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Lastenräder: Was muss für welchen Zweck vorhanden sein? | Weather.com
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Lastenräder: Was muss für welchen Zweck vorhanden sein?

Mother riding bicycle with children on it
Wer sich ein Lastenrad kaufen will, muss recht tief in die Tasche greifen. Allerdings wird der Kauf von Lastenräder durch Kommunen häufig gefördert.
(GettyImages)

Auf einen Blick

  • Vom Nischenprodukt als Alltagshelfer zum Kultobjekt: Auf den Straßen und Wegen rollen immer mehr Lastenräder
  • Ob Kinder oder den Großeinkauf – mit den Rädern lässt sich vieles bequem transportieren
  • Bei der Anschaffung ist einiges zu beachten: Denn vor allem beim Fahrverhalten gibt es große Unterschiede

Waren sie lange eher ein Nischenprodukt, werden Lastenräder seit einiger Zeit immer beliebter. So wurden im Jahr 2023 nach Angaben des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV) rund 189.000 motorisierte Lastenräder verkauft – etwa 14,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Und selbst wenn sich die Verkaufszahlen von unmotorisierten Lastenrädern nicht ganz so rasant entwickeln, steigen sie auch hier: Dem ZIV zufolge wurden 2023 rund 46.250 Stück verkauft.

Auch René Filippek, Sprecher beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) bestätigt den Trend: „Sowohl im privaten, als auch im gewerblichen Bereich werden die Räder immer häufiger genutzt. So haben etwa viele Paketdienstleister in größeren Städten Mikrodepots, von wo aus die Kuriere die Pakte einsammeln und per Rad zu den Kunden bringen.“ Mittlerweile haben neben den klassischen Lastenradherstellern auch immer mehr normale Radproduzenten Lastenräder im Programm. Die Unterschiede sind dabei jedoch groß.

Wahl zwischen einspurig und mehrspurigem Rad

„Bei aller Vielfalt haben zunächst alle Lastenräder gemein, dass sie mehr als das Übliche transportieren sollen“, erklärt Filippek. „Wie die Zusatzlast transportiert wird, hängt ganz von den Modellen ab.“ Die Räder können zunächst in einspurige und mehrspurige Gefährte eingeteilt werden: Bei den Einspurigen hat das Lastenrad – wie das normale Fahrrad auch – zwei Räder, die Ladefläche ist entweder vor dem Lenker oder hinter dem Sattel angebracht. Bei den mehrspurigen Lastenrädern ist meist die Transportkiste vor dem Lenker und rechts und links neben der Kiste jeweils ein Rad. „Der Unterschied liegt vor allem in der Fahrweise und der Stabilität“, sagt Filippek. „Vor- und Nachteile haben alle beide.“

Zweirädrige Lastenräder: schneller aber schwerer lenkbar

„Die Vorteile bei zweirädrigen Lastenrädern sind unter anderem, dass man das Rad schneller fahren kann, man ist nicht so breit und kommt somit besser durch den Verkehr und findet leichter Abstellmöglichkeiten“, erklärt der Rad-Experte. Nachteilig sei vor allem, dass es herausfordernd sein kann, das Gleichgewicht zu halten. Bei den dreirädrigen Lastenrädern hingegen gibt es meist mehr Stauraum und die Räder kippen weniger leicht um – sowohl beim langsamen Fahren als auch im Stand – und sie lassen sich so auch leichter beladen. Die Nachteile: Beim schnellen Fahren können die Räder vor allem in Kurven kippen und man kommt schwerer durch den Verkehr. Allen Lastenrädern gemein ist, dass sie einen größeren Wendekreis als herkömmliche Fahrräder haben und die Lenkung gewöhnungsbedürftig ist. „Da hilft nur Üben“, sagt der ADFC-Sprecher.

Longtails, Long Johns, Bäckerrad oder Trail?

