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Australier fürchten neue Hitzewelle - Urlauber müssen Küstenregion verlassen
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Wetter im Ausland

Australier fürchten neue Hitzewelle - Urlauber müssen Küstenregion verlassen

HANDOUT - 02.01.2020, Australien, Fingal: Ein Screenshot aus einem Video zeigt ein großes Feuer, das im Nordosten Tasmaniens brennt. Bei zahlreichen Bränden in der Nähe von Fingal war eine Fläche von mehr als 6600 Hektar betroffen. Foto: Tasmania Fire Service/TASMANIA FIRE SERVICE via AAP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Bei zahlreichen Bränden in der Nähe von Fingal war eine Fläche von mehr als 6600 Hektar betroffen
( Tasmania Fire Service/TASMANIA FIRE SERVICE via AAP/dpa)

Die Brände in Australien wüten weiter - und die Aussichten sind nicht gut. Tausende Touristen müssen Buschbrandgebiete im Osten Australiens auf Anordnung der Behörden verlassen. Die Urlauber seien angewiesen, eine 250 Kilometer lange Zone entlang der Südküste des Bundesstaats New South Wales zu räumen, teilte der Verkehrsminister des Staates, Andrew Constance, am Donnerstag mit.

Die Feuerwehr des Bundesstaats New South Wales legte am Donnerstag Gebiete fest, aus dem Menschen raus sollen, die dort keinen festen Wohnsitz haben.

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Größte Massenverlegung von Menschen

Eines davon erstreckt sich 240 Kilometer lang und in unterschiedlicher Länge landeinwärts vom Urlaubsort Batemans Bay Richtung Süden bis zur Grenze des Staats Victoria. Ein anderes Gebiet, das Touristen verlassen sollen, liegt im Landesinneren. Am Samstag werden vom Wetteramt für die Region Temperaturen jenseits der 40-Grad-Grenze und starker Wind erwartet.

Dadurch können die verheerenden Buschbrände noch einmal angefacht werden, die ohnehin hohe Brandgefahr steigt weiter. Es handele sich um die „größte Massenverlegung von Menschen aus der Region, die wir je erlebt haben“.

Seit Montag: Mindestens acht Tote

Allein in dieser Woche wurden an der Südküste von New South Wales nach Behördenangaben 381 Häuser durch die Buschbrände zerstört, mindestens acht Menschen in dem Staat und im benachbarten Victoria kamen seit Montag ums Leben. Insgesamt sind seit Beginn der Krise landesweit mindestens 17 Todesopfer zu beklagen. Dutzende Menschen werden vermisst.

In ganz Australien wurden mehr als 1300 Häuser zerstört, eine Fläche von rund fünf Millionen Hektar brannte ab. Der Bundesstaat New South Wales verhängte ab Freitag erneut einen siebentägigen Notstand. Die Verhängung des Notstands ermöglicht den Behörden unter anderem die besonders schnelle Mobilisierung von Geld und Einsatzkräften, Evakuierungen und eine Unterbrechung der Strom- und Gasversorgung und Errichtung von Straßensperrungen.

Aktuell mehr als 200 Brände

In New South Wales und Victoria - den bevölkerungsreichsten Staaten in Australien - lodern aktuell mehr als 200 Brände. Kühleres Wetter seit dem Silvesterabend hat den Einsatz der Feuerwehr etwas erleichtert. Anwohner konnten dadurch zudem ihre Vorräte wieder aufstocken. Vor Tankstellen und Supermärkten bildeten sich lange Schlangen.

Richtung Norden und Westen von der Evakuierungszone aus erstreckten sich am Donnerstag lange Autokolonnen. Allerdings konnten viele Menschen gar nicht starten, weil die Tankstellen keinen Treibstoff mehr hatten oder die Pumpen wegen Stromausfällen nicht arbeiteten.

Darüber hinaus gab es in einigen an der Küste gelegenen Gemeinden Engpässe bei Lebensmitteln und Wasser, wie die Feuerwehr mitteilte. Grund hierfür war, dass seit Montag viele Straßen wegen der Brände und umgestürzter Bäume gesperrt waren.

