Zwischen Rekorddürre und Fluten: Afrikas Wasserhaushalt gerät aus den Fugen | The Weather Channel
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Zwischen Rekorddürre und Fluten: Afrikas Wasserhaushalt gerät aus den Fugen

Afrika ist besonders vom Klimawandel betroffen. Die Länder werden entweder von verheerenden Fluten gebeutelt, wie etwa im Südsudan, wo Familien schon mehrfach durch Extremwetter vertrieben wurden (Bild links). Andernorts fliehen Menschen vor der nicht enden wollenden Dürre, zum Beispiel in Somalia (Bild rechts). Anhaltender Wassermangel hat in diesem Jahr schon 750.000 Menschen aus ihren angestammten Regionen vertrieben.
(Adrienne Surprenant/AP/dpa, Jerome Delay/AP/dpa )

Der Klimawandel macht Afrika massiv zu schaffen. Während Teile des Kontinents seit Jahren auf Wasser warten, starben zuletzt Hunderte Menschen nach massiven Überschwemmungen. Millionen sind von den Fluten betroffen. Die Kosten des Klimawandels sind hoch: Neben Verlust von Menschenleben und Zerstörung von Infrastruktur fürchten die Länder südlich der Sahara auch hohe Schulden aufgrund des Klimawandels.

Die Zahl der Toten und Verletzten durch Überschwemmungen in Afrika steigt weiter dramatisch an. Am Sonntagabend sagte die nigerianische Ministerin für humanitäre Angelegenheiten, die Zahl der Menschen, die in den vergangenen Wochen in den Fluten ums Leben kamen, sei auf über 600 gestiegen. Rund 2400 Menschen wurden außerdem verletzt, 1,3 Millionen Menschen mussten ihre Heimat verlassen.

Längst ist auch die Nahrungssicherheit in Nigeria massiv gefährdet: 450.000 Hektar Ackerfläche stehen unter Wasser - eine Fläche etwa doppelt so groß wie das Saarland. Entsprechend hat die Regierung vorige Woche die strategische Nahrungsmittelreserve des Landes geöffnet.

Bundesstaat im Sudan fast vollständig überschwemmt

Doch Nigeria ist nicht das einzige Land in Afrika, das von weitreichenden Überschwemmungen betroffen ist. Im Tschad sind nach Informationen von Floodlist, einem von der Europäischen Union mitfinanzierten Informationsdienst, mehrere Bezirke der Hauptstadt N'Djamena überflutet. Im gesamten Land sind über eine Million Menschen betroffen, wie das Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) Mitte Oktober bekanntgab.

In den Nachbarstaaten Sudan und Südsudan ist die Situation ganz ähnlich. Zehntausende Menschen mussten ihre Heimat verlassen. Im Südsudan ist der Bundesstaat Unity State fast vollständig überschwemmt. Die Einwohner werden mit Booten evakuiert, da eine Versorgung mit Hilfsgütern aus der Luft nicht mehr möglich ist. Auch in Ghana war es Anfang Oktober nach schweren Regenfällen zu Überschwemmungen in der Region um die Hauptstadt Accra gekommen.

Zwischen Dürre und Fluten

Obwohl sich die Temperaturen auf dem afrikanischen Kontinent im Vergleich etwa zu Europa noch nicht so stark erhöht haben, sind die Auswirkungen des Klimawandels in Afrika deutlich zu spüren. Vor allem der Wasserhaushalt des Kontinents ist völlig aus den Fugen geraten: Einerseits leiden die Menschen am Horn von Afrika in Äthiopien, Somalia, Teilen Kenias sowie im Süden Madagaskars unter mehrjährigen schweren Dürreperioden. In der zentralen Sahelzohne hingegen kommt es zu massiven Überschwemmungen.

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Dennoch sind die zu beobachtenden Fluten kaum eine Überraschung und fügen sich in die Prognosen nahezu aller Klimamodelle ein: Die Menschen in Nigeria, Burkina Faso, dem Tschad, Niger und Mali müssen sich demnach auf deutlich mehr Regenfälle einstellen. Der Hintergrund für diese Entwicklung ist, dass der immer wärmere Atlantik mehr Feuchtigkeit an die Luft abgibt. Diese wird anschließend mit dem Monsun immer weiter nördlich auf den Kontinent gedrückt.

Länder südlich der Sahara fürchten hohe Schulden

Nicht nur der Verlust von Menschenleben und Infrastruktur belastet die afrikanischen Länder südlich der Sahara. Aufgrund des Klimawandels müssen die betroffenen Länder innerhalb der nächsten zehn Jahre voraussichtlich mehr als eine Billion Euro an Schulden aufnehmen. Dies würde einer 50-prozentigen Erhöhung des aktuellen Schuldenstands gleichkommen – es sei denn, wohlhabende Länder stellten angemessene Finanzmittel zur Bewältigung der Klimakrise bereit. Das teilte das Internationale Aktionsnetzwerk für Schuldengerechtigkeit und Klima am Montag im Vorfeld des UN-Weltklimagipfels COP27 mit, der am 6. November in Ägypten beginnen soll.

„Wir müssen den Teufelskreis der Schulden-Klima-Falle durchbrechen und dafür sorgen, dass Länder mit niedrigerem Einkommen nicht noch mehr Schulden durch unzureichende Klimafinanzierung aufhäufen“, sagte Tess Woolfenden, eine Fachreferentin des Aktionsnetzwerks, das ein Zusammenschluss von knapp 30 Hilfsorganisationen, Forschungsprojekten und Stiftungen weltweit ist. „Wohlhabende Regierungen sollten dringend Schulden erlassen und die Verantwortung für die Klimakrise übernehmen, indem sie eine angemessene zuschussbasierte Klimafinanzierung bereitstellen.“

A​rme Länder sind besonders vom Klimawandel betroffen

Nach Angaben von Oxfam erzeugen die reichsten ein Prozent der Weltbevölkerung - etwa 63 Millionen Menschen - mehr als doppelt so viel Kohlenstoffverschmutzung wie die 3,1 Milliarden ärmsten Menschen weltweit. Gleichzeitig seien arme Länder am schlimmsten von den Auswirkungen des Klimawandels wie Dürren, Überschwemmungen, Waldbränden und Stürmen betroffen.

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