Flächenbrand auf Reutlinger Achalm - Orkan Sabine facht Flammen an | Weather.com

Flächenbrand auf Reutlinger Achalm - Orkan Sabine facht Flammen an

09.02.2020, Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf: Ein geparktes Auto ist von einem umgestürzten Baum bedeckt. Das Sturmtief «Sabine» zieht am Sonntagabend über Nordrhein-Westfalen hinweg. Foto: David Young/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Orkan Sabine erreicht am frühen Montagmorgen den Süden des Landes und nimmt immer mehr an Stärke zu. Im Schwarzwald wurden Böen von 177 Stundenkilometer gemessen. In der Nacht haben starke Winde bereits einen Brand ausgelöst. In anderen Bundesländern kommt es zur Verkehrsausfällen.

Baden-Württemberg: Böen bis 177 km/h - Orkan löst Brand aus

An der Reutlinger Achalm haben in der Nacht zum Montag rund fünf Hektar Gras und Gebüsch gebrannt. Orkantief Sabine fachte die Flammen immer wieder an. Wegen des Wetters und der steilen Hanglage hatte es die Feuerwehr schwer, wie es von der Polizei hieß. Nach rund zwei Stunden konnten die Einsatzkräfte die Flammen aber löschen. Ersten Ermittlungen zufolge könnte ein nicht vollständig gelöschter Grill für den Brand am Hausberg von Reutlingen verantwortlich gewesen sein. Verletzt wurde niemand.

Bis zum frühen Montagmorgen meldeten Polizei und Feuerwehren zunächst keine verheerenden Schäden. Umgefallene Bäume, Dixi-Klos und umgestürzte Bauzäune hielten die Beamten zwar auf Trab, zu größeren Einsätzen kam es zunächst jedoch nicht, wie mehrere Polizeipräsidien am Montagmorgen mitteilten. "Wir hatten viele umgestürzte Bäume, lose Äste und Baustellenbeschränkungen, verletzt wurde zum Glück niemand", sagte ein Polizeisprecher aus Karlsruhe. Dort zählte man in den frühen Morgenstunden etwa 86 Unwettereinsätze. In Pforzheim habe es ein paar Autoschäden gegeben. Ein Polizeisprecher in Offenburg berichtete von etwa 100 Einsätzen seit 22 Uhr.

Wegen des Orkans stehen die Lifte am Feldberg im Schwarzwald auch am Montag still. „Wir bitten die Warnungen und Empfehlungen des Deutschen Wetterdienstes zu beachten,“ twitterte der Liftverbund Feldberg Bislang ist nach Angaben der Betreiber nicht absehbar, wann der Skibetrieb wieder starten kann.

Für den Schwarzwald gilt in einigen Regionen die höchste der insgesamt vier Warnstufen. Örtlich wird vor Starkregen mit 20 bis 40 Litern pro Quadratmeter gewarnt. Den Höhepunkt des Orkantiefs bis 6 Uhr, gegen 7 Uhr dürfte der Orkan auch den Großraum Stuttgart erreichen. Im Laufe des Montagvormittags zieht der Sturm über den Südosten des Landes weiter.

Zahlreiche Flüge in Düsseldorf und Köln gestrichen

An den Flughäfen in Nordrhein-Westfalen fallen wegen des am Montagmorgen zahlreiche Flüge aus. Am größten Airport des Landes in Düsseldorf wurden Verbindungen nach Berlin, München oder Wien annulliert. In zahlreichen anderen Maschinen etwa nach Lissabon, Amsterdam oder Fuerteventura startete das Boarding nach Angaben des Flughafens aber pünktlich.

Ähnlich die Situation in Köln: Während Maschinen nach Leipzig, Mailand oder Hamburg ausfielen, wurden Passagiere für Flüge nach London, Barcelona oder Manchester wie geplant abgefertigt.

Vor allem die Entscheidung von Eurowings, während des Sturms fast alle Flüge zu streichen, führte an den beiden großen NRW-Flughäfen zu rund 150 gestrichenen Starts und Landungen.

