wassergipfel in Iquitos, Peru.
(AP Photo/Junior Raborg)

Quecksilber wird häufig zur Goldgewinnung im Kleinbergbau verwendet. Das Schwermetall verunreinigt das Wasser, reichert sich in Fischen an und sammelt sich im Körper von Menschen. Quecksilber wird unter anderem im Nervensystem, in der Niere und der Leber gespeichert, Folgen können neurologische Schäden und Entwicklungsstörungen sein. Für ungeborene Kinder ist es besonders gefährlich.

Quecksilberwerte über Sicherheitsgrenzwerten

Untersuchungen in der Region Madre de Dios ergaben, dass 43 Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter Quecksilberwerte über den Sicherheitsgrenzwerten der WHO aufwiesen. In Haarproben entlang der peruanischen Amazonaszuflüsse wurden bei fast 80 Prozent der Anwohnerinnen und Anwohner überhöhte Werte gefunden.

Advertisement

"Die meisten wissen nicht, was passiert", erklärt Cadenas. "Es gibt kaum Informationen." Dabei sollte der Staat doch die Bevölkerung aufklären und informieren – und außerdem dafür sorgen, dass sie Zugang zu alternativen Nahrungsmitteln habe. "Die gibt es aber nicht", beklagt der Augustinerpater.

Schwache Rückverfolgungssysteme erleichtern illegalen Bergbau

Steigende Goldpreise treiben derweil den illegalen Bergbau an. Woher genau das wertvolle Gold auf dem Weltmarkt kommt, ist laut Analysten oft nicht nachvollziehbar: Schwache Rückverfolgungssysteme erleichterten es dem illegalen Bergbau, auf die globalen Märkte zu gelangen.

Peru könne das Problem nicht allein lösen, betont Cadenas. "Solange der Goldpreis weiter steigt, ist es für eine nationale Regierung sehr schwierig, diese Situation in den Griff zu bekommen." Vielmehr müssten die ankaufenden Länder in die Pflicht genommen werden. "Die erste Verantwortung sollte darin bestehen, dass die Länder, die Gold kaufen, Rückverfolgbarkeit verlangen", fordert Cadenas. "Damit es nicht so einfach möglich ist, illegales Gold in legale Kanäle zu schleusen."

Experte fordert internationalen Druck

Auch die Gefährdung von Umweltschützern und Menschenrechtsaktivisten sieht Cadenas als großes Problem. Immer wieder werden Anwohnerinnen und Anwohner, die sich gegen illegalen Bergbau und illegale Abholzung einsetzen, angegriffen – teils sogar ermordet. Cadenas verweist voll Sorge auf Berichte, wonach der illegale Bergbau mit bewaffneten Gruppen gemeinsame Sache macht.

Peru hat einige Versuche gestartet, den nicht genehmigten Bergbau und den Einsatz von Quecksilber einzudämmen. So gab es im Jahr 2019 die "Operation Quecksilber", eine gemeinsame Aktion von Polizei und Streitkräften. Auch wurde mehrfach die Beschlagnahmung von großen Mengen geschmuggelten Quecksilbers gemeldet.

Das aber greife alles nicht wirklich, warnen indigene Gruppen. Auch die Regierungen im Amazonasgebiet räumen ein, dass grenzüberschreitender Schmuggel von Quecksilber weiterhin den illegalen Bergbau fördere. "Mit jedem Tag, der verstreicht, gibt es mehr Menschen, die sich dem illegalen Bergbau widmen", warnt Cardenas. Ohne "ernsthaften internationalen Druck" sieht er keine Lösung.

Advertisement