Fotos zeigen, wie der Klimawandel Deutschland verändert

Klimawandel trifft Deutschland sichtbar. Eine dpa-Fotoserie zeigt Gletscher, Wälder und Seen im dramatischen Wandel.

Die Reste des Gletschers Watzmann auf 2060 Meter im oberen Watzmannkar, in einigen Jahren teilweise bedeckt mit Altschnee, am 10.09.2021 (oben, l), 05.09.2022 (oben, r), 11.08.2023 (unten, l) und 14.08.2024 (unten, r). Die letzten Gletscher Deutschlands schmelzen immer schneller.
Die Reste des Gletschers Watzmann auf 2060 Meter im oberen Watzmannkar bei Berchtesgaden, in einigen Jahren teilweise bedeckt mit Altschnee, am 10.09.2021 (oben, l), 05.09.2022 (oben, r), 11.08.2023 (unten, l) und 14.08.2024 (unten, r)
(Angelika Warmuth/dpa)

Gletscher schmelzen, Wälder leiden – und immer häufiger fehlt Wasser. Fotografinnen und Fotografen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) dokumentieren, wie sichtbar die Klimakrise Deutschland verändert.

Wie stark ist Deutschland vom Klimawandel betroffen?

Klimawandel trifft Deutschland sichtbar hart: Gletscher schmelzen, Wälder stehen unter Stress, und viele Seen und Flüsse führen zu wenig Wasser. Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) hat sich Deutschland seit dem vorindustriellen Zeitalter bereits um 2,6 Grad erwärmt – deutlich stärker als der weltweite Durchschnitt.

Wie sichtbar sind die Veränderungen?

Fotografen der dpa dokumentieren seit Jahren im August an denselben Orten Wälder, Gletscher und Seen. Die Bilder zeigen bereits deutliche Veränderungen, auch wenn die Serien noch relativ kurz sind. Klimaforscher warnen: Die Anzeichen für Verschärfungen nehmen zu.

Welche Rolle spielen Gletscher im Klimawandel?

"Es ist mehr oder weniger hoffnungslos für die Gletscher in Deutschland", sagt Hermann Lotze-Campen vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Der langfristige Trend mit steigenden Temperaturen und vor allen Dingen weniger Frosttagen, was sich auch in den höheren Lagen auswirkt, führe einfach dazu, dass die Gletscher nach und nach abschmelzen würden.

Wie schnell verschwinden Deutschlands Gletscher?

Nach Angaben des Deutschen Alpenvereins haben die Alpengletscher seit 1850 über die Hälfte ihrer Fläche und ein Drittel ihres Volumens verloren. Bis 2050 wird ein weiterer Verlust von 50 Prozent des verbleibenden Eisvolumens erwartet. Gegen Ende des Jahrhunderts dürften die Alpen so gut wie eisfrei sein, so der DAV. Am stärksten betroffen sind der Watzmann- und Blaueisgletscher bei Berchtesgaden, die bereits in Kürze kein Gletscherstatus mehr haben könnten.

"Ich war schockiert wie noch nie", berichtet der Wilfried Hagg von der Hochschule München nach einem aktuellen Besuch am Nördlichen Schneeferner auf der Zugspitze. Nur der Höllentalferner könnte laut Prognosen noch bis 2035 überleben.

Welche Folgen hat das Gletschersterben?

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Das Verschwinden der Gletscher hat Folgen – nicht nur auf den Skitourismus, sondern auch, weil viele Gletscher wichtig als Wasserspeicher sind. "Das kann zu mehr Hochwasser führen – und später zu mehr Niedrigwasser", so Klimaforscher Lotze-Campen. Wenn das Gletscherschmelzwasser ausbleibt, fehlt im Sommer eine wichtige Wasserquelle. Zudem erhöht der tauende Permafrost die Gefahr von Steinschlägen und Geröll-Lawinen.

Wie stark sind die deutschen Wälder geschädigt?

Vier von fünf Bäumen sind krank, meldete das Bundesagrarministerium im Frühsommer 2024. Hitze, Trockenheit, Pilzbefall und der Borkenkäfer setzen dem deutschen Wald schwer zu. "Wälder sind wichtige Kohlenstoffspeicher", erklärt Lotze-Campen. Sie sind entscheidend für die Klimaneutralität bis 2045.

Warum ist der Zustand der Wälder so kritisch?

Die Kombination aus Hitzestress, Stürmen und Schädlingsbefall sorgt dafür, dass der Wald mehr Kohlenstoff abgibt als aufnimmt – ein dramatischer Wendepunkt. Laut Bundeswaldinventur tragen die Wälder derzeit nicht zur Klimazielerreichung bei, sondern verschlechtern sie. Vergleichsbilder aus der Eifel zeigen: Wiederaufforstung dauert Jahrzehnte. "Denn wir leben ja nicht in den Tropen, wo ein Baum in drei Jahren drei Meter wächst", so Lotze-Campen.

Was passiert mit Deutschlands Seen?

"Wie der Wasserstand in einem See ist, hängt davon ab, wie die Niederschläge sind und es hängt davon ab, wie hoch die Temperatur ist, weil durch eine höhere Temperatur mehr Wasser verdunstet", sagt Lotze-Campen. In Ostdeutschland sinken die Pegel vieler Seen teils schneller als erwartet. Das bringt Probleme für Uferzonen, Badegäste und Schifffahrt.

Welche ökologischen Risiken bringt Wassermangel?

Laut Umweltbundesamt können sinkende Wasserstände dazu führen, dass Brut- und Laichgebiete verschwinden, Schadstoffe sich stärker konzentrieren und die Wassertemperaturen schneller steigen – mit weitreichenden Folgen für Ökosysteme und Wasserqualität.

Fazit

Der Klimawandel trifft Deutschland bereits heute mit voller Wucht. Die dokumentierten Veränderungen an Gletschern, Wäldern und Seen zeigen: Ohne konsequenten Klimaschutz steuern wir auf irreversible Schäden zu.

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