Wegen Corona-Pandemie: Wetter-Frühwarnsysteme könnten beeinträchtigt werden | Weather.com

Wegen Corona-Pandemie: Wetter-Frühwarnsysteme könnten beeinträchtigt werden

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Die Welt ist durch Wetterdaten vernetzt. Messwerte werden international aufgezeichnet und weitergegeben.
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Das neuartige Coronavirus hat nicht nur starke Auswirkungen auf unseren Alltag, sondern auch auf die Qualität der Wettervorhersage. Denn Meteorologen müssen gerade auf wichtige Datenlieferanten zum Großteil verzichten. Auch die Klimabeobachtung könnte durch den Erreger indirekt beeinträchtigt werden. Durch den Stillstand im Luftverkehr verlieren Meteorologen eine wichtige Informationsquelle.

Wetterdaten werden international gemessen

Jeden Tag erfassen zu jeder Stunde, teils auch zu jeder Minute, tausende Messgeräte Informationen zu Luftdruck, Temperatur und weiteren meteorologischen Werten. Diese Daten werden an die Wetterdienste gegeben und dort ausgewertet, und auch für die Wettervorhersagen der nächsten Tage in die Berechnungen eingespeist.

Viele Messstationen in Europa befinden sich am Boden und funktionieren vollautomatisch. Diese Messungen werden auch weiterhin funktionieren und ihre Ergebnisse in das meteorologische Datensystem eintragen.

Doch um den Wetterzustand der Atmosphäre zu analysieren, braucht es neben Bodenbeobachtungen Daten aus höheren Luftschichten, etwa in 1,5 Kilometer Höhe, in 5 Kilometer höher und darüber hinaus. Neben Satellitendaten und Wetterballonen sind vor allem Verkehrsflugzeuge ein wichtiger Datenlieferant für diese Wetterinformationen.

700.000 Messungen pro Tag

Verkehrsflugzeuge sammeln und verarbeiten meteorologische Daten durch bordeigene Sensoren und Computersysteme. Über Satellit oder Radiofrequenzen werden diese Daten schließlich an Bodenstationen gesendet. Dieses Flugzeug-Beobachtungssystem, das unter dem Namen AMDAR arbeitet, lieferte vor Beginn der Corona-Maßnahmen täglich etwa 700.000 Wetterbeobachtungen, darunter Temperatur, Windgeschwindigkeit und -richtung, Positionsdaten, und zunehmend auch Luftfeuchtigkeits- und Turbulenzmessungen.

Da nun durch die Corona-Pandemie der Großteil aller Flüge weltweit gestrichen wurde, werden auch viel weniger Messdaten aufgezeichnet. In Europa, wo normalerweise dichter Flugverkehr herrscht, stehen jetzt nur noch 10 bis 15 Prozent dieser Daten zur Verfügung.

„Zum aktuellen Zeitpunkt wirken sich die fehlenden Messungen nur schwach auf die Qualität der Wettervorhersage aus. Wenn die Verfügbarkeit von Messdaten jedoch weiter abnimmt, können wir schrittweise eine Verschlechterung der Vorhersagen erwarten,“ erklärt Lars Peter Riishojgaard, der Fachgruppenleiter bei der Weltwetterorganisation (WMO) in Genf in einer Mitteilung.

Wetterkatastrophen sind immer möglich

In Entwicklungsländern könnten zudem noch Messdaten der Bodenstationen wegfallen, da diese von menschlichen Wetterbeobachtern betrieben werden, die durch Maßnahmen gegen das Virus eingeschränkt werden können.

Der WMO-Generalsekretär, Petteri Taalas, fordert die Regierungen auf, ihre landeseigenen Frühwarnsysteme während der Pandemie zu unterstützen: „Die Auswirkungen des Klimawandels und von zunehmenden Wetterkatastrophen bleiben bestehen. Die Covid-19-Pandemie stellt eine weitere Herausforderung dar, und kann Gefahren durch das Wetter in einzelnen Ländern erhöhen. Deshalb ist es wichtig, dass Regierungen ihren Frühwarnsystemen trotz der Covid-19-Krise besondere Aufmerksamkeit schenken.“

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