Im Auge des Tornados droht Erstickungsgefahr | Weather.com

Todeszone: Im Auge des Tornados droht Erstickungsgefahr

Eine Reportergruppe ist 1955 in einen Tornado geraten - und fast erstickt. Forscher haben lange gerätselt, was genau damals passiert ist. Jetzt wissen sie es.

 In Tornados entstehen turbulente Strömungen.
Eine Simulation liefert Erkenntnisse über Wirbelstürme: In Tornados entstehen turbulente Strömungen.

Im Jahr 1955 zog nahe dem Ort Scottsbluff im US-Staat Nebraska ein starker Tornado über das Land. Eine Gruppe von Radioreportern kam dem Wirbelsturm in die Quere und suchte in einem Steingebäude Schutz. Als der Tornadoschlauch darüber hinwegfegte, fiel die Temperatur stark ab, und die Reporter bekamen keine Luft mehr. Sie fühlten sich dem Ersticken nahe, berichteten sie später.

Nach 62 Jahren können Forscher das Rätsel lösen

Was damals in dem Sturmwirbel genau geschah, blieb unklar. Erst 62 Jahre später konnten Forscher der Concordia University im kanadischen Montreal das Rätsel anhand eines Computermodells lösen. Frühere Studien setzten voraus, dass im Tornado eine sogenannte laminare Luftströmung herrscht.

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So werden Bewegungen von Flüssigkeiten und Gasen genannt, bei denen keine Verwirbelungen oder Querströmungen auftreten. Luft oder Wasser strömen also in Schichten, die sich nicht miteinander vermischen. Wenn sich der Tornadoschlauch bildet, sollte sich die Luft darin mit abnehmendem Radius gleichmäßig abkühlen.

Neue Simulation zeigt turbulente Strömung im Tornado

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In der Simulation betrachteten der Ingenieurwissenschaftler Georgios Vatistas und seine Studenten jedoch eine turbulente Strömung, bei der die Luft im Tornado stark verwirbelt ist. Wie sich zeigte, treten dadurch zwei gegenläufige Effekte auf: Zunächst erwärmt sich die Luft durch die mechanische Reibung.

Aufgrund der Turbulenzen wird sie im Wirbel jedoch in Pakete – sogenannte Taschen – unterteilt, die sich rasch ausdehnen. Dadurch kühlt die Strömung im Sturmzentrum schlagartig ab, zugleich sinkt der Luftdruck.

In "Todeszone" können Menschen nicht überleben

Für den Tornado von 1955 errechneten Vatistas und seine Kollegen, dass die Temperatur im Tornadoschlauch in größerem Abstand zur Rotationsachse zunächst auf 27 Grad Celsius stieg, im Zentrum des Wirbels dann aber auf zwölf Grad absank. Der Luftdruck fiel dabei um über 80 Prozent. Damit erreichte er Werte, wie sie sonst in 8000 Meter Höhe herrschen.

In dieser „Todeszone“ können Menschen normalerweise nicht ohne Sauerstoff überleben. Zum Glück für die Reporter war der Sturm aber ausreichend schnell über das Gebäude gezogen, so dass sie nicht erstickten.

Ergebnisse könnten zur Verbesserung von Klima- und Kühlanlagen beitragen

Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher im Fachmagazin Journal of Aircraft. Sie könnten helfen, die Kühlmittelströme in Klima- oder Kühlanlagen zu verbessern. Daneben werfen sie ein neues Licht auf die Verhältnisse in Wind- und Wasserhosen sowie eben in Tornados.

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