Grundwasser und Flüsse in Deutschland auf Tiefstand | Weather.com

Grundwasser sinkt, Flüsse trocken aus: Deutschland kämpft mit Wassermangel

Die Grundwasserstände in Deutschland vielerorts sehr niedrig. Flüsse wie die Elbe erreichen historische Tiefststände.

Blick auf den Rhein in Köln. An 80 bis 90 Prozent aller Flusspegel in Deutschland herrscht zurzeit Niedrigwasser, auch schon im Frühjahr gab es ausgeprägte Trockenheitsperioden.
Blick auf den Rhein in Köln. An 80 bis 90 Prozent aller Flusspegel in Deutschland herrscht zurzeit Niedrigwasser, auch schon im Frühjahr gab es ausgeprägte Trockenheitsperioden.
( Rolf Vennenbernd/dpa)

Niedrigwasser, Blaualgen und Fischsterben: Wie sich das wechselhafte Wetter im Jahresverlauf auf die Wasserversorgung und Flüsse ausgewirkt hat - und was man sich vom oft regenreichen Herbst erhofft.

Wie steht es um das Grundwasser in Deutschland?

Grundwasser und Flüsse in Deutschland auf Tiefstand – das zeigt sich besonders zu Beginn des Herbstes. In vielen Regionen sind die Grundwasserstände besorgniserregend niedrig. Laut Hydrobiologe Dietrich Borchardt vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung weisen rund 40 Prozent aller Messstellen niedrige bis sehr niedrige Werte auf. Besonders betroffen sind das rheinisch-westfälische Tiefland sowie Teile Nordbayerns, Thüringens und Sachsens.

Was zeigen die Flusspegel?

Auch an den Flüssen ist die Lage kritisch. An 80 bis 90 Prozent der Pegel herrscht Niedrigwasser. Die Elbe in Magdeburg erreichte Ende August mit nur 46 Zentimetern fast ihren historischen Tiefstand. Der Schiffsverkehr musste zeitweise eingestellt werden. Am Rhein waren Frachtschiffe im Frühjahr nicht mehr voll beladbar, was zu Lieferengpässen führte. Kleine Bäche und Flussläufe sind teilweise ganz ausgetrocknet.

Welche Rolle spielt das Wetter der letzten Monate?

Zu Jahresbeginn war der Februar extrem trocken, auch März und April blieben regenarm. Im Juni führten viele Flüsse bereits früh im Jahr Niedrigwasser. Nur der Juli brachte lokal ergiebigen Regen – vor allem im Norden, Nordosten und am Alpenrand. Die ungleichmäßige Regenverteilung verstärkte die Trockenphasen zusätzlich.

Was bedeutet das für Tiere und Pflanzen?

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Niedrigwasser und hohe Temperaturen schädigen Gewässerökosysteme. Flüsse heizen sich stark auf, was für viele Fischarten tödlich ist. Vermehrt treten Blaualgen auf, die giftige Stoffe freisetzen. Außerdem trocknen Auen und Nebengewässer aus – wichtige Rückzugsräume für Tiere gehen verloren. Die Fortpflanzung bestimmter Arten ist dadurch massiv gestört.

Welche Ursachen hat die zunehmende Trockenheit?

Der Klimawandel verändert den Wasserhaushalt Deutschlands deutlich. Laut Borchardt ist die durchschnittliche Temperatur bereits um zwei Grad gestiegen. Hitzewellen und lange Trockenperioden nehmen zu. Gleichzeitig steigt die Verdunstung, was die Wasserspeicher zusätzlich leert. Auch extreme Regenereignisse häufen sich – sie sind intensiver, aber nicht nachhaltig für die Grundwasserversorgung.

Welche Rolle spielen versiegelte Flächen und Böden?

Bauliche Maßnahmen wie Flächenversiegelung verhindern das Versickern von Regenwasser, das dem Grundwasser zugutekommen könnte. Wasser fließt oberflächlich ab, gelangt direkt in Flüsse und fehlt dann in tieferen Bodenschichten. Auch verdichtete Böden durch intensive Landwirtschaft verschlechtern die Speicherfähigkeit. Begradigte und eingedeichte Flüsse verschärfen das Niedrigwasserproblem zusätzlich.

Gibt es Hoffnung auf Entspannung?

Laut Borchardt lässt sich nicht vorhersagen, wie die Regenmengen im Herbst ausfallen werden. Eine gleichmäßige, langanhaltende Regenperiode – zum Beispiel ein nasser November – wäre nötig, um die Grundwasserspeicher wieder aufzufüllen. Ob das geschieht, bleibt offen.

Gibt es noch weitere Probleme beim Wasser?

Neben der Menge spielt auch die Qualität eine wachsende Rolle. Ein Drittel der Grundwasserkörper ist mit Nitrat, Pestiziden oder Nährstoffen belastet, was die Trinkwasseraufbereitung aufwendig macht. Auch bei Talsperren, der zweitwichtigsten Trinkwasserquelle, sinken die Wassermengen und Blaualgen gefährden die Qualität.

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