Tod im Gebirge: Bergung oft nicht möglich | Weather.com

Himalaya, Karakorum, Alpen - Wann wird der Berg zum Grab?

Vom Laila Peak bis in die Alpen : Warum Tote im Hochgebirge oft nicht geborgen werden können und welche Ausnahmen es gibt.

Ihr Wille war es, nicht geborgen zu werden, falls Retter dabei in Gefahr geraten würden: Die Garmischer Sympathieträgerin und Biathlon-Olympiasiegerin verstarb Ende Juli bei einem tragischen Bergunfall am Laila Peak.
(dpa)

Der Fall Laura Dahlmeier zeigt, wie schwer die Bergung aus den höchsten Gebirgen der Welt ist. Wer den Mount Everest bezwingt, kommt an Toten vorbei. In den Alpen ist das so nicht vorstellbar.

Was geschah im Fall von Laura Dahlmeier?

Der Tod der ehemaligen Biathletin Laura Dahlmeier hat die Frage aufgeworfen, ob und wie verunglückte Bergsteiger aus dem Gebirge geborgen werden können. Die erfahrene Bergsportlerin kam am 28. Juli bei einer Expedition am 6.096 Meter hohen Laila Peak im Karakorum-Gebirge in Pakistan durch Steinschlag ums Leben. Nach Angaben ihres Managements hatte sie verfügt, dass ihr Leichnam im Berg bleiben solle, falls sich Helfer bei einer Bergung in Lebensgefahr begeben würden. Ob eine spätere Bergung erfolgen soll, ist offen. In der Region um den Laila Peak starben in diesem Jahr bereits mindestens zwei weitere Kletterer.

Wie ist die Situation an den höchsten Bergen der Welt?

Am Mount Everest im nepalesisch-chinesischen Grenzgebiet stehen jede Saison Abenteurer oftmals Schlange in Richtung Gipfel. Wie viele Menschen beim Versuch, den mit 8.848 Metern höchsten Berg der Welt zu bezwingen, gestorben sind, lässt sich nicht sicher sagen. Die Organisation Himalayan Database geht von rund 340 Todesfällen zwischen 1921 und 2024 aus.

Geschätzte 170 Leichen liegen am Mount Everest

Am zweithöchsten Berg, dem 8.611 Meter hohen K2 im Grenzgebiet zwischen Pakistan und China, sind es der dortigen Tourismusbehörde zufolge rund 90 Tote seit den 1930er Jahren. Etwa die Hälfte der Everest-Toten dürfte Schätzungen zufolge noch auf dem Berg liegen – weil sie nicht gefunden wurden oder weil ihre Bergung schlichtweg unmöglich ist. Das Schmelzen von Eis und Schnee ließ in den vergangenen Jahren einige Leichen wieder sichtbar werden. Manche Tote bleiben über Jahre und Jahrzehnte liegen, teils in Sichtweite der Routen. Einzelne sind dort quasi zu Wegmarken geworden, haben Namen bekommen – Green Boots etwa, ein Bergsteiger mit grünen Stiefeln. Er wurde Berichten zufolge – wie auch sterbliche Überreste anderer Opfer – inzwischen etwas abseits der Kletterroute gebracht.

Warum sind Bergungen auf Achttausendern so gefährlich?

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Die extremen Bedingungen in der sogenannten Todeszone machen jede Bergung riskant. Die Luft ist dünn, das Gelände steil und oft vereist. Gefrorene Körper sind schwerer, für ihren Abtransport werden vier bis fünf Träger benötigt. 2024 wurden bei einer Säuberungsaktion auf mehreren Achttausendern nicht nur elf Tonnen Müll, sondern auch fünf Leichen ins Tal gebracht. Solche Aktionen werden von Behörden, Expeditionsteams oder einzelnen Bergsteigern initiiert.

Welche Kosten entstehen bei einer Bergung?

Eine Bergung vom Mount Everest kann bis zu 100.000 Dollar kosten. Je näher dem Gipfel desto teurer – je tiefer der Fundort liegt, desto günstiger wird der Abtransport. In der Regel tragen die Familien die Kosten, es sei denn, es handelt sich um einen Bergführer – dann übernehmen oft die Unternehmen oder Sherpa-Gemeinschaften die Initiative. Wegen der hohen Kosten oder aufgrund des ausdrücklichen Wunsches der Kletterer bleiben viele Leichen am Berg.

Wie läuft eine Bergung in den bayerischen Alpen ab?

In den bayerischen Alpen müssen laut Polizei grundsätzlich alle Bergtoten geborgen werden. Die rechtlichen Vorgaben ergeben sich aus Bestattungsgesetz und -verordnung. Ein Zurücklassen der Leiche auf dem Berg ist nicht vorgesehen. Nur in Ausnahmefällen, wenn etwa akute Lawinen- oder Steinschlaggefahr besteht, wird die Bergung verschoben. Meist erfolgt sie dann innerhalb weniger Tage.

Wie wird nach Vermissten gesucht?

Bei Vermisstenfällen wird so lange intensiv gesucht wie eine Überlebenschance besteht. Dabei arbeiten Polizei und Bergwacht eng zusammen. Auch bei schwierigen Bedingungen werden alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Wird die Person in dieser Phase nicht gefunden, erfolgen in zeitlichen Abständen weitere Suchaktionen – ähnlich wie bei Vermisstenfällen außerhalb des Gebirges.

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