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Starkregen, Fluten, Erdrutsche: Warum das Mittelmeer verheerende Unwetter erlebt | The Weather Channel
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Wetterphänomene

Starkregen, Fluten, Erdrutsche: Warum das Mittelmeer verheerende Unwetter erlebt

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Auf einen Blick

  • Extrem-Niederschläge zählen zu den größten Wettergefahren im Mittelmeerraum
  • In einer Studie haben Forscher herausgefunden, dass neun Großwetterlagen dafür verantwortlich sind

Meterhohe Wellen, Sturmfluten, Rekordschneemassen und Überflutungen im Binnenland: Erst im Januar dieses Jahres überzog Rekordsturm Gloria weite Mittelmeerregionen mit Chaos und Zerstörung. Vor allem Ostspanien und die Balearen haben die Zerstörungswut von Sturm Gloria zu spüren bekommen. Binnen 24 Stunden fielen örtlich mehr als 250 Liter pro Quadratmeter. Über fünf Tage lange wütete der Sturm in der Mittelmeerregion und brachte auch dem Süden Frankreichs heftige Überschwemmungen. Mehr als ein Dutzend Menschen kamen ums Leben.

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Im Mittelmeerraum kommt es immer wieder durch extreme Niederschlagsereignisse (Extreme Precipitation Event, EPE) zu verheerenden Unwettern. Für Wettermodelle sind sogenannte EPEs schwer zu berechnen.

Noch ungeklärte Fragen

In einer Untersuchung konnten Forscher der TU Bergakademie Freiberg feststellen, dass in den betroffenen Gebieten Extrem-Niederschläge gehäuft in der kalten Jahreszeit auftreten. Im östlichen Mittelmeerraum wurden vermehrt im Winter sogenannte EPEs registriert und im westlichen Mittelmeerraum im Herbst.

In ihrer Untersuchung konnten die Forscher feststellen, dass es einen Zusammenhang zwischen großskaligen Wetterlagen und EPEs gibt. Es ist natürlich bekannt, dass bestimmte Großwetterlagen Regen in gewissen Regionen bewirken. Je nach Anströmung und Eigenschaften der Luftmassen ändert sich die Niederschlagswahrscheinlichkeit.

Dennoch sind EPEs schwer vorherzusagen, denn die Prozesse, die zu einem solchen Unwetter führen, sind noch nicht genau erforscht. Nicht nur die Komplexität von Orographie und Hydrologie der Mittelmeerregion spielen eine Rolle. Auch die geographische Lage, zwischen mittleren und subtropischen Breiten, erschwert die Vorhersage.

Detektivarbeit mithilfe von Reanalyse-Daten

Um herauszufinden, welche Wetterlagen sich zu einem EPE entwickeln können, werteten die Forscher mit Reanalyse-Daten von 1979 bis heute Zirkulationsmuster aus. Grundlage dafür war das Geopotenzial in der mittleren Troposphäre (500 Hektopascal). Der Vorteil der Höhenwetterkarte ist, dass keine Störeinflüsse von der Topographie zu beachten sind. Dadurch ist die Vorhersage durch Modelle sehr zuverlässig.

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Reanalyse-Daten bestehen aus einer Kombination von Beobachtungen und Modellierungen, durch die ein zeitlich und räumlich gleichmäßig aufgelöster Datensatz generiert werden kann. Dieser bietet eine gute Grundlage, um statistische Analysen durchzuführen.

Neun Wetterlagen mit unterschiedlichen Regenmustern

Basierend auf diesen Daten haben die Forscher neun Wetterlagen identifiziert, für die ein Zusammenhang mit EPEs in gewissen Regionen besteht. „Diese neuen Erkenntnisse helfen uns nun dabei, ein verlässlicheres Modell zur Vorhersage extremer Wetterphänomen im Mittelmeerraum zu entwickeln“, schreibt Jörg Matschullat von der TU Bergakademie Freiberg in einer Mitteilung der Universität.

Mit den Großwetterlagen gibt es also einen Indikator dafür, wo EPEs auftreten können. Großwetterlagen können zuverlässig vorhergesagt werden. Denn sie werden von der Geopotentialverteilung bestimmt. Wenn also vorausgesagt werden kann, welche Großwetterlage herrscht, kann man auch besser vorhersagen, in welchem Gebiet am wahrscheinlichsten EPEs auftreten können.

Zusammenhänge zwischen Großwetterlagen und EPEs

Für bestimmte Wetterlagen kann ebenfalls ein Zusammenhang über mehrere Hundert Kilometer Entfernung bestehen. Das liegt vor allem an der Orographie. Denn an Gebirgszügen regnen feuchte Luftmassen oft ab. So steigt beispielsweise bei einem Tief über der Biskaya die Wahrscheinlichkeit für EPEs in Spanien, Italien und dem westlichen Balkan. Die Analyse der Forscher hat gezeigt, dass mehr als 30 Prozent der EPEs über Westitalien gleichzeitig mit Starkregen-Ereignissen in der Küstenregion am Dinarischen Gebirge eintreten.

In den kommenden Tagen: EPE im Mittelmeerraum möglich

Auch in den kommenden Tagen ist ein EPE im Mittelmeerraum möglich. Ausgehend von einem Tief über dem Balkan, bildet sich über Sizilien ein Tiefdruckgebiet aus. Beide Wetterlagen - das Balkantief und das Sizilientief - finden sich auch in jeweils einem der neun identifizierten Muster wieder. Den Forschern zufolge steigt bei solchen Wetterlagen die Wahrscheinlichkeit für EPEs von 1 Prozent, auf 2 bis 3 Prozent an. Auch wenn das nach wenig klingen mag, bedeutet es auch, dass die Wahrscheinlichkeit eines Starkregenereignisses doppelt bis dreimal so hoch ist.

Die Wettermodelle zeigen für das kommende Wochenende für Sizilien auf jeden Fall ein Starkregen-Ereignis mit bis zu 100 Litern Regen in 24 Stunden. Das ist dort fast die doppelte Niederschlagsmenge der gewöhnlichen Monatssumme im März. Auch in Süditalien und dem Balkan fällt einiges an Regen, im nördlichen Balkan kann es auch schneien.

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