90.000 Hektar verbrannt: Kampf gegen Brände im Mittelmeerraum geht weiter | Weather.com

90.000 Hektar verbrannt: Kampf gegen Brände im Mittelmeerraum geht weiter

09.08.2021, Griechenland, Evia: Menschen beobachten die Flammen, die Bäume während eines Waldbrandes im Dorf Avgaria auf der Insel Euböa verbrennen. Feuerwehrleute und Anwohner kämpften am Montag einen siebten Tag lang gegen einen massiven Waldbrand auf der zweitgrößten griechischen Insel und versuchten, so viel wie möglich aus den Flammen zu retten, die weite Teile des unberührten Waldes vernichtet, Häuser und Geschäfte zerstört und Tausende in die Flucht getrieben haben. Foto: Michael Varaklas/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Menschen beobachten die Flammen, die Bäume während eines Waldbrandes im Dorf Avgaria auf der Insel Euböa verbrennen.
(Foto: Michael Varaklas/AP/dpa)

Die großen Waldbrände auf der griechischen Insel Euböa lodern weiterhin unkontrolliert. In der Nacht zum Dienstag gelang es Feuerwehr, Anwohnern und Freiwilligen erneut, mehrere Orte vor den Flammen zu schützen. Allerdings seien Wald und landwirtschaftlich genutzte Flächen rund um die Dörfer verbrannt, berichteten griechische Medien.

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Hoffnung auf eine Besserung

Allmählich besteht Hoffnung auf eine Verbesserung der Situation auf der zweitgrößten griechischen Insel. Zum einen ist so viel verbrannt, dass das Feuer stellenweise von allein erlischt, weil die Flammen keine Nahrung mehr finden. Zum anderen sind die meisten anderen Brände im Land mittlerweile unter Kontrolle, und die Einsatzkräfte können sich auf Euböa konzentrieren. Als weiterer positiver Faktor gilt, dass es am Dienstag in der Region keinen starken Wind gab, der die Flammen zusätzlich hätte anheizen können.

Vor der Ortschaft Kamatriades rückten am frühen Montagabend Hunderte Freiwillige an, um gemeinsam mit den Anwohnern und Feuerwehrleuten eine Menschenkette gegen die Wand aus Flammen zu bilden, die sich dem Ort näherte. Fernsehbilder zeigten große Gruppen junger Männer mit Rucksäcken und Masken, die sich einreihten.

Strom und Wasserversorgung ausgefallen

Neben Kamatriades wurden die Ortschaften Istiaia und Avgaria in derselben Region evakuiert. Strom und Wasserversorgung sind in den Brandgebieten ausgefallen, die Feuerwehr musste das Wasser in Löschwagen anliefern. Viele der Helfer waren lediglich mit Zweigen bewaffnet, um die nahenden Flammen auszuschlagen. Löschflugzeuge und -hubschrauber können bei Dunkelheit nicht fliegen.

Umorganisation des Zivilschutzes

Die griechische Regierung will den Zivilschutz in Folge der schweren Brände im Land vollständig umorganisieren. „Künftig wird die Prävention im Mittelpunkt stehen, nicht die Reaktion“, sagte Premier Kyriakos Mitsotakis am Montagabend in einer Fernsehansprache. Der Aufbauplan - auch für die Aufforstung, die nach neusten Erkenntnissen erfolgen soll - werde direkt dem Ministerpräsidenten unterstellt.

90.000 Hektar verbrannte Fläche in Griechenland

Während die Flammen vielerorts noch lodern, gibt es in Griechenland erste Untersuchungen zum Ausmaß der Schäden. Das geologische Institut der Universität Athen geht aktuell von 90.000 Hektar verbrannter Fläche im ganzen Land aus. Zum Vergleich: In Deutschland verbrannten laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung im vergangenen Jahr durch Waldbrände 368 Hektar Fläche. Im Dürresommer 2018 mit für Deutschland ungewöhnlich schweren Waldbränden vor allem in Ostdeutschland waren es 2350 Hektar.

