Gefühlte Temperatur: Warum Sie frieren - auch wenn es gar nicht so kalt ist | Weather.com
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Gefühlte Temperatur: Warum Sie frieren - auch wenn es gar nicht so kalt ist

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Jeder Mensch hat ein ganz individuelles Temperaturempfinden. Je nachdem ob man dick, oder dünn, muskulös oder schmächtig oder einfach nur groß oder klein ist hält man die Temperaturen unterschiedlich aus. Daher machen vergleichende Temperaturangaben nur wenig Sinn.

Der eine fröstelt schon bei 20 Grad, während man auch bei 10 Grad und Sonnenschein immer noch genug T-Shirts auf der Straße sehen kann. Also kann man es sich eigentlich sparen zu sagen, dass es nächste Nacht „recht kühl“ werden wird.

Wie lässt sich gefühlte Temperatur hervorsagen?

Die individuellen Temperaturvorlieben können noch nicht mal Google oder Facebook zu 100 Prozent herausfinden (zumindest noch nicht), daher kann man, um etwas mehr über die Temperatur aussagen zu wollen, die objektiven Einflussfaktoren heranziehen.

Die Faktoren im Überblick:

  • Wind wirkt dabei sogar doppelt. Die schützende Warmlufthülle, die jeden Menschen umgibt wird weggeblasen und gleichzeitig wird mehr ungesättige Luft an die Haut herangeführt. Das steigert die Verdunstung steigert und damit fällt die Verdunstungskälte höher aus. 
  • Sonne hingegen hat einen direkten Einfluss. Denn erreicht die Sonnenstrahlung die Haut, dann erwärmt sie sie unmittelbar. Das hat einen sehr großen Einfluss auf den Wärmehaushalt des Menschen und kann bis zu 15 Grad gefühlte Temperatur ausmachen.  
  • Relative Feuchte, oder Luftfeuchtigkeit, bestimmt, wieviel Wärme wir durch das Schwitzen abgeben können. Denn ist die Luftfeuchtigkeit klein, dann verdunstet der Schweiß schnell auf der Haut und kühlt den Körper. Ist die relative Feuchte aber hoch, dann dauert das Verdunsten länger und der Körper kommt gegebenenfalls unter Hitzestress.

Daher versuchen alle Wetterdienste schon seit vielen Jahren ein allgemeingültiges Temperaturmodell zu entwickeln, das genau diese Faktoren berücksichtigt.

Das Dumme dabei ist nur, dass es kein allgemeingültiges Modell gibt und jeder an eigenen Formeln arbeitet, die aber alle doch irgendwie das Gleiche liefern. Untereinander sind die Ergebnisse aber nicht zu vergleichen sind, weil die Formeln geheim bleiben. 

Kleiner Jungs fühlt anders als Spitzensportlerin

Aber wie gesagt, das bedeutet noch immer nicht, dass ein kleiner Junge genau dasselbe fühlt, wie eine Spitzensportlerin im Kugelstoßen. Wer für sich selbst etwas herausholen möchte, der kann auf zwei anerkannte Temperaturgrößen zurückgreifen: den Heat-Index und die Windchill-Temperatur.

Für beide Temperaturen kann man die Vorhersagedaten vom Weather Channel eintragen und bekommt eine sehr gute Einschätzung, ob einem Gefahr droht oder nicht.

Detaillierte Wettervorhersage: Klicken Sie hier und geben Sie den Ort Ihrer Wahl ein

Ab wann Wind Kälte gefährlich verstärkt

Die Windchill-Temperatur ist ein guter Indikator für das Kälteempfinden, da hier angegeben wird, wie lange es dauert, ehe auf der unbedeckten Haut Erfrierungen einsetzen.

Sinken die Temperaturen in den Bereich von strengem Frost, also unter -10 Grad, dann wird der Aufenthalt an der frischen Luft langsam gefährlich. Es kann, wenn dazu noch Wind weht, schnell zu Erfrierungen auf der Haut kommen.

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Bereits bei -10 Grad und einer Windgeschwindigkeit von 35 km/h kommt es innerhalb von 30 Minuten zu Erfrierungen. Wird es noch kälter und windiger, dann setzt der sogenannte Frost-Bite ein. Erfrierungen können innerhalb Minuten (weniger als 5 Minuten) auftreten.

Hipster sind gefährdet bei hartem Frost

Bei Bartträgern kann es übrigens im Winter ebenfalls schnell zu Erfrierungen kommen. Zwar bietet ein gut gepflegter Vollbart eine gewisse Isolation vor der kalten Luft, aber es kann auch die Luftfeuchtigkeit des Atems im Bart festfrieren.

Diese Eisklumpen können dann, wenn sie sich dicht über der Haut befinden, ebenfalls Erfrierungen begünstigen. Das ist auch ein Grund, warum die Bart-Policy in vielen Streitkräften eine Rasur in polaren Gebieten vorschreibt.

Ein Online-Rechner für die Windchill-Temperatur der NOAA ist frei verfügbar.

In Deutschland kann man diesbezüglich allerdings Entwarnung geben. Es kommt nur eigentlich in den Bergen gelegentlich zu Fost-Bite-Bedingungen; Bartträger sind also sicher.

Wer nicht schwitzt, riskiert den Hitzekollaps

Wenn die Temperaturen steigen und es heiß wird, dann versucht der Körper über die Verdunstungskälte von Schweiß den Körper abzukühlen. Das funktioniert aber nur, wenn die Luft auch Wasserdampf aufnehmen kann.

In der Regel können das warme oder heiße Luft, aber wenn die Luftfeuchtigkeit sehr hoch ist, dann geht das nicht mehr. Dann empfinden wir Schwüle. Wird die Schwüle zu groß, dann droht dem Körper Überhitzung. Der Heat-Index berücksichtigt die Feuchtigkeit in der Luft und warnt vor Hitzeschäden.

Auch hierfür sind sinnvolle Online-Rechener verfügbar.

Erst mal müssen wir uns in Deutschland aber vor der Hitze nicht fürchten. Nächste Woche werden die Höchstwerte unter 10 Grad fallen, da bekommt niemand einen Hitzschlag, egal wie hoch die Luftfeuchtigkeit ist.

Wind im Auge behalten

Im Augenblick ist alles halb so wild mit den Temperaturen und die gefühlten Werte weichen gerade mal 4 Grad nach unten ab. Trotzdem sollte man im Winter nicht vergessen, dass es bei tiefen Temperaturen und Wind doch schnell gefährlich werden kann und dass andere Menschen schon längst schlottern können, während man selbst noch gar nichts merkt oder andersrum.

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