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Klimawandel bringt Wälder in Lebensgefahr - jetzt sollen "Klumpen" Bäume retten | The Weather Channel
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Klimawandel bringt Wälder in Lebensgefahr - jetzt sollen "Klumpen" Bäume retten

Durch Trockenheit, Windbruch und Borkenkäferbefall großflächig abgestorbene Wälder im Harz, Fichten-Monokultur, hinten der Brocken, Nationalpark Harz, bei Schierke, Sachsen-Anhalt, Deutschland  Drought, wind break and bark beetle infestation have caused extensive death of forests in the Harz Mountains, spruce monoculture, back of the Brocken, Harz National Park, near Schierke, Saxony Anhalt, Germany
Der Klimawandel hinterlässt großflächig abgestorbene Wälder
(imagoimages)

Extreme Trockenheit, Stürme und der Borkenkäfer haben im Soonwald zahlreiche Kahlflächen hinterlassen. Am Donnersberg gehen flächendeckend Eichen und Schwarzkiefern ein. „Die waren vor zwei Jahren noch alle grün“, sagt Revierförster Martin Teuber.

Zudem drohe dem Jahrhunderte alten Waldstück 2020 ein Kahlfraß durch Raupen des Schwammspinners.

Schlimmsten Schäden auf der rechtsrheinischen Seite

Der Lennebergwald bei Mainz leidet ebenfalls stark unter der Trockenheit. Der Leiter von Landesforsten Rheinland-Pfalz, Jens Jacob, spricht vom „großen Sorgenkind vor den Toren der Stadt“.

Die schlimmsten Schäden gebe es allerdings auf der rechtsrheinischen Seite - in Westerwald und Taunus. Wie Forstleute in Rheinland-Pfalz versuchen, den Wald zu retten, erläuterten sie bei einer Exkursion mit Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne).

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Fichten leiden besonders an der Erderhitzung

Auflösungstendenzen des Fichtenwalds im Revier Alteburg im Soonwald gibt es schon länger, wie Forstamtsleiter Bernhard Frauenberger berichtet. Fichten sind nach Einschätzung der Fachleute besonders stark von der Erderhitzung betroffen.

2018 kam die noch immer anhaltende Trockenheit dazu, gefolgt von Sturm „Eberhard“ und dem Borkenkäfer. Kahlflächen sind die Folge. Landesweit hat Sturm „Eberhard“ im März 2019 nach Darstellung des Ministeriums an rund 350.000 Bäumen Schäden angerichtet.

9200 Fußballfelder große Fläche mit toten Bäumen

Wegen Borkenkäferbefalls seien in Rheinland-Pfalz allein 2018 rund 670.000 Fichten gefällt worden - viermal so viele wie im Vorjahr. Bis Ende September 2019 ist die Zahl auf 1,8 Millionen Bäume gestiegen. Besonders schlimm habe es in diesem Jahr den Westerwald getroffen.

In einigen Forstämtern hätten bis zu 250.000 Bäume weichen müssen. Damit sich der Borkenkäfer nicht weiter verbreitet, müsse das befallene Holz möglichst schnell aus dem Wald geräumt werden, sagt Frauenberger.

Auf Insektizide könne daher in Rheinland-Pfalz verzichtet werden, erläutern die Fachleute. Die Forstämter haben Mitte des Jahres landesweit eine rund 9200 Fußballfelder große Fläche mit toten Bäumen gemeldet - ohne die von Borkenkäfern besonders befallenen Fichten.

Forstleute setzen auf „Klumpenpflanzung“

Um aus der kahlen, etwa 13.000 Quadratmeter große kahlen Fläche im Soonwald wieder einen gesunden Wald zu machen, setzen die Forstleute auf „Klumpenpflanzung“. Große Flächen werden schon seit vielen Jahren nicht mehr bepflanzt.

Rund 20 solcher sogenannter Klumpen würden gepflanzt, berichtet Frauenberger. Jeder enthält etwa 20 bis 30 Pflanzen. „Wir lassen ganz bewusst natürliche Abläufe zu“, erklärt der Forstamtsleiter das Prinzip. Oberste Maxime sei der naturnahe Waldbau.

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Dieser werde mit der Klumpenbepflanzung nur „punktwirksam unterstützt“. Welche Bäume sind dafür am besten geeignet?

Analyse des Waldbodens

Eine Standortkartierung mit Informationen zu den Böden und ihren Nährstoffen sowie dem Klima soll dabei helfen, den Wald in Rheinland-Pfalz möglichst optimal und dauerhaft umzubauen.

Dafür wird mit Hilfe von Bohrstöcken möglichst alle 25 Meter Boden entnommen und seine Zusammensetzung genau analysiert, wie Jürgen Gauer von der Forschungsanstalt für Waldökologie erläutert.

Ein Ende der Vegetationsform Wald?

Am Donnersberg ist der Boden trotz des intensiven Regens der letzten Tage zwei, drei Zentimeter unter der Erdoberfläche noch immer staubtrocken. „Bei den Bäumen ist noch nichts angekommen“, sagt Revierförster Martin Teuber.

„Diesen Regen bräuchten wir noch mindestens fünf, sechs Wochen.“ Die Förster fürchten, dass das Baumsterben das Ende der Vegetationsform Wald bedeutet, der an dieser Stelle auch als Erosionsschutz notwendig ist.

„Wenn Eiche und Kiefer kaputt gehen, sind wir mit den heimischen Hauptbaumarten am Ende.“

Wald als Lebensnetzwerk

Ob andere Bäume wie beispielsweise Baumhasel oder Linden an der Stelle angingen, wisse man erst in 20 Jahren, sagt der Leiter des Forstamts Donnersberg, Lothar Runge. Der französische Ahorn, der vereinzelt in dem Revier wächst, könne eine Möglichkeit sein, sagt Teuber.

„Er sieht noch dunkelgrün aus.“ Sicher ist das aber nicht. Der Referent für Waldentwicklung und Umweltvorsorge im Umweltministerium, Georg Josef Wilhelm, betont: „Wald sind nicht nur Bäume, sondern ein Lebensnetzwerk von Millionen von Organismen.“

Förster haben Nachwuchssorgen

Der Klimawandel bringe den Forstleuten mehr Arbeit - noch dazu, weil Unfallgefahren im Wald steigen, sagte Ministerin Höfken. Zugleich haben die Förster Nachwuchssorgen, eine große Pensionierungswelle steht in den nächsten Jahren an, wie Jacob sagt.

Statt der derzeit rund 15 Ingenieure, die jedes Jahr eingestellt würden, müssten es doppelt so viele sein, um allein den Bestand zu halten.

Einnahmen gehen zurück, Arbeit nimmt zu

Höfken sieht noch eine andere Gefahr für den Wald in Rheinland-Pfalz, das zu den baumreichsten Bundesländern gehört. Der ins Bodenlose gefallene Holzpreis - allein bei Fichten um rund 60 Prozent - mache vor allem den privaten und kommunalen Waldbesitzern zu schaffen.

Fast die Hälfte (46 Prozent) des Waldes gehört Städten und Gemeinden, und ein gutes Viertel (27 Prozent) Privatleuten. Die Einnahmen gingen zurück, aber die Arbeit nehme zu. „Die Kosten werden überhaupt nicht mehr gedeckt.“

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