10.08.2021, Griechenland, Euböa: Ein Bulldozer öffnet während eines Waldbrandes im Dorf Kamaria auf der Insel Euböa eine Brandschneise. Feuerwehrleute, Freiwillige und Anwohner kämpften den achten Tag in Folge gegen die massiven Waldbrände auf Griechenlands zweitgrößter Insel, während das Land «eine Naturkatastrophe von noch nie dagewesenem Ausmaß» erlebte, wie der Premierminister sagte. Foto: Petros Karadjias/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Ein Bulldozer öffnet während eines Waldbrandes im Dorf Kamaria auf der Insel Euböa eine Brandschneise.
(Foto: Petros Karadjias/AP/dpa)

Gefahr noch lange nicht gebannt

„Die Daten ändern sich ständig, weil die Ereignisse noch im Gange sind“, sagte Niki Evelpidou, an der Athener Uni Professorin für Geologie und Geo-Umwelt am Dienstag der Tageszeitung „Kathimerini“. Und selbst wenn die Brände gelöscht seien, sei damit die Gefahr noch nicht gebannt. Oft folgten „Überschwemmungen, Schlammlawinen und Erdrutsche, die bei starken Regenfällen katastrophal sein können, was in den letzten Jahren sehr häufig vorkam“.

Größte verbrannte Fläche: Auf der Insel Euböa

Die größte Fläche ist den Wissenschaftlern zufolge bisher auf der Insel Euböa verbrannt, wo die Feuer noch nicht einmal gelöscht sind: Rund 51.000 Hektar Wald liegen dort bereits in Asche. Auch die Halbinsel Peloponnes ist stark betroffen, dort sollen in der Region des antiken Olympia 10.000 Hektar verbrannt sein.

Den schnellen Wiederaufbau verbrannter Wohnhäuser und Industriegebäude sowie die Hilfe für andere Brandschäden bei den Bürgern will Athen mit einem Sonderhaushalt von 500 Millionen Euro bewältigen. Die Hilfe für die Menschen soll unbürokratisch über eine Online-Plattform erfolgen.

Klimawandel als Grund für die schweren Brände

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In den vergangenen Tagen seien im ganzen Land 586 Feuer ausgebrochen, sagte Mitsotakis. Das Klima wolle er nicht als Entschuldigung für den Verlauf der Brände nehmen, sagte der Premier. Es sei aber sehr wohl der Grund für die schweren Brände: „Es ist offensichtlich, dass die Klimakrise an die Tür des Planeten klopft.“

Luftunterstützung für brennende Gebiete in Süditalien

In Italien erhält der Katastrophenschutz weiter zahlreiche Anfragen aus den italienischen Regionen für Luftunterstützung im Kampf gegen die Waldbrände. Die Löschflugzeuge und Hubschrauber flogen am Montag meist über brennende Gebiete im süditalienischen Kalabrien, auf der Insel Sizilien und im Latium, wo auch die Hauptstadt Rom liegt, wie die Zivilschutzbehörde am Abend in Rom mitteilte. Fünf Brände habe die Feuerwehr unter Kontrolle gebracht beziehungsweise gelöscht.

70 Feuer in Italien und 45 Grad Celsius

Die Zivilschutzbehörde betonte erneut, dass ein Großteil der Brände durch unvorsichtiges Verhalten oder mutwillig ausgelöst würden. Ein Kommandant der Carabinieri-Einheit für den Waldschutz sagte der Nachrichtenagentur Ansa am Montag, dass derzeit 70 Feuer in Italien wüteten, vor allem in Apulien, Sizilien und Kalabrien. Für Dienstag und Mittwoch gelte wegen der extremen Hitze höchste Alarmbereitschaft. Auf Sizilien und Sardinien rechnete der Katastrophenschutz mit teils bis zu 45 Grad Celsius.

Entspanntere Situation in Türkei

Die Situation in der Türkei hat sich inzwischen etwas entspannt. Zwar sind im Südwesten des Landes nach offiziellen Angaben noch drei Brände nicht unter Kontrolle, Wohngebiete sind aber erst mal nicht mehr bedroht. Weil die Situation in Griechenland zurzeit schlimmer sei, werde man zwei Löschflugzeuge zum Nachbarn schicken, sagte Forstminister Bekir Pakdemirli am Montagabend.

Experten mahnen in der Türkei weiter zur Vorsicht. Auch in den nächsten Tagen soll es sehr heiß und trocken werden. Die Brandgefahr bleibt hoch.

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