Dach- und Fassadenbegrünung: Gut fürs Auge, gut für die Umwelt | Weather.com
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Einfachste Anpassung an Klimawandel: Heim in grüne Oase verwandeln – jeder kann es

man watering green roof with family in yard
Grüne Dächer und Fassaden haben gleich mehrere positive Effekte
(GettyImages)

Ob Kälte-, Hitze-, Hochwasser- oder Naturschutz: Die Liste der Vorteile von Dach- und Fassadenbegrünung ist lang. Wer ein passendes Dach, eine geeignete Wand oder Garage hat, kann sein Heim schnell grüner machen. Worauf es dabei ankommt, erklärt der Präsident des Bundesverbands GebäudeGrün.

Grüne Dächer und Fassaden haben gleich mehrere positive Effekte: „Sie verbessern die Luftqualität, kühlen durch Verschattung und Verdunstung, sind lärmmindern, bieten Rückhalt für Regenwasser, schaffen einen Ersatzlebensraum für Tiere, wirkend dämmend und sehen meistens auch noch Klasse aus“, sagt der Präsident des Bundesverbands GebäudeGrün (BuGG), Gunter Mann. „Dach- und Fassadenbegrünung ist außerdem recht schnell angebracht und damit eine der einfachsten Sofortmaßnahme bei der Anpassung an den Klimawandel.“

Wer sein Dach begrünen möchte, hat zwei Möglichkeiten

Grundsätzlich komme die Begrünung für fast jeden Menschen in Frage, der über eine Wand oder eine Dachfläche verfügt, die nicht stärker als 15 Grad geneigt ist. „Ist das Dach steiler, ist die Abrutschgefahr zu hoch und es müssen Maßnahmen zur Rutschsicherung ergriffen werden“, sagt der promovierte Biologe.

Wer sein Dach begrünen möchte, hat demnach zwei Möglichkeiten: Die extensive Dachbegrünung oder die intensive Dachbegrünung. Der Unterschied: Die Extensivbegrünung ist mit bis zu 150 Kilogramm pro Quadratmeter eher leicht, hat eine geringe Aufbauhöhe und umfasst Pflanzen, die mit den Standortbedingungen auf Dächern auch ohne intensive Pflege zurechtkommen. Die intensive Dachbegrünung wiederum ähnelt eher einem Garten auf dem Dach, der auch begehbar ist. Solche „Dachgärten“ sind schwerer, erfordern einen höheren Aufbau und regelmäßige Pflege.

Klären, ob die Dachabdichtung wurzelfest ist

„Je nachdem, welche Begrünung ich gerne hätte, brauche ich unterschiedliche Voraussetzungen beziehungsweise Genehmigungen“, sagt Mann. Bei Bestandshäusern sollte für beide Varianten geklärt werden, ob die Dachabdichtung wurzelfest und wasserdicht ist. Geeignete Ansprechpartner dafür sind Dachdecker und Dachdeckerinnen. „Eine Wurzelschutzbahn kann aber auch nachträglich aufgebracht werden“, weiß der Biologe. Auch Fragen zur Statik – also ob das Dach auch die schwere intensive Begrünung aushalten würde – können Dachdecker beziehungsweise Statiker beantworten. Hier kann ein Nachrüsten allerdings kompliziert und teuer werden.

„Bei einer intensiven Dachbegrünung oder auf Garagen sollte man vorher beim Bauamt nachfragen, da es womöglich wegen der Abstandsflächen eine extra Baumgenehmigung braucht“, sagt Mann. „Die extensive Variante ist zwar meist genehmigungsfrei aber auch hier würde ich beim Bauamt anmelden, was ich vorhabe.“

Dachgärten müssen auch bewässert werden

Wer wissen will, welche Pflanzen sich für welches Dach beziehungsweise Garage am besten eignen, der sollte Mann zufolge einen Fachbetrieb aus dem Garten- und Landschaftsbau konsultieren. Denn: „Bei den Dachgärten braucht es auch eine Bewässerung – etwa durch Tropfschläuche - und häufig auch Geländer als Absturzsicherung.“

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Wer seinen Kies auf dem Dach abträgt und es stattdessen begrünt, der sorgt nachweislich nicht nur dafür, dass sich der Kies weniger aufheizt und die Umgebung kühler bleibt, sondern die Begrünung kann bis zur Hälfte des Jahresniederschlags speichern und durch Verdunstung langsam abgeben. „In manchen Kommunen muss man dann sogar weniger Abwassergebühren bezahlen“, so Mann.

U​nterschiedliche Varianten der Fassadenbegrünung

A family and some friends enjoying an outdoor meal in a courtyard together.
Viele Kommunen bieten Förderungen bei der Begrünung an.
(GettyImages)

Bei der Fassadenbegrünung gibt es drei Varianten: Erstens die bodengebundene Fassadenbegrünung mit Selbstklimmer wie Efeu und wilder Wein. Zweitens die bodengebundene Begrünung mit Kletterpflanzen, die mit verschraubten Seilen, Netzen oder Gittern die Gebäude entlangwachsen. Zuletzt noch die wandgebundene Begrünung durch Pflanzen, die keinen Kontakt zum Boden haben und in Vliesen, Töpfen oder Gefäßen wachsen.

Welche Variante zu welcher Wand passt, ist laut Mann individuell und Geschmackssache. „Selbstklimmer empfehlen wir nur an glatten Betonwänden, weil diese sonst schnell in Ritze und Öffnungen wachsen und die Wand womöglich feucht wird. Wandgebundenen Begrünungen müssen wiederum regelmäßig gegossen werden“, sagt er.

Viele Kommunen bieten Förderung an

Viele Kommunen bieten Förderungen bei der Begrünung an. Infos dazu hat der BuGG hier gesammelt. „Da sich hier aber immer wieder Änderungen ergeben, raten wir vor Baubeginn bei der Stadt nachzufragen“, sagt der Experte. Grundsätzlich nehme das Interesse an der Begrünung stark zu: „Der Gründachbereich wächst jährlich um acht Prozent“, sagt er. „Alleine 2021 wurden in Deutschland neun Millionen Quadratmeter begrünt – kein Land begrünt so viele Dächer wie wir. Deswegen findet auch der zweite Weltkongress Gebäudegrün dieses Jahr erneut in Berlin statt.“

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