Verkehrsausfälle in Hessen

Auch in Hessen müssen Pendler und Reisende müssen noch den ganzen Tag über mit Einschränkungen im Bahnverkehr rechnen. Vielerorts in Hessen fällt die Schule aus.

Polizeien in Hessen berichteten von Einsätzen wegen umgestürzter Bäume, die Straßen blockierten. Der Ausleger eines Baukrans wurde in das Dach des Frankfurter Doms gedrückt. Verletzt worden sei niemand, berichtete die Polizei. Wie groß der Schaden ist, konnte in der Nacht noch nicht gesagt werden. Die Feuerwehr stellte fest, dass der Ausleger keine Gefahr darstellt, wie ein Sprecher sagte. Eine Fachfirma sollte den Kran am Montag zurückbauen und den Ausleger entfernen.

Bereits am Sonntag hatten zahlreiche Kreise und Städte in Hessen bekanntgegeben, dass der Unterricht ausfällt, weil die Schüler womöglich nicht gefahrlos zu den Schulen kommen können oder Busse und Bahnen nicht fahren.

Die großen Verkehrsverbünde warnten Pendler und andere Reisende vor Einschränkungen. Sie empfahlen, vor Fahrtantritt mögliche Ausfälle von Bussen und Bahnen zu prüfen. "Aufgrund von Unwettern mit Orkanböen, Graupelschauern und Gewittern kommt es derzeit im gesamten RMV-Gebiet zu Ausfällen und Verspätungen im Bus- und Bahnverkehr", berichtete etwa der Rhein-Main-Verkehsverbund am frühen Montagmorgen auf seiner Homepage.

Die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) kündigte in der Nacht zum Montag an, den Betrieb aller Bus- und Straßenbahnlinien am Montag bis auf Weiteres vollständig einzustellen. Betroffen davon seien auch die Schulbuslinien im Verkehrsgebiet, zu dem auch Teile Südhessens gehören.

Auch die Deutsche Bahn hatte darauf hingewiesen, dass in vielen Regionen Züge womöglich nicht fahren können, weil Äste oder ganze Bäume auf den Strecken liegen. Der Fernverkehr wurde am Sonntagabend komplett eingestellt und sollte erst am Montagvormittag ab 10 Uhr nach und nach wieder aufgenommen werden. Auch der größte deutsche Flughafen in Frankfurt rechnete mit Beeinträchtigungen, zahlreiche Flüge wurden bereits für den Montag abgesagt.

Sturm richtet in NRW weniger Schäden an als befürchtet

In Nordrhein-Westfalen hat Orkan Sabine in der Nacht zum Montag in offensichtlich weniger Schäden angerichtet als im Vorfeld befürchtet. Zwar gab es Verletzte, über Todesopfer wurde jedoch zunächst nichts bekannt. In den meisten Fällen hatten es die Einsatzkräfte mit umgestürzten Bäumen zu tun. In einigen Ortschaften fiel der Strom aus. Tausende Feuerwehrleute waren im Einsatz. Als sich nach Mitternacht das Wetter etwas beruhigte, reduzierten viele Wachen ihre Besetzung.

Advertisement

Die Auswirkungen des Sturms sind dennoch beträchtlich. So ist am Morgen mit einer deutlichen Beeinträchtigung des Berufsverkehrs zu rechnen: Der Bahnverkehr in Nordrhein-Westfalen wird am Montag nur schrittweise wieder in Gang kommen.

Schulen haben sturmfrei

Umgestürzte Bäume werden am Morgen auch wichtige Autobahnstrecken blockieren. So wird nach Angaben der Landesleitstelle die A4 Richtung Köln zwischen Elsdorf und Kerpen noch bis zum Morgen gesperrt sein. In Hagen ist die A45 in Fahrtrichtung Frankfurt zwischen dem Kreuz Hagen und der Anschlussstelle Hagen-Süd voraussichtlich bis Montagmittag, 13.00 Uhr, voll gesperrt. Auch Bundes-, Landes- und Kreisstraßen werden am Morgen stellenweise noch nicht nutzbar sein. Aus Sicherheitsgründen konnten die Straßenmeistereien umgestürzte Bäume in der Nacht noch nicht beseitigen. Zahlreiche Flüge sind gestrichen worden.

