Kampf gegen Coronavirus: Deutsches Gesundheitswesen "hervorragend ausgerichtet"
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Kampf gegen Coronavirus: Deutsches Gesundheitswesen "hervorragend ausgerichtet"

09.03.2020, Baden-Württemberg, Nürtingen: Eine Mitarbeiterin eines Krankenhauses hat während eines Pressetermins zum Start einer "Drive-In"-Teststation an einem Container Teströhrchen in der Hand. (zu dpa "Erste «Drive-In»-Teststationen für Coronavirus gehen in Betrieb") Foto: Marijan Murat/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus ist in Deutschland auf 1112 gestiegen
(Marijan Murat/dpa)

Wegen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus stehen in Deutschland Absagen von Großveranstaltungen kurz bevor. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) kündigte am Sonntagabend in der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“ an, der Empfehlung von Gesundheitsminister Jens Spahn nachkommen zu wollen, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern im bevölkerungsreichsten Bundesland „und anderswo“ abzusagen. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) fügte in der ARD-Sendung „Anne Will“ hinzu, das Land werde Spahns Empfehlung umsetzen – „und zwar morgen oder jetzt, vollkommen klar“.

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Fußballspiele ohne Publikum

Davon betroffen ist auch die Fußball-Bundesliga. Zwar sollen wohl keine Partien gestrichen werden, aber die Spiele könnten ohne Publikum im Stadion stattfinden. Das gilt nach Laumanns Worten für das Bundesliga-Derby Borussia Mönchengladbach gegen den 1. FC Köln am Mittwoch. Er fügte hinzu: „Wenn wir jetzt ganz klar sagen, wir wollen in Nordrhein-Westfalen keine Veranstaltungen mehr (mit) über 1000 Menschen zulassen, dann ist das eine Empfehlung des Landesgesundheitsministers an die unteren Gesundheitsbehörden.“ Diese müssten entscheiden. Er sei aber sicher, dass es nun eine einheitliche Umsetzung gebe.

„In Wahrheit ist es wie eine Anordnung.“ Auch der Weltärztebund begrüßte die Empfehlung Spahns als „völlig richtig“. „Man kann nicht Fußballspiele mit 35.000 Besuchern stattfinden lassen, als wäre nichts geschehen“, sagte Frank Ulrich Montgomery, Chef des Weltärztebundes, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND, Montag). Die konkrete Zahl mit über 1000 Menschen sieht der Verbandschef allerdings eher kritisch: „Ich bin auch persönlich eher bei 100 oder 200.“

Chef des Weltärzteverbunds ist zuversichtlich

Im Kampf gegen das neuartige Coronavirus sieht Montgomery Deutschland gut aufgestellt. „Unser Gesundheitswesen, unsere Prävention, unsere Erkennung dieser Maßnahmen funktioniert. Das deutsche Gesundheitswesen ist hervorragend ausgerichtet“, sagte er am Montag im ZDF-„Morgenmagazin“. „Wir kriegen das hin!“

Über 1000 Infizierte in Deutschland

Wie in anderen Ländern Europas und weltweit breitet sich Sars-CoV-2 auch in Deutschland rasch aus. Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus ist in Deutschland auf 1112 gestiegen. Das geht aus der Auflistung des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Montagmorgen hervor. Am stärksten betroffen ist demnach weiterhin Nordrhein-Westfalen, dort vor allem der Landkreis Heinsberg. In Ägypten war am Sonntag erstmals ein deutscher Staatsbürger nachweislich an der neuartigen Lungenerkrankung Covid-19 gestorben. Aus welchem Bundesland der 60-Jährige stammte und wo er sich ansteckte, war zunächst unklar.

Italien: Kontrollen an Bahnhöfen, Flughäfen und Autobahnen

Auch Italien, das in Europa am stärksten vom Coronavirus betroffene Land, ergriff weitere Maßnahmen: Nach der Abriegelung großer Teile im Norden aktivierte die italienische Regierung Kontrollen an Bahnhöfen, Flughäfen und Autobahnen in den Sperrgebieten. In die Gegenden in Norditalien oder aus ihnen hinaus darf man nur im Notfall oder aus Arbeitsgründen. Dies muss durch eine Selbsterklärung bezeugt werden, wie das Innenministerium am späten Sonntagabend mitteilte. Vor Ort könne man dazu Formulare ausfüllen.

