Tropisches Phänomen bringt den Sommer ins Wanken | Weather.com

Tropisches Phänomen bringt den Sommer ins Wanken

Wo ist der Sommer, wann kommt er wieder und was hat ein tropisches Phänomen damit zu tun?

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Wir sind umgeben von Hitze, aber in Deutschland ist es kühl. In Grönland ist es teilweise wärmer als in Gelsenkirchen und eigentlich sollte es doch heiß werden. Wo ist der Sommer, wann kommt er wieder und was hat ein tropisches Phänomen damit zu tun?

Von Hitze umzingelt

Ganz Europa erlebt eine Hitzewelle. Nur Deutschland gerade nicht. Warum?

Die einfache Antwort ist, dass das Hochdruckgebiet Dorle über Nord-Norwegen für Tiefdruck über den Britischen Inseln und Deutschland sorgt. Norwegen erlebt gerade eine extreme Hitzewelle mit bis zu 34 Grad. Die 30 Grad-Marke erreicht auch die Arktis und auf Grönland steigen die Temperaturen auf plus 20 Grad.

Die Warmluft stärkt grundsätzlich den Höhenrücken, also quasi das Hochdruckgebiet in der oberen Atmosphäre.

Und südlich von so einem kräftigen Hoch gibt es immer eine Zone mit tiefem Luftdruck. Oft liegt ein Skandinavien-Hoch aber über Schweden. Dann liegt das korrespondierende Tief in Italien und in Deutschland weht Ostwind bei Hochdruck.

Aber Hoch Dorle ist so weit im Norden, dass das Italien-Tief sozusagen in Deutschland auftritt. Das ist der Grund für das kühle Wetter.

Doch das ist nur die einfache Antwort, die wenig darüber verrät wie es weitergeht.

Die Madden-Julian-Oszillation

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Denn es gibt noch einen weiteren Unterstützer von Hoch Dorle und hier kommt das tropische Phänomen ins Spiel – die Madden-Julian-Oszillation (MJO).

Die MJO beschreibt die Lage der Zone der stärksten Gewitteraktivität im Indopazifik. Denn die Gewitter rund um den Äquator sind nicht gleichmäßig verteilt, sie treten oft großräumig konzentriert auf. Man kann das in Phasen unterteilen. Und diese Gewitter sind so mächtig, dass sie planetare Wellen in der Luft auslösen. Die Lage der Gewitter entscheidet darüber, ob ein Wellental in Europa ankommt oder ein Wellenscheitel. Letztlich unterstützen die Wellen der MJO die Hoch- und Tiefdruckgebiete auch in Europa.

Derzeit ist die MJO sehr aktiv. Die Phase 5 in der sie sich gerade befindet, mit Gewittern nördlich von Australien, unterstützt Hochdruck genau in Nordeuropa. Es kommen also mindestens zwei Faktoren zusammen, die Hoch Dorle stützen. Die massive Warmluft und die Fernwirkung der aktiven MJO.

Aber jetzt wird es eigentlich erst spannend, denn die MJO verrät uns etwas über die Zukunft unseres Sommers.

Hochdruck wird wieder stärker

Die MJO geht in den kommenden fünf bis zehn Tagen in eine andere Phase über. Die Phasen 6 und 7 stützen Hochdruck über Mitteleuropa, aber nicht mehr über Nordeuropa. Das heißt, dass wie in spätestens zehn Tagen ein Erstarken des Hochdrucks erwarten können. Dann könnte der stabile Sommer wieder zurückkommen.

Bis dahin wird es am Wochenende sommerlich, aber nächste Woche könnte sich das kühle Muster erneut durchsetzen. Es wird bis Ende Juli dauern, ehe wirklich ein stabiles Sommermuster einsetzt.

Das bedeutet, dass die Temperaturen im Juli nicht so stark werden, wie vorhergesagt, zumindest in Deutschland nicht, aber dass die Hitze im August höchstwahrscheinlich zurückkommen wird.

Im Prinzip hat uns die MJO eine Abkühlung geschickt, die wir vielleicht noch zu schätzen lernen werden. Denn angesichts der Hitze um uns herum, könnte sie das Beste sein, was uns passieren konnte.

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