Full length front view of multi-ethnic group of adults with child and dog smiling at camera as they approach on open street in downtown Los Angeles.
Mehr als drei Viertel der 2020 verkauften Lastenräder hatten einen Elektro-Motor
(GettyImages)

Neben der Anzahl der Räder wird bei Lastenräder auch unterschieden, wo die Last transportiert wird: vorne oder hinten. „Bei den sogenannten Long Johns befindet sich der Kasten vorne zwischen Lenker und vorgezogenem Vorderrad“, sagt Filippek. Die Dreiradkonstruktion, bei der die beiden Vorderräder die Ladebox rechts und links einrahmen, nennt sich Trike. „Bei den Longtails gibt es hinten einen langgezogenen, sehr stabilen Gepäckträger, auf dem wahlweise Kisten, Kindersitze oder auch sperrige Gegenstände mit Gurten festgemacht werden können.“ Bei dem sogenannten „Bäcker- oder Postfahrrad“ wird vor dem Lenker einer Ladefläche montiert – meist ist dabei dann das Vorderrad etwas niedriger.

Einer der größten Unterschiede liegt im Antrieb: Mehr als drei Viertel der 2020 verkauften Lastenräder hatten einen Elektro-Motor. „So ein Lastenrad kann vor allem beladen sehr schwer zu fahren sein. Ob es aber im ausschließlich flachen Gelände einen Motor braucht, kommt auf die Fitness des Lenkers an“, sagt er.

Lastenrad oft aus Ersatz für das Zweitauto

Photo of a curious little boy, examining new family vehicle - a cargo bicycle
Vor allem bei Familien wird das Lastenrad beliebter
(GettyImages)

Für wen welches Modell am besten geeignet ist, lässt sich laut Filippek nicht verallgemeinern. „Das kommt ganz darauf an, für welchen Zweck es genutzt werden soll“, sagt er. Aktuell seien vor allem Familien die Hauptinteressenten. „Da werden die Kinder erst in die Kita gebracht und dann noch schnell eingekauft – für Viele ist das Lastenrad auch der Zweitauto-Ersatz.“

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Viele Hersteller hätten sich auf die Familien als Kunden eingestellt und zahlreiches Zubehör, wie etwa Regenverdecke und bequeme Sitze im Angebot. Eine Helmpflicht für die Kinder gibt es in den Lastenrädern nicht – Filippek rät aber trotzdem dazu. „Rechtlich vorgeschrieben ist, dass die Kinder einen besonderen Sitz haben und die Füße nicht in die Speichen geraten dürfen.“ Ob der Nachwuchs dann lieber hinten auf Sitzen oder vorne in der Kiste transportiert würden, sei Geschmackssache.

Kaufprämien: Auf jeden Fall vorher testen und nach Förderung suchen

Wer sich ein Lastenrad kaufen möchte, dem rät Filippek dringend dazu, die verschiedenen Modelle auszuprobieren. „Vor allem im Frühjahr gibt es viele lokale Fahrradmessen mit unterschiedlichen Herstellern und Händlern“, lautet sein Tipp. Nicht zu vergessen sei auch, dass die Räder auch beim Abstellen mehr Platz als ein normales Rad brauchen. Genau auszuwählen, was zu einem passt, lohnt sich zuletzt auch wegen des Preises.

Wer sich ein Lastenrad kaufen will, muss recht tief in die Tasche greifen. Je nach Modell kosten unmotorisierte Lastenräder laut Filippek ab 1500 Euro. Ist ein Motor dabei, liegt der Preis etwa bei 3.000 Euro aufwärts. Auf kommunaler Ebene wird die Anschaffung der Lastenräder immer wieder gefördert. „Da lohnt es sich, schnell zu sein, denn die Töpfe sind meist schnell leer“, sagt der Rad-Experte. „Eine gute Anlaufstelle ist die Webseite www.cargobike.jetzt . Hier gibt es einen Überblick über die Kaufprämien und auch, wo es Sharing-Systeme für die Räder gibt.“

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