Tödliche Gefahr im Garten: Städte stoppen Mähroboter bei Nacht | Weather.com

Tödliche Gefahr im Garten: Städte stoppen Mähroboter bei Nacht

Immer mehr Städte greifen durch: Weil Mähroboter Igel und Kleintiere gefährden, haben bereits mehrere Kommunen nächtliche Verbote verhängt – und die nächsten planen ähnliche Schritte. Ein bundesweiter Trend für mehr Artenschutz nimmt Fahrt auf.

ARCHIV - 14.08.2017, Baden-Württemberg, Hülben: Ein Rasenmähroboter fährt über eine Wiese. Die ersten Kommunen in Sachsen-Anhalt erarbeiten derzeit Allgemeinverfügungen für ein nächtliches Fahrverbot.  (zu dpa: «Erste Kommunen wollen nächtliches Verbot für Mähroboter») Foto: Sebastian Gollnow/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Was andere Städte schon verfügt haben, kommt bald auch in Halle und Magdeburg: ein nächtliches Verbot von Mährobotern
(Sebastian Gollnow/dpa )

Seit Herbst 2024 greifen Städte wie Köln, Leipzig, Göttingen und Mainz durch: Dort dürfen Mähroboter nachts nicht mehr über den Rasen rollen – zum Schutz von Igeln und anderen Kleintieren. Auch kleinere Gemeinden wie Nuthetal und Borkheide in Brandenburg haben entsprechende Regelungen eingeführt. Der Grund: Die Geräte stellen eine große Gefahr für nachtaktive Tiere dar. Igel etwa rollen sich bei Gefahr instinktiv zusammen, statt zu fliehen. Mit fatalen Folgen.

Halle und Magdeburg als Vorreiter in Sachsen-Anhalt

Jetzt ziehen weitere Kommunen nach. In Sachsen-Anhalt planen die Städte Halle und Magdeburg als erste im Bundesland konkrete Maßnahmen: Beide Verwaltungen arbeiten an nächtlichen Mähroboterverboten, die demnächst in Kraft treten sollen. Damit wollen sie vor allem den Europäischen Igel schützen, dessen Bestände seit Jahrzehnten rückläufig sind.

Stadtrat setzt sich für Artenschutz im urbanen Raum ein

„Das Verbot soll nur nachts gelten und ist aus unserer Sicht keine unverhältnismäßige Einschränkung“, erklärt ein Sprecher der Stadt Halle. Auch Magdeburgs Oberbürgermeisterin Simone Borris unterstützt den Vorstoß ausdrücklich. Die Initiative geht hier auf den Stadtrat zurück, der sich einstimmig für mehr Artenschutz im urbanen Raum ausgesprochen hatte.

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Viele andere Städte in Sachsen-Anhalt beobachten die Entwicklung zwar mit Interesse, reagieren bislang jedoch zögerlich. So erklärte etwa der Landkreis Anhalt-Bitterfeld, man setze auf die Einsicht und Rücksichtnahme der Bürgerinnen und Bürger. Auch Dessau-Roßlau sieht derzeit keinen akuten Handlungsbedarf. Man gehe davon aus, dass den meisten Menschen die Bedeutung von Igeln für das ökologische Gleichgewicht im Garten bekannt sei – und sie deshalb freiwillig auf nächtlichen Mähbetrieb verzichteten. In Tangerhütte verwies man zudem auf die praktische Schwierigkeit bei der Kontrolle eines solchen Verbots.

Hedgehog sniffs curiously in the grass
Nicht nur Igel werden durch Mähroboter vertrieben und verletzt – auch Erdkröten, junge Vögel am Boden, Blindschleichen, Eichhörnchen und Insekten
(GettyImages)

Ein weiterer Grund für die Zurückhaltung: Bisher liegen in vielen Kommunen keine dokumentierten Fälle vor, in denen Igel nachweislich durch Mähroboter verletzt oder getötet wurden. Das Fehlen konkreter Vorfälle wird häufig als Argument gegen eine Allgemeinverfügung angeführt – trotz wachsender Hinweise von Tierschutzorganisationen und Einzelmeldungen besorgter Bürger.

Risiko auch durch geräuscharme Geräte

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Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und andere Umweltverbände warnen dennoch seit Jahren eindringlich vor den Gefahren automatisierter Gartentechnik. Besonders betroffen sind nachtaktive Tiere wie Igel, Eidechsen und Amphibien, die sich bei Bedrohung nicht in Sicherheit bringen, sondern verharren. Ein Verhalten, das ihnen bei der Begegnung mit rotierenden Klingen zum Verhängnis wird.

Laut NABU seien vor allem Modelle ohne Sensorik oder mit zu grober Technik problematisch. Diese erkennen Tiere nicht als Hindernisse und mähen unbeirrt weiter. Auch die oft geräuscharmen Geräte, die nachts ohne menschliche Aufsicht laufen, erhöhen das Risiko. "Ein nächtliches Fahrverbot ist eine einfache, aber effektive Maßnahme, um Leben zu schützen", so ein Sprecher der Organisation.

Nicht nur nachtaktive Tiere in Gefahr

Dabei steht nicht nur der Igel im Fokus: Auch Erdkröten, junge Vögel am Boden, Blindschleichen und sogar Insekten profitieren von längeren Ruhezeiten im Garten. Experten sehen in den Verboten einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität im Siedlungsraum – einem Lebensraum, der für viele Tiere zunehmend zur letzten Zuflucht wird.

Die Beispiele aus Köln, Leipzig und Mainz zeigen, dass sich kommunale Regelungen durchaus durchsetzen lassen – wenn der politische Wille da ist. In Mainz etwa wurde das Verbot nach einer Informationskampagne und in enger Abstimmung mit lokalen Umweltgruppen eingeführt. In Göttingen ging ein breiter öffentlicher Diskurs voraus, der schließlich zur Zustimmung im Stadtrat führte.

Auch kleinere Gemeinden zeigen bereits Initiative: In Maisach bei München etwa hat der Gemeinderat einem nächtlichen Fahrverbot für Mähroboter zugestimmt – zumindest für Geräte, die von der Kommune oder örtlichen Sportvereinen betrieben werden. Die Gemeinde verweist auf die eingeschränkten rechtlichen Möglichkeiten gegenüber Privatpersonen, setzt aber ein deutliches Zeichen. Solche lokalen Maßnahmen zeigen, dass der Artenschutz auch jenseits der großen Städte zunehmend an Bedeutung gewinnt.

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