Allergiker aufgepasst: Gefahr durch Ambrosia steigt dramatisch an

Ambrosia verbreitet jetzt hochallergene Pollen in Deutschland. Besonders in Brandenburg droht Gefahr für Allergiker.

ARCHIV - 12.07.2016, Brandenburg, Vetschau: Beifuß-Ambrosiapflanzen (Ambrosia artemisifolia) in einem Sonnenblumenfeld. (zu "Forscher zielen auf Ambrosia - Brennpunkt Aldershof" vom 28.10.2018) Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Sieht ungefährlich aus, ist aber für Allergiker die Hölle: Ambrosia-Pollen werden durch Autoabgase aggressiver.
(dpa)

Ambrosia blüht und kann schon in winzigen Mengen starke Allergien auslösen. Warum gerade Straßenränder zur Gefahr werden – und was Allergiker jetzt wissen müssen.

Was ist Ambrosia – und warum ist sie so gefährlich für Allergiker?

Ambrosia-Pollen gehören zu den stärksten Allergie-Auslösern überhaupt. Die eingeschleppte Pflanze „Beifußblättriges Traubenkraut“ (Ambrosia artemisiifolia) blüht im Spätsommer und kann schon in winzigen Mengen starke Reaktionen wie Heuschnupfen, Bindehautentzündungen oder allergisches Asthma auslösen. Das Umweltbundesamt warnt: „Ihr Pollen kann schon in kleinen Mengen heftige Gesundheitseffekte beim Menschen auslösen.“

Laut der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg kann sogar der Hautkontakt mit der Pflanze allergische Reaktionen hervorrufen. Besonders betroffen sind Menschen, die bereits auf Gemeinen Beifuß allergisch reagieren – wegen der hohen Kreuzreaktivität.

Wo tritt Ambrosia derzeit besonders auf?

Ein Hotspot befindet sich im Südosten Brandenburgs – in der Niederlausitz. Das bestätigt die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst in ihrer aktuellen Wochenprognose:

„Die vorausgegangene Wärme hat zu einem Entwicklungsschub und ersten deutlichen Belastungen im Südosten Brandenburgs geführt“, heißt es aus Berlin.

Auch in Bayern wurde zuletzt eine erhöhte Pollenkonzentration gemessen. Die Ursache: östliche Winde, die Pollen aus Nachbarländern nach Deutschland tragen.

Warum sind Straßenränder besonders belastet?

Ambrosia wird durch Autoabgase aggressiver. Forschende des Helmholtz-Zentrums in München fanden heraus: Stickstoffdioxid (NO₂) aus Fahrzeugabgasen setzt die Pflanze unter Stress – dadurch verändert sich die Zusammensetzung ihrer Pollen. „Die Menge sogenannter allergener Proteine wird dadurch größer“, so die Analyse.

Wie lange dauert die Ambrosia-Saison?

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Von Juli bis Oktober – teilweise bis zum ersten Frost. Während Bäume und Gräser ihre Hauptblüte hinter sich haben, beginnt Ambrosia jetzt erst richtig. Anke Kniffka vom Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung des DWD sagt: „In diesem Jahr befinden wir uns noch am Anfang der Saison.“

Kniffka warnt jedoch: „Über einen speziellen Verlauf können wir also noch nichts sagen.“ Die Pollen werden über weite Strecken verweht – teils auch aus Osteuropa.

Warum ist eine Vorhersage so schwierig?

Weil Daten zur Verbreitung der Pflanze fehlen. „Um den Pollenflug zu modellieren, bräuchte man als Ausgangsinformation eine sogenannte Verbreitungskarte“, erklärt Kniffka. Diese existiert bislang nicht flächendeckend. In keinem Bundesland gibt es eine gesetzliche Meldepflicht für Ambrosia-Bestände. Das erschwert ein effektives Monitoring.

Wie erkennt man Ambrosia?

Die Pflanze wird zwischen 15 und 180 Zentimeter hoch. Ihre Stängel sind stark verzweigt und zur Blütezeit leicht rötlich. Die Blätter ähneln denen des Gemeinen Beifuß, die Blattunterseite ist nur wenig heller als die Oberseite. Die Polleninformationsdienste bieten entsprechende Bilder zur Identifikation an.

Wie kann man die Ausbreitung stoppen?

Ambrosia sollte möglichst früh ausgerissen werden – mit Wurzel. Wer die Pflanze auf eigenem Grund entdeckt, sollte Handschuhe tragen und sie noch vor der Blüte entfernen. „Die blühende Pflanze gehört in den Restmüll – nicht in die Biotonne oder den Kompost“, mahnt das Umweltbundesamt.

In größeren Mengen sollte man sich an die Stadtreinigung oder das Pflanzenschutzamt wenden. Eine Verbrennung ist bei kommunalen Einrichtungen meist möglich.

Was können Betroffene tun?

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) bietet einen Pollenflug-Gefahrenindex online an. Dort lässt sich tagesaktuell ablesen, wie hoch die Belastung in bestimmten Regionen ist. Zusätzlich veröffentlicht die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst eine Wochenprognose für Deutschland.

Fazit

Ambrosia ist eine unterschätzte Gesundheitsgefahr in Deutschland. Besonders Allergiker sollten sich gut informieren und Schutzmaßnahmen ergreifen. Die Pflanze wird durch Klimawandel und fehlende Überwachung zunehmend zur Herausforderung – nicht nur für Gesundheit, sondern auch für die Umweltpolitik.

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