4000 Menschen am Strand eingeschlossen

In Victoria half das Militär Tausenden Menschen, die am Dienstag vor einem Buschbrand an den Strand der Küstenstadt Mallacoota geflohen waren. Sie bekamen Lebensmittel, Treibstoff und medizinische Versorgung. Rund 500 Eingeschlossene sollten von einem Marineschiff aufgenommen und so aus der Gefahrenzone gebracht werden.

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„Wir denken, dass da rund 3000 Touristen und 1000 Einheimische sind“, sagte der Regierungschef von Victoria, Daniel Andres dem Sender ABC, mit Blick auf die Zahl der Menschen, die sich an den Strand gerettet haben. „Nicht alle von ihnen wollen weg, nicht alle können gleichzeitig auf das Schiff.“

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Familien verlieren ihr Zuhause

Dramatisch klingt, was der Deutsch-Australier Frank Klostermann in der „Bild“-Zeitung schilderte: Er wollte demnach einem Bekannten in Batemans Bay helfen, dessen Grundstück feuersicher zu machen, musste dann aber fliehen. Auch auf dem Weg Richtung Sydney wurde es brenzlig, so dass Klostermann und seine Familie eine Notunterkunft in Ulladulla ansteuern mussten.

„Ich schlief die Silvesternacht im Auto, meine Frau und die beiden Kids auf dem harten Betonboden in der Halle“, sagte Klostermann. „Wir trafen dort auch ein Ehepaar, dessen Haus gerade abgebrannt war. Sie hatten alles verloren, die Möbel, alle Erinnerungen, Bilder von Kindern, den Reisen.“

Nun hofft die Familie laut „Bild“, dass sie bald wieder zurück nach Sydney kann. „Die Menschen hier sind Buschbrände gewöhnt, aber so etwas Schlimmes gab es hier noch nie“, so Klostermann, der seit 25 Jahren in Australien lebt. „Der Klimawandel hinterlässt eindeutig seine Spuren.“

Premierminister verteidigt seine Klima-Politik

Premierminister Scott Morrison verteidigte seine Klima-Politik bei einer Pressekonferenz in Sydney. „Ich verstehe die Angst, ich verstehe die Frustration, aber das ist eine Naturkatastrophe, die am besten auf ruhige, systematische Art behandelt wird.“ Er nehme die Erderwärmung ernst, so Morrison. Er betonte zugleich, dass er seine Politik nicht auf Kosten der Wirtschaft ändern werde.

Morrison ist ein starker Befürworter der Kohleindustrie.

Australische Wissenschaftler gehen von einem deutlich gestiegenen Brandrisiko durch den Klimawandel aus. Schon seit Oktober wüten die Buschbrände auf dem Kontinent. Doch nunmehr hat sich die Lage zugespitzt: Allein in New South Wales ist mittlerweile eine Fläche der Größe Belgiens abgebrannt. Landesweit wurden mehr als 1400 Häuser zerstört.

Verheerendste Buschbrandsaison seit Beginn der Aufzeichnungen

Da die Feuer im aktuellen australischen Sommer besonders früh und mit solcher Wucht eingesetzt haben, stufen die Behörden die derzeitige Buschbrandsaison schon jetzt als die verheerendste seit Beginn der Aufzeichnungen ein. Und Besserung ist nicht in Sicht. Morrison erklärte vielmehr, dass die Krise wahrscheinlich noch Monate andauern werde.

Es werde solange weitergehen, „bis wir anständigen Regen bekommen“, der dann einige der Feuer eindämmen könne, die seit vielen Monaten loderten, sagte er am Donnerstag vor Reportern.

Canberra: Schlechteste Luftqualität der Welt

Auch die Rauchentwicklung durch die Buschbrände ist ein massives Problem, etwa in Sydney. In der Hauptstadt Canberra wurde zuletzt die schlechteste Luftqualität der Welt gemessen. Der Rauch dort war so schlimm, dass einige Menschen sogar innerhalb von Gebäuden Schutzmasken trugen. Der Rauch waberte sogar nach Neuseeland.

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