Etliche Städte lassen am Montag den Unterricht an ihren Schulen ausfallen - darunter Köln, Düsseldorf, Essen, Aachen, Mülheim und Gelsenkirchen. Am Sonntag hatten sich kurzfristig auch noch Münster, Dortmund sowie weitere Kreise und Gemeinden angeschlossen. Auch etliche Kindertagesstätten - darunter in Köln, Düsseldorf und Solingen - werden geschlossen bleiben. An vielen Schulen und Kindertagesstätten soll es aber eine Notbetreuung geben.

Schwerverletzte nach Verkehrsunfällen

In Mülheim an der Ruhr hatten zwei Insassen eines Autos großes Glück: Ein 25 Meter hoher Baum erwischte ihren fahrenden Wagen im hinteren Bereich. Das Auto geriet ins Schleudern und landete im Straßengraben. Die beiden konnten sich selbst befreien. Nur leicht verletzt kamen sie in ein Krankenhaus. «Wäre das Fahrzeug nur eine Sekunde eher an der Stelle gewesen, hätte es wesentlich schlimmer ausgehen können», berichtete die Feuerwehr Mülheim am frühen Montagmorgen.

In Dortmund kam es durch den Sturm zu einem Verkehrsunfall. Dabei wurde ein Mensch schwer verletzt. In Paderborn erlitt ein 16-Jähriger durch einen herabstürzenden Ast Kopfverletzungen. In Essen wurde eine 47 Jahre alte Frau von einer herabstürzenden Schieferplatte leicht verletzt.

Hunderte Feuerwehreinsätze in der Nacht

In Aachen und in der Städteregion Aachen rückten die Einsatzkräfte bis 1 Uhr zu 432 Einsätzen aus. In den meisten Fällen ging es um umgestürzte Bäume. Verletzte gab es keine.

In Krefeld beschädigten Bäume die Oberleitungen der Straßenbahn. Die Stadtwerke stellten daraufhin am Abend den Betrieb aller vier Linien ein.

Sturm deckt Dächer ab

Die Einsatzkräfte waren nicht nur mit dem Zersägen von Bäumen beschäftigt, die auf Straßen, geparkte Autos oder gegen Häuser gefallen waren. So berichtete die Feuerwehr Essen, dass mehrfach Bauzäune oder Baugerüste gesichert werden mussten - ebenso Baustellentoiletten, ein Pavillon oder Trampoline. Gelockerte oder herabgewehte Dachziegel waren ebenfalls häufig.

In Viersen mussten fünf Menschen ihre Wohnungen in den oberen Etagen eines Mehrfamilienhauses verlassen. Hier hatte der Wind die Fassade und eine Decke im Haus beschädigt. Die fünf kamen bei Bekannten unter. In Hemer wurde das Dach eines Hauses teilweise abgedeckt. Abgedeckte Dächer gab es auch in Oberhausen. Viele Feuerwehren gingen in der Nacht davon aus, dass bei Tagesanbruch noch weitere Sturmschäden sichtbar werden.

In Mönchengladbach kam es im „Carolina Park“ in einer Hochausanlage zu technischen Störungen. Durch den Ausfall blieben drei Personen im Aufzug stecken. Drei Feuerwehren rückten an, um die Festeckenden zu befreien. Nach 20 Minuten konnten die Bewohner befreit werden.

Lesen Sie außerdem:

Orkan-Showdown: Wo Sabine am Montag nochmal richtig gefährlich wird - Video

Orkan-Ticker: 16-Jähriger schwer verletzt, Bahn stellt Fernverkehr ein, viele Schulen zu

Advertisement