Klimawandel fördert Humusverlust in Alpenwiesen - dadurch wird noch mehr CO2 frei | Weather.com
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Klimawandel fördert Humusverlust in Alpenwiesen - dadurch wird mehr CO2 frei

Almen sind nicht nur schön fürs Auge, sie sind auch ein bedeutendes Ökosystem.
(GettyImages)

Die Wiesen der Alpen übernehmen eine Vielzahl von bedeutenden Aufgaben: So liefern sie hochwertiges Tierfutter und speichern Wasser und Nährstoffe. Außerdem verlangsamen sie die Erosion, die in bergigen Gebieten sehr stark ausfallen kann, und bieten als Ökosystem ein Zuhause für Pflanzen und Tiere. Doch vor allem der Boden ist von enormer Wichtigkeit: Der dort enthaltene Humus ist einer der größten Speicher von organischem Kohlenstoff in Mitteleuropa.

Mesokosmen wanderten durch bayrische Alpen

Wie eine aktuelle Studie von Forschenden der Technische Universität München (TUM) nun zeigt, gefährdet der Klimawandel diese zentrale Rolle von Graslandschaften im Alpen- und Voralpenraum. Das Forscherteam der TUM konnte mit einem Experiment zeigen, dass durch die Temperaturerhöhung nicht nur der Nährstoff-, sondern auch der Humusgehalt des Bodens sinkt.

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Diese Untersuchungen bewerkstelligten sie durch Mesokosmen, wie die Technische Universität in München in einer Mitteilung erläutert: Sie packten Pflanzen-Boden-Proben, die kleine Mini-Ökosysteme darstellen, in Module und setzten sie unterschiedlichen klimatischen Bedingungen aus. Sie starteten bei kühleren Verhältnissen und bewegten die Mesokosmen langsam in immer wärmere Gebiete entlang eines Höhengradienten.

Temperaturunterschied von bis zu drei Grad ausgesetzt

„Die detaillierte Untersuchung der Bodenreaktionen auf Klimaveränderungen hilft uns, die langfristigen Auswirkungen auf alpine Graslandökosysteme besser zu verstehen“, erklärt die Bodenforscherin Noelia Garcia-Franco in der Mitteilung. Durch die Verschiebung in wärmere Gebiete entstand ein Temperaturunterschied von bis zu 3 Grad für die einzelnen Proben. Die Studie wurde in den bayerischen Landkreisen Weilheim-Schongau und Garmisch-Partenkirchen durchgeführt.

Diese Mesokosmen wurden unterschiedlichen Temperaturen am selben Höhengrad ausgesetzt.
(TU München)

Die Bewirtschaftung fand unterschiedlich statt: Bei der einen Hälfte der Proben wurde beispielsweise häufiger gedüngt oder gemäht. Nach vier Jahren entnahmen die Forschenden Proben aus den Mesokosmen – und das Ergebnis ist eindeutig, wie sie in der Fachzeitschrift „Geoderma“ berichten.

H​umusgehalt fast um Viertel gesunken

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Der Temperaturanstieg verursachte einen deutlichen Rückgang des Humusgehalts im Boden und auch die Art der Bewirtschaftung spielte eine tragende Rolle. Bei einer Temperaturerhöhung von 3 Grad und einer laschen Bewirtschaftung senkte sich der Humusgehalt um 22 Prozent, bei 2 Grad um 14 Prozent. Wenn die Bewirtschaftung jedoch intensiver erfolgte, betrug der Verlust unter denselben Bedingungen nur mehr 11 Prozent. Außerdem war Stickstoff, der als wichtiger Nährstoff gilt, deutlich weniger angereichert.

Die Forschenden warnen deshalb vor den drohenden Konsequenzen des Klimawandels in Mitteleuropa: Der Temperaturanstieg findet hier deutlich schneller statt als in anderen Gebieten der Welt. Seit den 1980er-Jahren erhöhte sich der Durchschnitt bereits um 2 Grad. Das große Problem: Bei steigenden Temperaturen erhöht sich die Aktivität von Mikroorganismen, Humus wird vermehrt abgebaut und setzt dadurch CO2 frei. Der Klimawandel könnte durch diesen Mechanismus im Alpen- und Voralpenraum nochmals verstärkt werden.

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