Spätblüher sicher im im Herbst Nahrung für Insekten | Weather.com

Spätblüher: Wo Insekten jetzt noch Nahrung finden können

Wenn der Sommer vorbei ist, nimmt vielerorts auch die Blütenpracht ab. Das muss aber nicht sein. Denn wer Spätblüher im Garten hat, tut nicht nur was fürs Auge, sondern auch für die Insekten.

Astern gehören zu den Spätblühern und bieten Insekten auch im Herbst noch Nahrung
(GettyImages)

Im Herbst hat sich bei vielen Pflanzen die Blüte entweder zur Frucht entwickelt oder wurde entfernt. Für Insekten wird es dann immer schwieriger Nahrung zu finden – Imker nennen dies „Trachtlücke“. Ernährungsengpässe gibt es auch bei Wildbienen.

„Dann ist es wichtig, dass die Tiere genug sogenannte Spätblüher finden“, sagt Martin Staffler, Chefredakteur des Fachmagazins Gartenpraxis. „Denn auch wenn die Insekten im Herbst langsam verschwinden, sind auch im Oktober noch einige Insektenarten unterwegs. Das sind neben Honigbienen, Wildbienen, Hummeln und Schmetterlingen beispielsweise auch Käfer und Schwebfliegen.“

Spätblüher zeigen ihre Pracht bis in den Oktober

Zeitlich lassen sich die Spätblüher nur grob einordnen – denn je nach Region und Höhenlage ist es variabel, wann sie blühen. „Grob kann man sagen, dass die Spätblüher nach dem Hochsommer dran sind – also meistens im September und Oktober“, sagt Staffler, der auch als Garten- und Naturfotograf arbeitet. „Manche Pflanzen bekommen zu der Zeit auch nochmal eine Nachblüte, die ist dann aber oft nicht mehr so intensiv wie etwa im Juni.“

Fremdländische Insekten brauchen auch mediterrane Pflanzen als Nahrung

Bei den Arten der Spätblüher unterscheidet Staffler zwischen heimischen und fremdländischen Arten und Sorten, betont aber: „Idealerweise findet sich in einem Garten von allem etwas. Denn sonst gibt es das Risiko von Lücken sowie eine geringe Pflanzenauswahl und zum anderen gibt es hier immer mehr fremdländische Insekten – etwa aus dem mediterranen Raum. Diese brauchen zunehmend auch mediterrane Pflanzen als Nahrung.“ Und noch einen weiteren Aspekt spricht er an: „Die Blütenkombination muss nicht zuletzt auch optisch überzeugen. Klar, kann man an die Menschen appellieren, nur bestimmte Arten zu kaufen, aber lieber gibt es in einem Garten ein paar nicht so insektenfreundliche Spätblüher, die aber optisch gefallen, als gar keine!“

Fetthennen-Sorte „Herbstfreude“ macht dem Namen alle Ehre

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Zu den heimischen Arten zählt etwa die klassische Aster. „Hier gibt es ganz viele fantastische Arten wie die Kalkaster, die vielen Insekten Nektar bieten. Oder auch die Goldaster, die viele kleine Korbblüten hat, an denen dann Feuerfalter und Schwebfliegen beobachtet werden können“, sagt der Gartenexperte. Auch die Staude Hohe Fetthenne ist eine heimische Pflanze. Hier empfiehlt Staffler die Sorte ‘Herbstfreude‘ – „da spricht der Name Bände“, schwärmt er.

Für kleine Wildbienen sei auch der Blutstorchschnabel eine gute Nahrungsquelle, ein weiterer Bienenmagnet sei blühender Efeu. „Vor allem wenn der Efeu in die Höhe wächst und über und über mit Blüten bedeckt ist, summt und brummt es zu dieser Zeit ganz fantastisch“, so Staffler. Auch einige Glockenblumen böten mit einer zweiten Blütezeit noch Nahrung.

Klimawandelgewinnerin Rose blüht häufig in den Herbst hinein

Zu den nicht ursprünglichen in Deutschland heimischen Spätblühern gehört die Bergminze, die – so erklärt Staffler – nichts mit Minze zu tun hat. „Die Sorte ‘Triumphator‘ hat kleine weiße Blüten, sieht ein wenig wolkig aus und ist bei Schmetterlingen und Bienen sehr bliebt“, sagt er. Ebenso die Herbstanemone mit ihren großen offenen Schalenblüten und die nordamerikanischen Astern, die höher wachsen als die heimische Art. Auch Staudensonnenblumen, die buschig wachsen und mehrjährig sind, locken trotz niedrigeren Temperaturen noch Insekten an.

Eine Pflanze, die längst auch in den Herbst hinein blüht, ist die Rose. „Rosen sind die absoluten Klimawandelgewinner“, sagt Staffler. „Sie sind Tiefwurzler, holen sich die Feuchtigkeit also aus der Tiefe und sind sehr pflegeleicht. Es gibt immer mehr extrem langblühende Rosen. Wenn sie offene Blüten haben, ist das für Insekten ganz toll.“

Jetzt schon ans nächste Jahr denken

Da die aufgezählten Spätblüher alle mehrjährig sind, ist es laut Staffler leicht, jedes Jahr im Garten im Herbst noch Nahrung für die Insekten zur Verfügung zu stellen. Wer jetzt erst damit anfängt, dem rät er, die Pflanzen in diesem Jahr nicht in voller Blütenpracht einzupflanzen, sondern sie klein für das nächste Jahr ins Beet zu setzen, damit sie genug Zeit zum Anwachsen haben, bevor es an die Blüte geht.

„Was natürlich auch immer geht, sind Spätblüher im Topf – selbst wenn die Blüten nicht ganz so offen für Insekten sind“, sagt er und betont: „Alles ist besser als gar keine Pflanzen.“ Das gelte auch für die das öffentliche Grün. „Hier zählt jeder Quadratmeter, der nicht versiegelt ist: Jeder Kreisverkehr, der mit Pflanzen, statt mit Kies gestaltet wird, ist ein Gewinn!“

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