El Niño und La Niña: Das sind die zerstörerischen Folgen | Weather.com
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El Niño und La Niña: Das sind die zerstörerischen Folgen

El Niño kündigt sich durch die eine Erwärmung des Oberflächenwasser vor der Küste Südamerikas an.
El Niño kündigt sich durch die eine Erwärmung des Oberflächenwasser vor der Küste Südamerikas an.
(GettyImages)

Auf einen Blick

  • Das Klimaphänomen El Niño spielt im Wechsel seinem La Niña genannten Gegenstück im Klimasystem der Erde eine wichtige Rolle.
  • Beide treten im Rahmen einer natürlichen, unregelmäßigen Klimaschwingung im tropischen Pazifik auf und halten typischerweise ein halbes Jahr an.
  • Die dadurch ausgelösten Wetterkapriolen forderten bereits mehr Opfer als der Erste Weltkrieg.

Wie ein El Niño entsteht, ist wissenschaftlich noch nicht vollständig geklärt. Jedenfalls hängt sein Auftreten mit Veränderungen der globalen Windsysteme zusammen. Im Normalfall entstehen zwischen einem Hochdruckgebiet vor der Westküste Südamerikas und einem Tiefdruckgebiet vor der Ostküste Australiens Winde, die zum globalen System der Passatwinde zählen (Nordost-Passat auf der Nordhalbkugel, Südost-Passat auf der Südhalbkugel). Ihre Stärke wird vom Druckgefälle zwischen dem Hoch und dem Tief bestimmt.

Parallel dazu zirkulieren kalte und warme Meeresströmungen. Eine kalte Strömung ist der Humboldtstrom, der von der Antarktis parallel zu den Anden nach Norden fließt. Südlich des Äquators, etwa auf Höhe der Galapagos-Inseln vor Ecuador, schwenkt er nach Westen und geht in den Südäquatorialstrom über. Sein kaltes Wasser kühlt auch die Luft ab, die nun weniger Feuchtigkeit enthält. Dadurch entstanden an den Küsten, die er passiert, niederschlagsarme Wüstengebiete, etwa die Atacama-Wüste in Chile.

Ernährungskrise: Leere Fischernetze und brache Äcker

In einem El-Niño-Jahr kollabiert das südamerikanische Hoch. Dies geschieht stets in der heißesten Phase des Südsommers, also zur Weihnachtszeit. Deshalb nannten peruanische Fischer das dann einsetzende Wetterregime El Niño, nach dem spanischen Wort für Christkind. Die Winde ändern sich und blasen mit erheblichem Tempo teilweise in entgegengesetzte Richtungen. Insbesondere erschlaffen die Passatwinde, die das Wasser des Pazifiks von Osten nach Westen schieben. Vor den Philippinen ist der Meeresspiegel deshalb rund 60 Zentimeter höher als vor Chile.

Ohne den Antrieb durch die Passatwinde wird der Äquatorialstrom rückläufig. Als Folge davon schwappen warme Wassermassen langsam von Indonesien in Richtung Südamerika. Vor der Westküste des Halbkontinents bildet sich eine große Warmwasserzunge, die weit in den Pazifik ragt. Das bis zu acht Grad Celsius wärmere Oberflächenwasser verdrängt den kalten Humboldtstrom und verhindert, dass nährstoffreiches kaltes Tiefenwasser aufquillt.

Dann bildet sich weniger Plankton, das am Anfang der Nahrungskette in den Ozeanen steht. Entsprechend fehlt den Fischen das Futter, und sie wandern in andere Meeresgebiete. Die Netze der Fischer bleiben leer, auch zahlreiche Robben verhungern. Im Bergland der Anden setzen heftige Regenfälle ein, die auf den Äckern die Ernte zerstören und Erdrutsche auslösen.

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El Niño zwingt Frauen aus Myanmar einen anstrengenden Marsch auf sich zu nehmen, um Wasser nach Hause zu transportieren. Ihr Land leidet unter extremen Hitzebedingungen und Wassermangel, was laut dem staatlichen Wetterinstitut auf El Niño zurückzuführen sei.
(dpa)

El Niño forderte fünfmal mehr Opfer als der 1. Weltkrieg

In anderen Teilen Südamerikas dagegen fehlt der Niederschlag, es kommt zu ausgedehnten Dürren. Die nordamerikanische Küste ist durch vermehrte Stürme und starke Niederschläge betroffen, und über dem indischen Subkontinent ändert sich der Monsun. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts starben infolge solcher durch El Niño verursachten Extremereignisse in Brasilien, Indien und China zwischen 30 und 50 Millionen Menschen. In Nordamerika und selbst Europa macht sich El Niño in Form strengerer Winter bemerkbar. Den eisigen Winter 2009/2010 zum Beispiel führen einige Wissenschaftler auf das Phänomen zurück.

Anderen Weltgegenden bescheren diese Zirkulationsanomalien ebenfalls Naturkatastrophen. So sinkt in australischen und indonesischen Gewässern die Wassertemperatur und Trockenperioden beginnen, so dass die Waldbrände zunehmen. Indonesien wird deshalb regelmäßig in dichte Smogwolken gehüllt. Der Grund dafür ist, dass sich der Monsun, der gewöhnlich die Feuer löscht, um einige Monate verspätet oder teilweise sogar ganz ausbleibt. Dürre setzt auch im südlichen Afrika ein, wogegen am Horn von Afrika sintflutartige Regenfälle ganze Dörfer wegspülen.

