
Der Polarwirbel wird abgedrängt und zerfällt ab Montag in zwei oder sogar drei Teilwirbel. Und der Polarwirbel wird sich wohl nicht mehr erholen. Doch droht uns jetzt wirklich nochmal ein harter Wintereinbruch im März? Bei dieser Frage hilft uns ein Blick auf vergangene Ereignisse, denn neu ist das alles nicht.
-26 Grad und 50 cm Schnee: Das passierte 2021
Auch im Januar 2021 hat sich der Polarwirbel schonmal geteilt. Am 07. Februar kam es dann zu einem Schneechaos vom Münsterland bis nach Sachsen. Kalte Polarluft aus Osten prallte damals auf ein warmes Tief aus Westen. Es bildete sich eine sehr intensive Luftmassengrenze aus, an der es sehr stark schneite und durch den starken Ostwind kam es gebietsweise zu Schneeverwehungen. Verbreitet fielen 35 bis 55 Zentimeter Schnee. In der Spitze kamen sogar fast 90 Zentimeter zusammen.
Etwas weiter südlich gab es markanten Eisregen, der zu einer dicken Eischicht führte.
Nach dem Schneefall wurde es schnell klirrend kalt. Am kältesten war es mit -26,7 Grad in Mühlhausen-Görmar, nordwestlich von Erfurt.

Kurz darauf kam es zu einer massiven Erwärmung um bis zu 40 Grad. Binnen weniger Tage schnellten die Temperaturen auf bis zu 22 Grad nach oben.
Aber es geht auch anders und zwar mit weniger Schnee.
Polarwirbel-Split 2018 sorgte für „Beast from the East”
Im Februar 2018 gab es einen Polarwirbel-Split, der eine kräftige Kältewelle in Europa auslöste. In England und Irland wurde das als „Beast from the East“ bezeichnet.
Zwischen dem 22. Februar und dem 5. März kam es zu einer starken Abkühlung. Arktische Kaltluft aus Osten schoss geradezu nach Westen.
In England fielen die Temperaturen auf bis zu -14,7 Grad und es kam zu starkem Schneefall an der Nordsee und der Irischen See. Der kalte Ostwind wehte teilweise in Orkanstärke. Die höchste Windböe in Norwegen wurde mit 187 km/h angegeben.
Deutschland verfiel in den Dauerfrost. Auf der Zugspitze wurden -30,5 Grad gemessen, in Lübeck -15 Grad bei starkem Schneefall von der Ostsee. Es war sehr kalt, besonders im scharfen Ostwind. Diese Wetterlage hielt fast zwei Wochen an, ehe es wieder wärmer wurde.
Wintereinbruch könnte ähnlich wie 2018 werden
Spannend ist, dass sich bereits jetzt ein Grönland-Hoch formiert. Das ist sowohl 2018 als auch 2021 vor dem Kälteeinbruch passiert. Es könnte also wirklich nochmal einen harten Wintereinbruch geben im März. Aber wie kalt kann es werden?
Einen sehr guten Hinweis darauf gibt uns der späte Wintereinbruch 2018.
Durch eine zweiten Kältewelle aus Osten wurde es am 19. März 2018 nochmal -14,9 Grad kalt im sächsischen Marienberg. Tiefstwerte zwischen -5 und -10 Grad gab es in ganz Deutschland. Im Süden herrschte an mehreren Tagen Dauerfrost und im Norden sanken die Höchstwerte auf bis zu 5 Grad. Die Kältewelle war aber nach rund einer Woche vorbei, je nach Region.
So ähnlich könnte es auch dieses Jahr laufen. Unser Glück ist, dass wir uns schon im März befinden und die Temperaturen steigen.
Warum spaltet sich der Polarwirbel?
Warum genau es zu einer Spaltung des Polarwirbels kommt, das ist immer noch nicht ganz erforscht. Aber man kennt einen wichtigen Mechanismus. Insbesondere in La-Niña-Jahren ist die Verbindung zwischen der Madden-Julian-Oszillation (MJO) im Pazifik und dem Polarwirbel stark.
Die MJO beschreibt die Lage der konvektiv aktivsten Zone im Indo-Pazifik. Man kann es sich so vorstellen, dass ein riesige Gewitter-Zone am Äquator, zwischen Afrika und Südamerika hin und her wandert. Die MJO ist eine wesentliche Quelle für planetare Wellen, auch Rossby-Wellen genannt. Denn die tropischen Gewitter sorgen für aufsteigende Luft und das löst insgesamt eine Wellenbewegung in der Atmosphäre aus.
Die MJO lässt sich in 8 Phasen unterteilen, je nach Lage der Gewitter.
In La-Niña-Jahren hat besonders die Phase 7 einen starken Einfluss auf den Polarwirbel. Und da die Phase 7 erst vor wenigen Tagen zu Ende gegangen ist, könnte es gut sein, dass die MJO die Hochdruckwelle angestoßen hat, die jetzt langsam den Polarwirbel zur Seite schiebt und ersetzt.
Polarwirbel-Split und die Folgen
Da sich der Polarwirbel wohl nicht mehr erholen wird, lassen sich zwei Dinge schlussfolgern: Kommt es nochmal zu einer Kältewelle in Deutschland, dann liegt der Grund dafür wahrscheinlich im Pazifik. Und da sich der Polarwirbel nicht mehr erholen wird und die Atmosphäre damit in den Sommermodus wechselt, kann man auch sagen, dass kräftige Gewitter im Pazifik den Winter dieses Jahr sehr früh beenden. Denn eigentlich sind die Eisheiligen im Mai das spürbare Zeichen für das Ende des Polarwirbels.