Ohrmarken sollen Entwaldung in Brasilien stoppen | Weather.com
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Staat in Brasilien: Mit Ohrmarken gegen Regenwald-Abholzung

Rinder in Pará bekommen elektronische Ohrmarken. Das soll Entwaldung stoppen und Klimaschutz stärken.

 Ein Lastwagen steht in einem abgeholzten Gebiet des Amazonas. Die EU geht mit einem neuen Gesetz gegen die Abholzung der Wälder vor. Foto: Fernando Souza/ZUMA Press Wire/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Eine Fläche viermal so groß wie Berlin ist allein im vergangenen Jahr an Regenwald im Amazonas verlorengegangen
(Fernando Souza/ZUMA Press Wire/dpa)

Wie will Brasilien die Entwaldung im Amazonas aufhalten?

Ohrmarken sollen Entwaldung verhindern: Im brasilianischen Bundesstaat Pará müssen Rinder künftig mit elektronischen Chips ausgestattet sein, die ihre Bewegungen dokumentieren. Diese neue Maßnahme soll dazu beitragen, illegale Abholzung zu bekämpfen und langfristig dem Klimawandel entgegenzuwirken.

Rancherin Maria Gorete aus Novo Repartimento ist eine der ersten, die das neue System testet. Ihre 76 Rinder tragen bereits die elektronischen "Ohrenschmuck". Jede Bewegung eines Tiers kann so in Echtzeit nachverfolgt werden. Die Maßnahme ist Teil einer staatlichen Initiative, die ab 2026 verpflichtend wird.

Warum steht Pará im Zentrum der Maßnahme?

Pará ist einer der Hotspots der Entwaldung: Von 339.000 km² verlorenem Regenwald in Brasilien seit 2001 entfallen über ein Drittel auf diesen Bundesstaat – das entspricht rund 14 Prozent des weltweiten Regenwaldverlusts in den letzten zwei Jahrzehnten.

Mit rund 20 Millionen Rindern ist Pará zudem einer der größten Rindfleischproduzenten Brasiliens. Viele Farmen liegen in abgelegenen Regionen, wo zuvor Regenwald gerodet wurde. Dort ersetzen Methan-ausstoßende Rinder die klimarelevanten Bäume.

Wie funktioniert die Rückverfolgung mit Ohrmarken?

Zwei Marken pro Rind erfassen Herkunft und Bewegung: Eine Nummer wird in einer staatlichen Datenbank gespeichert, der zweite Anhänger enthält einen elektronischen Chip mit Infos zur Geburt, Herkunft, Rasse und Besitzer.

Wird ein Tier verkauft oder transportiert, müssen alle Bewegungen registriert werden. Nur markierte Tiere dürfen verkauft werden – und nur von Ranchern ohne Verstöße.

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Die Regierung gleicht die Daten mit Satellitenbildern und Karten indigener Gebiete ab. Wenn eine Marke entfernt wird, ist sie unbrauchbar – ein Schutz vor Betrug.

Wer trägt die Kosten für das System?

Kleinbetriebe mit bis zu 100 Rindern bekommen die Marken gestellt. Größere Farmen müssen die Kosten selbst tragen. Der Fleischkonzern JBS, der zuvor wegen illegaler Käufe von Rindern auf entwaldetem Land kritisiert wurde, spendet zwei Millionen Marken.

JBS und andere Unternehmen versprechen, keine Tiere aus illegal gerodeten Gebieten mehr zu kaufen. Sprecher José Otavio Passos von The Nature Conservancy spricht von einer „einmaligen Gelegenheit“, in der Staat, Industrie und NGOs gemeinsam handeln.

Wie sicher ist das neue System?

Experten sehen Fortschritte – aber auch Risiken. Christian Poirier von Amazon Watch warnt, dass kriminelle Netzwerke in der Vergangenheit immer wieder Wege gefunden hätten, Maßnahmen zu umgehen.

Trotzdem sieht er in der digitalen Rückverfolgbarkeit einen wichtigen Schritt im Kampf gegen die Entwaldung. Entscheidend sei die vollständige Umsetzung und Kontrolle.

Welche Rolle spielt das System für den Klimaschutz?

Ziel ist es, Entwaldung zu stoppen und Methanemissionen zu verringern. Wenn Rinder nur noch von Farmen stammen dürfen, die keine Waldflächen zerstören, wird Regenwald geschont und die Klimabilanz verbessert.

Für Maria Gorete ist das System schon jetzt ein Gewinn: „Ich kann mein Fleisch jetzt auch an Käufer liefern, die wissen wollen, wo es herkommt.“ Ein Schritt in Richtung Transparenz – und möglicherweise auch in Richtung Klimawende.

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