La Niña – die stürmische Schwester von El Niño

Wenn die globale Wetterschaukel auf die andere Seite schwingt, entsteht ein kalter La Niña ( = spanisch ‚Mädchen‘). In diesen Phasen kehren sich die Verhältnisse um. Die Passatwinde verstärken sich und treiben das warme Oberflächenwasser im Pazifik nach Südostasien. Dann prasseln Starkregen auf Australien ein und führen zu katastrophalen Überschwemmungen – wie 2011 in Queensland, als dort die ergiebigsten Niederschläge seit Beginn der Wetteraufzeichnungen fielen. Damals waren die Meeresgebiete rund um den fünften Kontinent so warm wie noch nie seit Aufzeichnungsbeginn, so dass viel Wasser verdunstete.

In Südostasien bringt La Niña ebenfalls Starkregen. Dafür strömt vor der Küste Perus kaltes Wasser aus der Tiefe nach oben, dessen Temperatur bis zu drei Grad Celsius unter dem Durchschnittswert liegt. Weil die Nährstoffe nun zunehmen, kommen auch die Fische zurück. In Südamerika fehlt Regen, viele Gebiete dörren aus. Weiter nördlich dagegen kann es stürmisch werden, denn La Niña begünstigt das Auftreten von Wirbelstürmen.

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El Niño: Dieses Foto vom 16. April 2016 zeigt einen Hirten, der Tierkadaver begutachtet. Die Tiere starben wegen der Hitzwelle, die derzeit über Äthopien hinwegrollt.
(AFP PHOTO / VINCENT DEFAIT)

Monster-El-Niño wird keine Seltenheit bleiben

Soweit die Vorgänge in normalen El-Niño- und La-Niña-Jahren. Doch beim „Monster-El-Niño“ waren 2015/16 Veränderungen zu beobachten, die möglicherweise Bestand haben. Im Zentralpazifik um den Äquator herum bildete sich ein großes Warmwassergebiet. „Die warme Schicht trat also weder im Westen auf, wie in normalen Jahren, noch im Osten, wie bei einem typischen El Niño“, erklärte dazu der Ozeanograf Tong Lee vom Jet Propulsion Laboratory (JPL) der US-Raumfahrtbehörde Nasa im kalifornischen Pasadena. „Sie verschwand nicht mehr. Das ist ein sehr ungewöhnliches Verhalten.“

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Damit setzt sich ein Muster fort, das Meeresforscher seit der Jahrtausendwende beobachten. In der ersten Dekade der 2000er-Jahre tauchten solche Warmwasserblasen im Zentralpazifik immer häufiger auf. Sie sehen aus wie El Niños, erscheinen aber am falschen Ort. Deshalb sprechen die Wissenschaftler von „Zentralpazifischen El Niños“, oder sie nennen sie „El Niño Modoki", nach dem japanischen Wort für „fast, aber nicht ganz“.

Ein zentralpazifischer El Niño könnte sich anders auswirken als die klassische Variante des Phänomens. Letztere beschert den USA einen warmen Nordwesten und Kälte im Südosten. Die neue Spielart dürfte nun den Nordosten erwärmen, dafür kühlt sich der Südwesten ab.

Wetter und Wasser spielen verrückt

Neben dem Zentralpazifik verhalten sich seit einiger Zeit auch andere Meeresgebiete merkwürdig. So entdeckten Meeresforscher 2013 eine anormale Erwärmung vor der nordamerikanischen Westküste, die sich in den Folgejahren ausdehnte. Dieser in der Fachwelt sogenannte blob (etwa „der Tropfen“) enthielt die größte Menge an atypisch warmem Wasser, die im Nordpazifik je registriert wurde. Schließlich erstreckte er sich entlang der gesamten Westküste der USA und verband er sich mit Warmwassergebieten vor dem mexikanischen Bundesstaat Baja California und im Beringmeer.

Aufgrund der Veränderungen könnte sich die Zahl von mit El Niño verbundenen Extremwetterereignisse künftig verdoppeln. Dies sagt eine Studie australischer Klimaforscher vorher. Bislang traten sie durchschnittlich alle 28 Jahre auf. Dieser Rhythmus könnte sich bis 2100 auf 16 Jahre verkürzen; dies gilt für Trockenperioden ebenso wie für verheerende Überschwemmungen.

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Die Ozeane haben sich in den letzten 15 Jahren weiter aufgeheizt und die Wärme gespeichert.

Die fatalen Folgen der Erderwärmung

Ursache des Wandels ist vermutlich die globale Erwärmung. Zwar vermieden die JPL-Forscher, die den neuen El-Niño-Typ entdeckten, diesen mit dem Klimawandel in Verbindung zu bringen. Der Verdacht liegt aber nahe, dass ein Zusammenhang besteht. Denn in den vergangenen Jahren haben sich die Ozeane weiter aufgeheizt und die Wärme gespeichert. Dies zeigte eine Reihe von Studien verschiedenen Forschungsinstitute.

Jetzt könnte die Wärme wieder freigesetzt werden. Darauf deuten zumindest die immer neuen Wärmerekorde hin, die die Meteorologen weltweit verzeichnen. So war 2016 das wärmste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn. Das Jahr 2022 wartete ebenfalls mit Temperaturrekorden auf und ging als das fünftwärmste Jahr weltweit in die Geschichte ein. In Europa war 2022 das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Die globale Erwärmung setzt sich also ganz offenbar ungebremst fort – mit möglicherweise fatalen Folgen für uns.

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