Mehr als 360 Tote, 7300 Infektionen in Italien

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In Italien gibt es bereits mehr als 360 Tote und 7300 Infektionen. Um die Krise in den Griff zu bekommen, hatte die Regierung große Teile des Nordens zur Sperrzone erklärt, darunter die Lombardei mit dem Finanzplatz Mailand sowie die Provinzen Venedig, Parma und Modena. Rund 16 Millionen Menschen sind von den Sperrungen betroffen. Sorgen bereiten dem Chef des Weltärztebundes Deutschland nach eigenen Angaben die Todeszahlen in Italien. „Die Alterspyramide der italienischen Bevölkerung ist etwas anders, aber ähnlich wie die unsere. Das reicht mir nicht als Erklärung.“

Frankreich: Veranstaltungen mit mehr als 1000 Menschen verboten

Frankreich beschloss, grundsätzlich Veranstaltungen mit mehr als 1000 Menschen zu verbieten. Das kündigte Gesundheitsminister Olivier Véran in Paris nach einer Sitzung des Sicherheitsrats an, ließ aber erkennen, dass es Ausnahmen geben werde. Bisher hatte Frankreich Veranstaltungen mit mehr als 5000 Menschen verboten.

Tschechien: Stichproben-Kontrollen für Einreisende

Tschechien führt zum Schutz vor einer weiteren Ausbreitung des Virus Stichproben-Kontrollen für Einreisende an der Landesgrenze ein. Polen kontrolliert künftig an der A4 am früheren Grenzübergang Hennersdorf (Jedrzychowice) bei Görlitz Busreisende aus Deutschland.

China: Mehr als 3000 Menschen gestorben

In China starben derweil weitere 22 Menschen an den Folgen des Virus. Die Zahl neu Infizierter sank laut offiziellen Angaben weiter auf landesweit 40 Fälle. Es wird jedoch eine hohe Dunkelziffer vermutet. An der Lungenkrankheit Covid-19 sind in China bislang mehr als 3000 Menschen gestorben. Über 80.735 Infektionen wurden nachgewiesen, jedoch gelten mehr als 58.000 Patienten mittlerweile als geheilt.

Südkorea: 7382 Infizierte, 51 Todesfälle

In Südkorea mehren sich die Anzeichen für einen langsameren Anstieg der Infizierungen. Am Sonntag seien 248 neue Fälle mit Sars-CoV-19 erfasst worden, teilten die Gesundheitsbehörden am Montag mit. Die Gesamtzahl stieg auf 7382. Die Zahl der bisherigen Todesfälle in Verbindung mit dem Virus wurde mit 51 angegeben.

15 von 100 Infizierten erkranken schwer

Weltweit haben sich inzwischen weit mehr als 100.000 Menschen nachweislich mit dem neuen Coronavirus infiziert, die Dunkelziffer liegt Experten zufolge noch wesentlich höher. Eine schützende Impfung oder eine spezielle Therapie zur Behandlung der Erkrankung Covid-19 gibt es nicht. Die meisten Infizierten haben nur eine leichte Erkältungssymptomatik mit Frösteln und Halsschmerzen, die binnen weniger Tage verschwindet, oder gar keine Symptome. Etwa 15 von 100 Infizierten erkranken schwer, betroffen sind vor allem ältere Menschen oder solche mit Vorerkrankungen.

Covid-19 ist keine gefährliche Erkrankung

Behörden in vielen Ländern erlassen derzeit Maßnahmen wie Schulschließungen und eine Quarantäne für Verdachtsfälle. Das passiert nicht, weil es sich bei Covid-19 um eine besonders gefährliche Erkrankung handelt, sondern um eine ungebremste Infektionswelle zu vermeiden, die unter anderem das Gesundheitssystem überlasten würde. Ziel ist, die Ausbreitung über einen möglichst langen Zeitraum zu strecken. In etwa einem Jahr könnte es eine schützende Impfung gegen den neuen Erreger geben.

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