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Lebensspender: Deshalb sollte man Brennnesseln nie ausreißen | Weather.com
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Haus und Garten

Brennnesseln – warum das vermeintliche Unkraut in Wahrheit sehr nützlich ist

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Vielen Hobbygärtnern ist die hierzulande weit verbreitete Große Brennnessel (Urtica dioica) ein Dorn im Auge. Denn für sie ist die wuchsfreudige Pflanze, die je nach Standort und Bodenbeschaffenheit bis zu drei Meter hoch werden kann, lediglich ein lästiges Unkraut, das es im Haus- und Kleingarten zu bekämpfen gilt. Dabei ist die Brennnessel eine äußerst nützliche Pflanze – und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Ein Überblick.

Kinderstube und Lebensraum

Beim Menschen verursachen Brennnesseln bei Hautkontakt unangenehme Schmerzen und großflächig rötliche Quaddeln – besonders Kinder sollten sich deshalb von den Pflanzen fernhalten. Ganz anders verhält es sich bei vielen Schmetterlingen und Faltern – sie legen ihre Eier auf Brennnesseln ab, denn für ihre Raupen ist die Brennnessel eine wichtige Futterpflanze.

„Zum Teil ernähren sich die Tiere in diesem Entwicklungsstadium sogar ausschließlich von Brennnesseln und sind daher unbedingt auf diese angewiesen“, sagt Marja Rottleb, Gartenreferentin beim Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) in Berlin.

Dazu gehören beispielsweise die Raupen von Tagpfauenauge, Admiral oder Kleinem Fuchs. Zu den Arten, deren Raupen sich zwar nicht ausschließlich, jedoch bevorzugt von Brennnesseln ernähren, gehört unter anderem der weit verbreitete C-Falter.

Für mindestens 36 in Deutschland heimische Tag- und Nachtfalterarten sind Brennnesseln unverzichtbar – wer die Pflanzen aus seinem Garten entfernt, entzieht ihnen damit den Lebensraum. Nicht zuletzt im Sinne der Artenvielfalt sollte man Brennnesseln daher erhalten – und wenn auch nur an einigen kleinen Stellen.

Indikator für die Bodenqualität

Brennnesseln benötigen Böden mit einem hohen Stickstoffgehalt –  somit sind sie zuverlässige Zeigerpflanzen, die Rückschlüsse auf die Beschaffenheit des Bodens zu lassen. Bei Brennnesseln bedeutet dies: An Stellen, an denen sie gut gedeihen, ist der Boden stickstoffreich. Hobbygärtner können daraus hilfreiche Rückschlüsse ziehen: Zwar brauchen Pflanzen für das Wachstum grundsätzlich Stickstoff, allerdings gilt das für einige Arten mehr als für andere.

Sogenannte Schwachzehrer – beispielsweise Bohnen oder Erdbeeren – reagieren auf ein Überangebot des Elements mit übermäßigem Wachstum und einer höheren Anfälligkeit für Schädlinge oder Krankheiten. Anders herum verrät die Anwesenheit von Brennnesseln Standorte, an denen Starkzehrer wie Kohlpflanzen, Tomaten oder Kürbisse gut wachsen.

Natürliches Pflanzenschutzmittel

Aus Brennnesseln lassen sich wirksame Mittel gegen Schädlinge herstellen. Zur Selbstverteidigung verfügen die Pflanzen über verschiedene Gifte, darunter beispielsweise Ameisensäure. In einer Brennnesseljauche lassen sie sich freisetzen und unter anderem gegen Blattläuse einsetzen. Dazu werden die Pflanzen in ein Gefäß mit Wasser gegeben – pro Liter benötigt man etwa ein Kilogramm Pflanzen.

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Die Mischung sollte täglich umgerührt werden, damit sie genügend Sauerstoff für die Gärung erhält. Mit der unverdünnten Jauche werden befallene Pflanzen alle drei Tage besprüht.

Vielseitiges Nahrungsmittel und potente Heilpflanze

Auf den ersten Blick mag es leichtsinnig erscheinen, Pflanzen, die schon bei leichtem Hautkontakt so schmerzhaft sein können wie Brennnesseln, auch noch in den Mund zu stecken oder sie sogar herunterzuschlucken. Doch keine Sorge – die Brennhaare, die die unangenehme Hautreaktion auslösen, verlieren durch Trocknen, Kochen, Dünsten sowie Pürieren ihre Wirkung.

„Tatsächlich sind Brennnesseln eine Art Superfood“, sagt NABU-Expertin Rottleb. Die Blätter der Pflanze enthalten unter anderem Vitamin C, Eisen und Calcium und sind nicht nur gesund, sondern lassen sich auch vielseitig verarbeiten, untern anderem zu Suppen, Pesti oder Smoothies.

Ebenfalls essbar sind die kleinen Nüsschen, die die reife Brennnessel im späten Sommer an der Spitze ausbildet. Ab August kann man sie sammeln und beispielsweise über den Salat streuen. „Ähnlich wie Leinsamen haben die Nüsschen eine positive Wirkung auf die Verdauung“, sagt Rottleb.

Auch verschiedene medizinische Anwendungen der Brennnessel sind bekannt, und das zum Teil schon seit dem Mittelalter. So kann die Pflanze bei entsprechender Verarbeitung und Anwendung unter anderem Entzündungen hemmen, Krämpfe lösen oder Schmerzen lindern.

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