Brasilien: Rekord-Dürre sorgt für Brände und niedrige Flusspegel | Weather.com

Brasilien: Rekord-Dürre sorgt für Brände und niedrige Flusspegel

Die meisten Feuer gehen auf Brandstiftung zurück.
(AP Photo/Eraldo Peres)

Brasilien erlebt die schlimmste Dürre seit Beginn der landesweiten Aufzeichnungen vor mehr als sieben Jahrzehnten. Viele wichtige Flüsse haben historisch niedrige Pegelstände. Die Brände, von denen viele wohl bewusst herbeigeführt wurden, geraten zunehmend außer Kontrolle. Zum Teil stehen auch Naturschutzgebiete in Flammen. Insgesamt sind knapp 60 Prozent des Landes von der Trockenheit beeinträchtigt – das entspricht einer Fläche, die größer ist als die EU.

"Es ist die heftigste und weitreichendste Dürre in der Geschichte"

"Dies ist das erste Mal, dass sich eine Dürre über den ganzen Weg vom Norden bis in den Südosten des Landes erstreckt", betonte Ana Paula Cunha, die als Forscherin an einem nationalen Zentrum arbeitet, das für die Überwachung von und Frühwarnung vor Naturkatastrophen zuständig ist, am Donnerstag in einer Mitteilung. "Es ist die heftigste und weitreichendste Dürre in der Geschichte."

Luftmessungen des Schweizer Unternehmens IQAir in der Metropole São Paulo, in dessen Großraum etwa 21 Millionen Menschen leben, zeigten am Montagnachmittag ein Niveau der Verschmutzung, das weltweit nur in Lahore in Pakistan noch schlimmer war. Mehr als Tausend Kilometer weiter nördlich wütete ein Brand in dem sonst bei Touristen beliebten Nationalpark Chapada dos Veadeiros.

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"Dieses Jahr fing die Trockenphase viel früher an als in den Jahren davor, während die Regenzeit intensiv, aber kurz war", sagt Nayara Stacheski, die Leiterin der Nationalparkverwaltung, der Nachrichtenagentur AP. "Der Wind ist stark, die Luftfeuchtigkeit ist sehr niedrig und es ist extrem heiß." All diese Faktoren würden die Feuer noch schlimmer machen.

Am Montag gab es einen unkontrollierten Brand in einem entlegenen Gebiet. Die Parkverwaltung wartete auf einen Hubschrauber, der Feuerwehrleute dorthin bringen sollte. Ein anderer Brand im Bereich des Parks konnte von 80 Einsatzkräften, die Unterstützung von zwei Flugzeugen erhielten, unter Kontrolle gehalten werden. Derweil drohten noch an zwei weiteren Stellen, Flammen auf das Gebiet des Parks überzugreifen.

Die meisten Feuer gehen auf Brandstiftung zurück

Und diese Brände in einem der wenigen Bereiche der brasilianischen Savanne Cerrado, die unter Naturschutz stehen, sind nur die neueste Entwicklung in dem Drama, von dem das Land nun schon seit mehreren Monaten heimgesucht wird. Von Anfang Januar bis zum 8. September registrierten die Behörden insgesamt fast 160 000 Brände, so viele wie zuletzt im Jahr 2010. In Pantanal, einem riesigen Feuchtgebiet an den Grenzen zu Bolivien und Paraguay, ist es bereits das zweitschlimmste Brandjahr seit Beginn der Aufzeichnungen.

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Die meisten Feuer gehen auf Brandstiftung zurück. Oft erfolgt diese im Rahmen der Schaffung von neuen Flächen für die landwirtschaftliche Nutzung. Die Dimensionen dabei sind gewaltig: Allein in diesem Jahr hat in Brasilien bisher eine Fläche etwa so groß wie Italien in Flammen gestanden.

Aber die Brände sind im Moment nicht das einzige Problem in dem südamerikanischen Land. Gut 1900 Kilometer nordöstlich des Nationalparks Chapada dos Veadeiros, in der Stadt Tabatinga, ist der Amazonas, der eigentlich wasserreichste Fluss der Welt, derzeit nur ein Schatten seiner selbst. Auch am Rio Madeira, einem der wichtigsten Nebenflüsse des Stroms, werden historisch niedrige Pegel gemessen. Und mit einer schnellen Entspannung der Lage ist kaum zu rechnen – größere Regenmengen werden erst wieder im Oktober erwartet.

In der Amazonas-Region sind die Flüsse auch wichtige Transportwege.

Viele entlegene Orte sind nur über diese zu erreichen. Dutzende sind wegen der niedrigen Wasserstände nun praktisch von der Außenwelt abgeschnitten. Betroffen ist unter anderem der Ort Fidadelfia, in dem

387 Familien des indigenen Volkes Tikuna leben. Wegen der Dürre gibt es dort auch nicht mehr genug Trinkwasser. Weil Kinder zum Teil schmutziges Wasser trinken, steigt die Zahl der Erkrankungen.

Auch Nahrungsmittel seien knapp geworden, weil Feldfrüchte verkümmern würden und es immer schwieriger werde, in umliegende Städte zu fahren, sagt Myrian Tikuna. Die örtliche Anführerin übermittelt der AP ein Selfie, auf dem im Hintergrund nicht mehr Wasser, sondern schier endlose Sandbänke die Landschaft prägen. "Das war der Amazonas-Fluss", sagt sie. "Jetzt ist das eine Wüste. Wenn es noch schlimmer kommt, wird unser Volk verschwinden. Uns wird jetzt bewusst, wie gravierend der Klimawandel ist."

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