
Hohe Temperaturen machen vielen Menschen in den Sommermonaten zu schaffen - gesundheitlich schwächeren ganz besonders. Die Regierung will Aufklärung und Vorsorge verbessern, nicht erst im Sommer 2024.
Neue Schutzangebote gegen Hitzewellen sollen nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bereits in den nächsten Wochen an den Start kommen. „Wir wollen diesen Sommer schon schützend wirken“, sagte der SPD-Politiker am Montag in Berlin vor Beratungen über einen nationalen Hitzeschutzplan mit Vertretern von Pflegebranche, Ärzteschaft, Kommunen und weiteren Experten. Als erstes Angebot sei jetzt ein Portal online gegangen, bei dem sich Kommunen über Hitzeschutz-Maßnahmen informieren könnten.
Tausende Hitzetote im Jahr 2022
Lauterbach erläuterte, in der Vergangenheit seien jedes Jahr Tausende Menschen an Hitze gestorben. Dies betreffe nicht nur ältere Menschen, sondern etwa auch Schwangere, chronisch Kranke und Obdachlose. „Das ist keine akzeptable Situation.“
Nach früheren Angaben der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit, der Bundesärztekammer und des Deutschen Pflegerats starben 2022 insgesamt 4500 Menschen hitzebedingt. Im Jahr 2018 mit einem besonders heißen Sommer seien es sogar 8700 Hitzetote gewesen. Menschen könnten gerettet werden, wenn es einen Hitzeschutzplan etwa nach Vorbild Frankreichs gäbe.
Welche konkreten Maßnahmen sieht der „Hitzeplan Deutschland“ vor?
Im Blick stehen unter anderem Warnungen vor Beginn von Hitzewellen, machte Lauterbach deutlich. Genutzt werden könnten Radio, Fernsehen oder Benachrichtigungen per Handy. Denkbar sei auch, Menschen direkt über Pflegedienste anzusprechen. Der Minister betonte: „Da geht es nicht um Verbote, sondern es geht darum, den Einzelnen zu schützen.“ Auf dem neuen Infoportal für die Kommunen sind Hinweise zu mehreren Themen zu finden - zum Beispiel zur Kommunikation von Hitzewarnungen, zu Hitzevorsorge in sensiblen Einrichtungen wie Pflegeheimen oder zu Stadtplänen mit „kühlen Orten“.
Andere Maßnahmen könnten nach Angaben auf der BMG-Webseite etwa die langfristige Stadtplanung und das Bauwesen betreffen. „Welche konkreten Maßnahmen im Hitzeaktionsplan sinnvoll sind, variiert von Kommune zu Kommune - jeder Plan muss die ortsspezifischen Gegebenheiten berücksichtigen und entsprechende Lösungen dafür finden“, heißt es.
Grundsätzlich geht es aber auch um Warn- oder Alarmstufen, die ausgerufen werden und mit denen dann konkrete Maßnahmen verbunden werden, etwa eine gezielte Ansprache älterer oder pflegebedürftiger Menschen und die Versorgung mit Flüssigkeit. Bei der Erarbeitung des „Hitzeplans Deutschland“ wolle man sich daher an einem entsprechenden Plan im Nachbarland Frankreich orientieren.
Vorbild Frankreich: Welche Maßnahmen sind dort möglich?
In Frankreich gibt es bereits seit Jahren einen nationalen Schutzplan der Bevölkerung bei Hitzewellen. Dieser beruht auf vier Warnstufen mit den Farben Grün, Gelb, Orange und Rot, die je nach Hitzesituation ausgerufen werden. Je nachdem, welche dieser Stufen greift, werden verschiedene Maßnahmen umgesetzt.
Die höchste Warnstufe „Rot“ wird als außergewöhnliche, sehr intensive, lang anhaltende und auch weite Landesteile betreffende Hitzewelle beschrieben. Laut einem Papier des Gesundheitsministeriums in Frankreich ist es dann wichtig, die individuellen Schutzmaßnahmen zu verstärken. So müssten von den Kommunen auch Absagen von Veranstaltungen, etwa von Schulausflügen, kulturellen Events oder großen Menschenansammlungen in Betracht gezogen werden sowie die Einschränkungen von Aktivitäten (beispielsweise Sport). Ähnliche Tipps stehen auch in einer entsprechenden Handlungsempfehlung für Bürgermeister aus 2021.
Keine Ausgangssperren bei Hitzeperioden
Einschränkungen des öffentlichen Lebens sind in Frankreich also im Extremfall möglich. Mit einem „Lockdown“ hat das jedoch nichts zu tun. Unter einem „Lockdown“ wurden im ursprünglichen Sinne Ausgangssperren oder eine Massenquarantäne verstanden. Inzwischen werden aber auch Schutzmaßnahmen und Einschränkungen in Deutschland im Zuge der Corona-Pandemie damit assoziiert, etwa Kontakt- oder Zugangsbeschränkungen sowie temporäre Ausgangssperren.
Gegenüber Correctiv stellte das französische Gesundheitsministerium dazu klar: Ausgangssperren, wie es sie während der Corona-Pandemien gab, seien „keine geeignete Maßnahme bei Hitzeperioden“.
Das könnte Sie auch interessieren:
Trinken bei Hitze: So viel Flüssigkeit braucht der Körper an heißen Tagen